Valencia Ruzafa: Im Trendviertel der Valencianos

Starke Strecke Valencia Ruzafa, Calle de Cuba: Die Valencianos nennen ihr Stadtquartier Ruzafa das «Barrio cool». Das quirlige, charmante und kreative Stadtviertel liegt nicht dort, wo alle Touristen zuerst hingehen. Schon mal gut. Und es wird noch besser.

Warst Du schon mal in Valencia? Die Stadt am Mittelmeer ist mit 800 000 Einwohnern die drittgrösste Ciudad Spaniens.

Valencia trägt nach den Weltstädten Madrid und Barcelona auch die städtetouristische Nummer drei auf dem Rücken.

Will heissen: Viele reisen immer wieder nach Madrid und Barcelona.

Und denken nach dem ersten Besuch und den ersten drei Tagen in Valencia, sie hätten nun alles gesehen, was die Stadt hergibt.

Valencia Ruzafa: Der Garten, in den lange keiner gehen wollte

Mir persönlich gibt die Mittelmeer-Stadt bei jedem Besuch etwas Neues. Ich habe eine langjährige feste Beziehung mit Valencia und ihren jährlich 300 Sonnentagen. Nur schon der Klang des geografischen Lage elektrisiert mich: Costa del Azahar, Küste der Orangenblüte.

Azahar kommt aus dem Arabischen, aus der Zeit, als grosse Teile Spaniens zum arabisch-muslimischen Grossreich gehörten. Und aus dem Arabischen stammt auch der Name unseres heutigen Quartiers: Ruzafa (oder auf valencianisch Russafa) steht für «Garten».

Das Trendviertel Ruzafa liegt etwas ausserhalb der Kernstadt, war lange ein urbaner Nonvaleur, wurde dann zum Migranten-Quartier und galt lange als ebenso unliebsame wie gefährliche Gegend.

Ein Garten, den man lange Jahre lieber mied. Weil das Stadtviertel als unsicher galt, besonders in der Nacht. Meine Erfahrung heute: Die Gegend kann als sicher gelten.

Ruzafa Valencia: Hinter den Bahnhöfen, vor der Trendkurve

Erst vor etwa zehn Jahren begann dann der Aufstieg von Ruzafa, weg vom gefährlichen Drogenviertel und hin zum quirligen, kreativen und trendigen Quartier und Szeneviertel, das es heute ist. Ein Bündel von Strassen, durchsetzt mit Ateliers und Bars, Läden, Boutiquen und Galerien, ein Viertel im steten Wandel, aber immer noch weitgehende unglobalisiert.

Was bedeutet: Das Trendquartier València Russafa ist als städtisches Viertel grösstenteils mit lokalen und regionalen Mietern, Konzepten und Angeboten besetzt. In diesem Barrio lässt sich bei jedem Aufenthalt und jeder Reise Neues entdecken, was man nicht schon anderswo tausendfach gesehen hat.

Die Lage von Ruzafa ähnelt jener von vielen anderen Starken Strecken: Das Quartier liegt, ähnlich wie der coole Boulevard de Grancy in Lausanne oder das kreative Tortona-Viertel in Milano, auf der abgewandten Seite eines Bahnhofes.

Wobei es in Valencia mit den Hauptbahnhöfen Estación del Norte und Joaquín Sorolla gleich zwei Zugstationen sind, die Ruzafa zur Postkarten-Seite der Stadt hin abschirmen.

Ruzafa liegt also hinter den Bahnhöfen. Für mich aber – und für die meisten Valencianos y Valencianas ebenso – liegt Ruzafa auch klar vor der Trendkurve. Wie jedes anständige angesagte Viertel einer Stadt.

Will heissen: In diesem Barrio passiert in Gastronomie, Food, Mode und Musik das, was bald überall passieren wird. Mittlerweile hat sich auch die Zahl der Unterkünfte, private wie gewerbliche, erhöht, neue Airbns, Bed and Breakfasts, Hotels, Apartments und Privatzimmer werden angeboten.

Die Calle de Cuba ist dabei ein perfekter Strang für Ruzafa-Anfänger. Gut besetzt mit lokalen und regionalen Restaurants und Geschäften, ausgestattet mit populären Anker-Punkten, die zum Verweilen einladen.

Aber genug gequasselt jetzt, ¡venga vamos!, rein in die Calle de Cuba, raus auf die Strasse!

Calle de Cuba, Valencia: Ein Kaffeehalt

Zu Beginn gleich ein Klassiker der Straße, ein Lieblings-Hang-Out der Traveller und ein Paradies für Kaffee-, Brot- und Kuchen-Liebhaber.

