Luzern versammelt Sehenswürdigkeiten in Rekordzahl. Hier aber gehts um Lucerne beyond the postcard. An der Bruchstrasse Luzern entdecken wir ein Quartier mit Charme, Shabby Chic und Hosenträgern.
Auf dem Vierwaldstättersee schippern, Pilatus und KKL bewundern. Über die Kapellbrücke wandeln, das Verkehrshaus besuchen und unterwegs beäugen, wie (mindestens in vorcoronären Zeiten) halb China seine Uhren auf dem Schwanenplatz einkauft: Das ist die Postkartenseite der Stadt Luzern.
Nicht weit weg von der weltrekordmässigen Ansammlung von Sehenswürdigkeiten in der City gibt es noch ein anderes Stadtleben, ein entspannt quirlendes Biotop fernab des Tourismus, der im Luzerner Zentrum allgegenwärtig ist.
Heute soll für einmal das Lucerne beyond the postcard der Star sein. Genauer gesagt: Die Bruchstrasse Luzern, im Luzerner Bruchquartier.
Passend zum Manifest der Starken Strecke, wie es vor ziemlich genau drei Jahren erschienen ist: Städte entdecken abseits der globalen Händler und Ströme; lieber dort stromern, wo das wahre urbane Leben zu Hause ist.
Bruchstrasse Luzern: Vom Viehmarkt zur lebendigen Meile
Was dem Internaut auf seinen Stadt Touren immer mal wieder auffällt: Dort, wo früher Viehmärkte und Metzger regierten, stehen die Chancen gut, dass Trendquartiere erwachen und wachsen.
Nun will ich das Bruchquartier Luzern zwar nicht gerade mit dem Meatpacking District in New York oder der ehemaligen Fleischer-Meile in Kopenhagen-Vesterbro vergleichen.
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Zur AnmeldungAber auch hier geht es um eine Geschichte, die sprichwörtliches Fleisch am Knochen hat: Noch bis ins Jahr 1971 war die Bruchstrasse Luzern der Ort für den städtischen Viehmarkt.
Tempi passati.
Weihnachten als Antrieb fürs Quartier-Feeling
Natürlich: Die Leute, die schon immer an der Bruchstrasse wohnten, wissen um Charme und Geschichte ihres Quartiers. Alle anderen lernten es spätestens kennen, als sich die Gegend vor bald zehn Jahren mit einer eigenen Weihnachts-Aktion zu schmücken begann.
Seither gehört die Bruch-Weihnachten zur Stadtkultur. Mir selber gefallen Strasse und Quartier im Sommer fast besser. Weil sich dann mehr Menschen draussen bewegen und auch mal Pause machen. Wofür sich die Bruchstrasse an nicht wenigen Orten hervorragend eignet.
Wie wir auf unserer Route noch sehen werden.
Im mehrjährigen Vergleich meiner Stadtstrassen-Serie erinnert mich die Bruchstrasse Luzern durch ihre Unaufgeregtheit und ihren Quartiercharakter etwas an die Starke Strecke Bertastrasse in Zürich.
Beim Shabby-Chic-Ambiance fühle ich mich so ein wenig zurückversetzt an die Starke Strecke Schleifmühlgasse in Wien, und bei der Initiative für den lokalen Konsum kommen mir die Berliner Kiezhelden in den Sinn.
Aber natürlich ist das Luzerner Bruchquartier eine ganz eigene Welt. Eine übrigens, die auch im digitalen Raum gut gehegt wird.
Immerhin hat das Luzerner Quartier eine eigene Website und pflegt mit einem Gutscheinheft den lokalen Gedanken ebenso hübsch wie vorbildlich. Und das wollen wir jetzt gleich auch tun.
Bruchstrasse Luzern: Ein Kaffeehalt
Die Café/Bar Picollino eignet sich hervorragend für einen ersten Kaffee. Und einen letzten.
Und ziemlich vieles zwischendrin.
