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Swiss Travel Pass: Für die Schweiz. Aber nicht für die Schweizer

Datum

3. März 2018

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Home 9 Schweiz 9 Swiss Travel Pass: Für die Schweiz. Aber nicht für die Schweizer

Warum es das tollste SBB-Ticket, den Swiss Travel Pass, nicht für Schweizer gibt. Und wie man trotzdem das meiste aus seinem Bahnfranken macht.

Wenn Bruno Schlatter etwas zu berichten hat, hör ich hin. Wenn er poltert auch. Immerhin hat der Mann ein gutes Stück Welt gesehen. 35 Jahre lang war Bruno als Fotograf für «Tages-Anzeiger» und «SonntagsZeitung» unterwegs. Heute ist Bruno auch als Buchautor bekannt und beliebt.

In guten Zeiten waren wir auch mal zusammen en route, auf den Kanaren und auf Bintan, in Singapur, Martinique und Florida.

In aller Regel ist Bruno ja ein gutmütiger Kerl. Aber kürzlich hat er auf Facebook gepoltert. Und ketzerisch gefragt: «Warum gibt es den Swiss Travel Pass, ein richtig gutes Angebot, nicht auch für Schweizerinnen und Schweizer?»

Swiss Travel Pass: Für die Schweiz. Aber nicht für die Schweizer

Tatsächlich ist der Swiss Travel Pass eine tolle Sache. Er verleiht als General-Abonnement für 3, 4, 8 oder 15 Tage freie Fahrt im ganzen Land – und als Zückerli sind auch kostenlose Bergfahrten auf Rigi, Schilthorn und Stanserhorn drin. Der Preis ist heiss: 3 Tage kosten pro Person in der 2. Klasse 225 Franken. In der ersten Klasse sind es 358 CHF.

Ein All-in-One-Fahrausweis, der Touristen preiswert die Möglichkeit gibt, das ganze System des öffentlichen Verkehrs in der Schweiz günstig zu erleben und entdecken. Mit dem All-you-can-Travel Billett ist man in der ganzen Schweiz, vom Bodensee bis zum Genfersee (jeweils Schweizer Seite) per Bahn, Bus und Schiff ebenso günstig wie flexibel unterwegs. 

Aber eben: Wie Bruno richtig poltert, dürfen ausgerechnet Schweizer eines der tollsten SBB-Tickets für das gesamte Reiseland Schweiz nicht kaufen und benutzen.

Swiss Travel Pass, das beliebte Schweizer Ticket, das für Schweizer selber nicht erhältlich ist.

Swiss Travel Pass: Mary Smith darf. Marie Schweizer darf nicht. Das Ticket ist reserviert für ausländische Touristen. (Bild: SBB) 

In den Bedingungen des Swiss Travel Pass steht es klipp und klar: «Bezugsberechtigt sind alle Personen mit ständigem Wohnsitz ausserhalb der Schweiz und des Fürstentums Liechtenstein.»

Aus politischer Warte ist der Passus zum Swiss Travel Pass wohl einzigartig: Während im Berner Bundeshaus öfters mal von Inländervorrang gesprochen wird, herrscht hier Ausländervorrang.

Swiss Travel Pass: Das Beste für den Export

Ich habe das für Bruno und die Rest-Schweiz nachgeprüft. Per Telefon und Bahnschalter  Und immer die gleiche Antwort erhalten: Der Swiss Travel Pass ist für Touristen konzipiert und deshalb nicht für Menschen mit Schweizer Wohnsitz erhältlich. Ein «Touristen-GA», quasi, das gemäss «Blick» hervorragend ankommt beim ausländischen Zielpublikum.

Als ich mir Gedanken dazu machte, kam mir eine kleine Episode aus meiner Schulzeit in Mexiko in den Sinn. Dort wunderte ich mich immer darüber, wie sehr uns Mexiko in der Landeskunde als Herkunftsort für Spitzenkaffee geschildert wurde – und wie trüb fast jede Tasse schmeckte im Land. Ein Mexi-Maestro erklärte mir das so: «Hombre, unser Kaffee ist schon spitze. Aber das Beste geht halt immer in den Export.»

So ist es auch mit dem Swiss Travel Pass: Für jede Region der Welt erhältlich. Nur nicht in der Schweiz selber. Swiss quality for the world. But not for the Swiss. Von einem Beschiss will ich ja hier nicht sprechen. Aber liegt hier vielleicht der Tatbestand eines Beswiss vor? Das müsste wohl ein Swissness-Gericht klären. 

Die Alternativen zum Swiss Travel Pass

Aber zurück ins SBB-Land Schweiz. Für die Tatsache, dass den Touristen ein guter und flächendeckender Deal offeriert wird, habe ich Verständnis. Nicht nur Ausländer erschrecken, wenn sie die Preise der gewiss guten SBB-Dienste sehen. Und auch bei den Tickets für Bergbahnen klappt manch einem recht spontan der Kiefer runter.

Darum ist der Swiss Travel Pass sicher eine gute Sache für Touristen, die mal eben ein paar Tage durchs Land fahren wollen – und daneben noch ein paar Kröten übrig haben möchten für die (ebenfalls hohen) Reisenebenkosten.