Das Dulce de Leche ist eine kleine Oase im Alltag. Ein Ort der Ruhe mitten im Szeneviertel. Wenn man denn einen Platz findet.

Ich kann mir vorstellen, dass man das übliche und omnipräsente Weissbrot der iberischen Halbinsel irgendwann mal satt hat.

Was ich mir hingegen fast nicht vorstellen kann: Dass man das Brot-Angebot des Dulce de Leche je satt haben könnte. Wobei selbiges auch für die Kuchen-Palette gilt.

Nun ist es so, dass viele Ruzaferos und Ruzaferas – so nennen sich die Einwohner des Quartiers – das Dulce de Leche zwar mögen, es aber bereits als etwas zu beliebt empfinden.

Sprich: Zu international frequentiert.

Wer also seinen Kaffee lieber in einem Ambiente geniesst, welches sehr viel stärker von Ruzafa-Eingeborenen belebt wird, geht vom Dulce de Leche her ein paar Schritte weiter.

Und ist im Los Picos Café gut aufgehoben. Mindestens so lange, bis an dieser Stellte fürs Trendviertel Ruzafa ein neuer Hang-Out empfohlen wird.

Eine Mahlzeit in Valencias Szeneviertel Russafa

Eine Mischung aus lokaler Eck-Kneipe und modernem Tapas-Lokal ist das La Flaca de Ruzafa.

Während man draussen schon an der ersten Cervecita – Bierchen – nippt, werden drinnen Klassiker der spanischen Tapas-Küche aufgetischt. Auch mal mit einem Twist.

Da kommen die Croquetas statt mit iberischem Schinken auch mal mit Shiitake-Pilzen daher, munter mischen die Tapas-Druiden Trüffel oder Sauce béarnaise in die spanischen Klassiker.

Wer sich im La Flaca de Ruzafa stärkt, ist auf der Höhe der Zeit. Und parat für weitere Entdeckungen an der Calle de Cuba im Viertel Russafa, das wir hier abwechselnd in valencianischer und spanischer Schreibweise ehren.

Valencia Ruzafa: Ein Shop

El Gnomo ist ein Concept Store der allerersten Stunde in Ruzafa. Sympathisch geführt, originell ausgestattet, trendig.

Wie so viele Orte in Valencia und Ruzafa ist auch El Gnomo bestens mit dem Fahrrad erreichbar.

Concept Stores begegnen wir immer wieder an den Starken Strecken. Wie umschreibt man das Angebot eines solchen Ladens eigentlich treffend?

Álvaro, der Besitzer von El Gnomo, sagt es mit einem Augenzwinkern so: «Wir haben die Objekte, die unbedingt nötig sind, wenn man ein zeitgenössisches Leben führen will.» Also vor allem Bücher, Geschenkartikel und Wohnobjekte.

Noch ein Laden in Russafa

Das Studio 35 ist ein schönes Beispiel dafür, wie Ruzafa (immer noch) funktioniert: Läden die mit einem Atelier gekoppelt sind.

Den Schmuck, den Sonia hier im Ladenlokal anbietet, schmiedet und bearbeitet sie im Atelier, das gleich hinter der Shop-Fläche liegt.

Und noch ein Shop

Ein Plattenladen edelt jede Starke Strecke. An der Calle de Cuba übernimmt Ultrasound Music diesen Job.

Eine tolle Vinyl-Adresse, die auch als Produktionsstudio funktioniert.

Valencia Ruzafa: Ein Mitbringsel

Spanier lassen es gerne krachen, und einen Grund für die nächste Fiesta lässt sich stets leicht finden.

Kein Zufall also, dass es auch in in einer grossen spanischen Stadt wie Valencia eine Unmenge an Läden mit Party-Accessoires gibt.

Diesen hübschen Torten-Aufstecker mit Explosions-Potenzial habe ich im Bazar Hogar gefunden, zu 1.50 Euro das Stück. Ein Laden, der sich für jedes Fest empfiehlt. Für jedes Kind. Und für alle Erwachsene, die das innere Kind haben überleben lassen.

Vieleicht erinnerst Du Dich: Das Teil, das ich hier erstanden habe, leistete mir zum dreijährigen Jubiläum des Internaut-Blogs gute Dienste.

Noch ein Mitbringsel

Wer in Valencia Station macht, wird eher früher als später am emblematischen Gericht der Gegend vorbeikommen.

Die Rede ist natürlich von Paella.

Diese plakative Paella-Abbildung ist uns im Concept-Store El Gnomo aufgefallen. Und wanderte stracks in unseren City-Rucksack. Preis: 5 Euro.