Durch seine Lage an der Ecke Bruchstrasse/Klosterstrasse bietet das Piccolino vor allem jenen, die draussen Platz nehmen, einen guten Überblick zu allem, was sich so tut auf der Strasse.
Ein beliebter Ort für Verabredungen aller Art. Und, wenn man mit seiner eigenen kleinen Welt mal nicht so zufrieden sein sollte: Für eine Verabredung mit sich selber.
Ein Laden
Vom Shabby-Chic (wie lange gibt es diesen Trend eigentlich schon?) hatten wir es ja bereits. Und wenn wir davon sprechen, dann darf ein Shop nicht unerwähnt bleiben.
Die Hochburg des Shabby-Chic an der Bruchstrasse.
Im Shop von Beartrice Himmlisch an der Ecke Bruchstrasse und Kasimir-Pfyffer-Strasse stehen Einzelstücke aus der Vintage-Welt zum Verkauf, ebenso wie Farbe für all jene, die ihr Zuhause in den Zustand der romantisiert-abgeranzten Pastell-Hygge-Harmonie bringen wollen.
An alle Retro-Polizistinnen und -Polizisten: Habe ich «Shabby-Chic» so einigermassen genau beschrieben?
Luzern Bruchstrasse: Noch ein Laden
Der gemeine Hosenträger, man muss es hier in aller Allgemeinheit einmal sagen, hat nicht das allermodischste Image. In der Regel ist es doch so:
Hosenträger, glaubt man zu wissen, tragen Greise nur deshalb, damit ihnen die Hosen beim Schlurfen nicht verlorengehen. Aber diese Regel gilt in diesem Haus an der Bruchstrasse nicht.
Ich jedenfalls habe noch nie erlebt, auf welches Hipness-Level man das Thema Hosenträger bringen kann. Im Atelier Treger an der Bruchstrasse geht das spielend.
Handgemachte Hosenträger, produziert in Luzern: Damit ist Treger eine tragende Säule des lokalen Gedankens im Bruchquartier der Stadt Luzern.
Eine Mahlzeit im Luzerner Bruchquartier
Wer den Internauten kennt, weiss von seiner Vorliebe für die italienische Küche. Es mag simpel klingen, aber eine wunderbare Pasta begeistert mich zu fast jeder Tageszeit.
Okay, sagen wir: Zu jeder Tageszeit ab Mittag.
Zwar war ich kürzlich im Tessin, in einem jener Grotti, wo Risotto und Gnocchi vom Fabelhaftesten serviert werden. Aber als ich nun im Drei Könige an der Luzerner Bruchstrasse von den Baumnuss-Gnocchi mit Salbei, Randen und Blauschimmelkäse kosten durfte, da wollte ich fast schon mit Euro bezahlen. Weil ich mich im Bel Paese wähnte.
Dieses Luzerner Lokal ist wirklich eine Entdeckung wert. Vor dem Entdecken zu reservieren ist übrigens eine gute Idee.
Bruchstrasse Luzern: Ein Mitbringsel
Um noch einmal auf die vielzitierte Postkarte zurückzukommen: Natürlich habe ich nichts, aber auch rein gar nichts, gegen dieses touristisch relevante Sendungsprotokoll.
Und noch weniger habe ich gegen Postkarten, wenn sie mit einem künstlerischen Anspruch aufreten.
Sehr hübsch etwa finde ich die Postkarten, welche einerseits bekannte Wahrzeichen der Altstadt zeigen – und dann aber auf einer zweiten Ebene anderes Leben hineinbringen.
Ein solches Achter-Set habe ich für 16 Franken eingetütet im hübschen Laden von Portmann Grafik. Die Karten entstammen einer Zusammenarbeit der Luzernerinnen Margherita Delussu und Yvonne Portmann.
Wer in diesem Laden übrigens noch etwas über den Karten- oder Tellerrand hinausblickt, kann gleich noch in die Kaffeerösterei von Hässig & Hässig spähen. So geht Souvenir, so geht local street culture.
Ein Instagram-Moment im Bruchquartier Luzern
Ebenso bekannt wie meine Vorliebe für italienische Küche: Schöne Böden. Wobei es da einen wichtigen Unterschied gibt.
Während ich die Mitwelt (fast) nie mit Foodie-Bildern quäle, kann ich es bei schönen Böden selten sein lassen.
Ein solcher schöner Boden ist mir im Restaurant 3 Könige über den Weg gelaufen. Zauberhaftes Ornament, finde ich.
Runterschauen hat für mich eben oft auch etwas mit Aufleben zu tun.
Bruchstrasse Luzern: Eine Bar
Was mir die Menschen im Bruchquartier, Eingeborene wie Zugezogene, ganz dringend aufgetragen habe: Dass man die Bruchstrasse unbedingt als Teil eines Quartiers begreifen müsse.
Und dass sich in einer Seitenstrasse die unvergleichliche Kneipe befinde. Diese habe ich wohl gefunden, sie war aber an jenem Abend leider geschlossen.
Für einen Drink in einer Quartierbar reichte es trotzdem. In der Bar 58, gleich neben der Kneipe. Ein wunderbares Quartier-Wohnzimmer, wo Menschen, die unvernünftig genug sind, immer noch rauchen zu wollen, etwas sonst Verbotenes tun dürfen.
Ihrer Unvernunft frönen.
Die Anreise zur Bruchstrasse Luzern
Man könnte hier einiges an Anreisemöglichkeiten per Individual- oder öffentlichem Verkehr auflisten. Aber die schönste Art finde ich, vom Postkarten-Luzern ins Geheimtipp-Luzern zu gehen. Ja, in dieser Stadt geht das gut zu Fuss.
Dafür folgt man nach der Anreise per Zug ab dem Luzerner Bahnhof etwa zehn Minuten lang der Pilatusstrasse, um danach rechts in die Bruchstrasse abzubiegen. Einfach, oder?
Noch mehr coole Strassen
Der Internaut ist in Grossstädten unterwegs und findet Strassen, die Spass machen zum Essen, Trinken, Shoppen. Strassen, die nicht globalisiert sind – sondern von lokalen und regionalen Angeboten leben.
Mehr erfahrenSehenswürdigkeiten in der Nähe zum Bruchquartier
Jetzt sind wir definitiv wieder bei der konventionellen Luzerner Postkarte angelangt. Fast alles, was in der Stadt Luzern Ruf, Rang und Namen hat, lässt sich von der Bruchstrasse aus bequem erreichen.
Wovon wir da sprechen? Nun ja, das stand eigentlich alles am Anfang schon. Was auch noch gleich ums Eck liegt: Das famose erste Kapselhotel der Schweiz, über das der Internaut schon einige Male berichtet hat.
Für die Serie «Starke Strecke» porträtieren der Internaut und seelenverwandte Autorinnen und Autoren städtische Strassen aus aller Welt, die nicht globalisiert sind.
Kein Starbucks, kein Zara, kein Hennes & Mauritz, kein McDonald’s – sondern lokale und regionale Anbieter aus Gastronomie, Hotellerie, Shopping und Kultur.
«Starke Strecke» ehrt Strassen, die Locals und Zugereiste gleichermassen glücklich machen.
Hier gehts direkt zu allen Beiträgen aus der Stadtstrassen-Serie Starken Strecke.
Komwo kann man parken als wir fuer 7 Naechten in de Bruchstrasse verbleiben?
Hallo und merci für Deinen Input! Wenn ich das richtig verstehe, geht es um eine Auto-Parkiermöglichkeit an der Bruchstrasse für 7 Tage, richtig? Zweitbeste Lösung: Ein Parkhaus suchen. Beste Lösung: Nicht mit dem Auto, sondern mit der Bahn anreisen. War das so in etwa hilfreich? Fragt und grüst, -andreas aka der Internaut-