Ein Plakat mit Hintergedanken übrigens: Auf der Rückseite ist ein hübsches Paella-Rezept notiert. Macht sich also gut zum Verschenken.

Ruzafa Valencia: Ein Drink

Ruzafa zeigt sich als eine Perlenschnur von Wasserlöchern. Die nächste Bar ist meist nur ein paar Schritte entfernt. Und manchmal lohnt es sich auch, in die Nebenstrassen zu blicken.

So auch an der Calle de Cuba.

Sehr hübsch zum Sonnenuntergang zeigt sich das Lokal La Fragua Gastro Time, am Ende des Parks der Plaza Manuel Granero, an dessen Anfang das Café Los Picos steht.

Im La Fragua weiss man noch, wie ein grosszügiger Gin Tonic daherkommen soll. Und die Gäste wissen das auch.

Sehenswürdigkeiten in Umgebung zur Calle de Cuba Valencia

Jahre hat es gedauert, bis die Ruzaferos endlich ihren Park hatten. Jetzt haben sie ihn. Und das Warten hat sich gelohnt.

Der Parque Central ist eine hübsche Oase im Grossstadt-Trubel. Er liegt ganz in der Nähe der Calle de Cuba.

Regelmässige Tanz- und Theateraufführungen bietet das Theater Sala Russafa. Auch wenn man der Sprache nicht mächtig sein sollte – ein Besuch lohnt sich.

Er mag nicht so berühmt und nicht so imposant sein wie der bekannteste Markt von Valencia, das grossartige Bauwerk Mercado Central.

Aber auch der Mercat de Russafa hat seinen Charme und ist definitiv einen Besuch wert. Nice Market? Darf ich Spanglish antworten: Sí, indeed.

Anders als der Kuppelbau des Mercat Central ist die Markthalle der Ruzaferos mit einem Flachdach gehalten.

Bei gutem Sonnenstand zaubert die farbige Aussenverzierung prächtiges Licht in die Markthalle hinein. Ganz in der Nähe befindet sich auch die Barockkirche Iglesia San Valero y San Vicente Mártir.

Und wenn wir hier schon in einem Quartier hinter dem Bahnhof wandeln: Der Bahnhof Estación del Norte ist definitiv einen Besuch wert. Er ist im unverwechselbaren Modernista-Stil gehalten und gehört zu den eindrücklichsten Sehenswürdigkeiten von Valencia.

Wenn Du mehr sehen und erleben möchtest in Valencia: Hier geht es zum Blogpost über die Altstadt und damit rein ins lebhafte Viertel El Carmen.

Touren, Aktivitäten und Sehenswürdigkeiten per Velo

Abseits der üblichen Sehenswürdigkeiten, Touren und Aktivitäten ist Valencia immer eine Entdeckung per Velo wert. Die Stadt ist komplett flach und gut für Fahrräder eingerichtet und ausgeschildert. Das gilt so auch für den Bezirk Russafa.

Und natürlich ist die Stadt Valencia auch für ihre Strände bekannt. Ab Ruzafa dauert es mit Bus 93 nur eine halbe Stunde bis zur bekanntesten Playa, der Malvarrosa Beach. Wie vielfältig sich die kilometerlange Strandszene in València zeigt, kannst Du hier nachlesen. Und, wie gesagt: Per Velo lässt sich die ganze 20 Kilometer lange Playa-Szene wunderbar abfahren.

Ruzafa Valencia: Die Anreise

Das Quartier Ruzafa, das zum städtischen Distrikt Ensanche (Eixample) gehört, liegt in der Nähe vieler Sehenswürdigkeiten der Stadt. Am leichtesten lässt sich unsere Starke Strecke mit der Metro bis zur Station Xàtiva erreichen. Schöner aber finde ich einen Spaziergang, der in der Stadtmitte beginnt, bei der Station Colón.

Von dort aus sind es etwa 15 Gehminuten bis zum Viertel Ruzafa – und damit auch zur Calle de Cuba.

Für die Serie «Starke Strecke» porträtieren der Internaut und seelenverwandte Autorinnen und Autoren städtische Strassen aus aller Welt, die nicht globalisiert sind.

Kein Starbucks, kein Zara, kein Hennes & Mauritz, kein McDonald’s – sondern lokale und regionale Anbieter aus Gastronomie, Hotellerie, Shopping und Kultur, abseits der üblichen Sehenswürdigkeiten.

«Starke Strecke» ehrt Strassen, die Locals und Zugereiste gleichermassen glücklich machen. 

Hier gehts direkt zu allen Starken Strecken.