Aber was kann ich nun Bruno und allen hiesigen Mitbrüdern und Mitschwestern sagen, die ebenso günstig wie unsere geschätzten ausländischen Touristen durchs Land gondeln möchten? Ich sehe zwei Vorgehensweisen. A) Unbedingt den Instinkt als SBB-Preisfuchs schärfen. Klar, da gibt es die Online-Sparbillette. Aber auch mit Tageskarten lässt sich viel herausholen und quasi ein «Swiss Travel Pass»-Effekt erzielen.

Nehmen wir das Beispiel einer dreitägigen Reise durch die Schweiz: Wer seinen Trip ein paar Tage im voraus bucht und im Besitz eines Halbtax Abo ist, kann auf der Spartageskarten-Website Tagesbillette in der 2. Klasse für 49 (manchmal sogar für 29) Franken ergattern. Rechnen wir mit einer Spartageskarte zu 49 Franken: Wenn sich ein solches Duo den Totalpreis teilt, gondelt man also für je 130.50 Franken drei Tage durchs Land.

James Bond rein ins Ticket

«Aber das Schilthorn!» höre ich Bruno nun rufen. Natürlich ruft er richtig. Also nehmen wir diesen Trophäenberg auch noch mit rein in die Rechnung. Von Mürren her hoch und zurück: 41.10 Franken mit Halbtax, 82.20 Franken zum vollen Preis.

Das macht dann also, wenn man auch diese Kosten hälftig splittet, 61.65 Franken. Oder also mit den drei Tagesfahrten zusammen 192.15 Swiss Franks. 

Schilhorn in der Schweiz

Mit dem Swiss Travel Pass dürfen Schweizer nicht aufs Schilthorn. Mit Sparstrategie schon (Bild: pd)

Wobei: So wie ich den Genussmenschen Bruno kenne, wäre er noch cleverer. Statt ein normales Billett aufs Schilthorn würde er wohl den Special mit dem James-Bond-Brunch wählen. 

Das kostet zwar ein bisschen mehr, ist aber in unserem Paketpreis immer noch günstiger als der dreitägige Swiss Travel Pass. Und mehr Spass macht es bestimmt.

Auswandern nur für den Swiss Travel Pass?

Jetzt habe ich die ganze Zeit nur über Alternative A) gesprochen. Dabei habe ich ursprünglich von zwei Vorgehensweisen gesprochen. Voilà, für all jene Schweizer, die u-n-b-e-d-i-n-g-t einen Swiss Travel Pass kaufen und abfahren wollen, kommt hier Alternative B): Den Wohnsitz ins Ausland verlegen.

So kommt man subito in den Genuss dieses zeitlich beschränkten General-Abos, das anregt zum unlimitierten Reisen und Entdecken von Switzerland. Rund um die Uhr freie Fahrt mit Bus, Bahn und Schiff – schon ziemlich cool.

Aber wer sich den Swiss Travel Pass über diesen Umweg ins Ausland besorgt, handelt sich dabei wohl auch ein paar Schwierigkeiten ein, wie etwa Arbeitsweg, Steuerproblematik, Distanz zu Familie und Freunden. Und zum Plaudern mit Bruno wäre es mir dann auch viel zu weit.

Also bleibe ich lieber hier. Genehmige mir den Bergpreis der Bahntickets. Verzichte also auf den Swiss Travel Pass. Und freue mich auf die nächste Tasse Spitzenkaffee mit Bruno an der Starken Strecke Zürich Bertastrasse, gern am Idaplatz.

Swiss Travel Pass: Update und News 2021

Im Sommer 2021, ein Jahr nach Ausbruch der Corona-Pandemie, gibt es endlich ein Angebot für Schweizerinnen und Schweizer, das in der Art des Swiss Travel Pass funktioniert.

Einheimische Gäste können ein Generalabonnement (GA) für die Schweiz erwerben, das einen Monat lang gültig ist. In der zweiten Klasse kostet es 330 Franken, in der ersten Klasse 480 Franken. Ein Schnupper-GA sozusagen. Switzerland unlimited, wenn auch nur temporär: Eine gute Sache, findet der Internaut.

Was der Internaut auch findet: Das müsste, unabhängig von Covid-19, für immer eingeführt werden.

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Update 2022: 4-Tages-Pass der SBB

Für eine beschränkte Zeit boten die SBB im Herbst 2022 einen 4-Tages-Pass an. Damit konnten Schweizerinnen und Schweizer zu einem günstigen Preis vier Tage lang im eigenen Land unterwegs sein.

Allerdings war dieses Ticket nur mit Halbtax Abo erhältlich. Kommt dazu: Die vier Tage mussten aufeinanderfolgend liegen und schon im voraus gebucht werden. Etwas mehr Flexibilität würde das Angebot bestimmt atraktiver machen.

Autor:in

Andreas Güntert

Andreas Güntert

[email protected]

Seit 1994 erforscht und beschreibt Andreas Güntert hauptberuflich als kritischer Sympathisant der Wirtschaft die Schnittstellen von Konsum, Gesellschaft und Reise-Industrie. Als Reiseblogger der Internaut lotet er das Reise-Internet aus. Der Internaut ist ein Storyteller – unabhängig, munter, pointiert. Und immer seinen Leserinnen und Lesern verpflichtet.

Kommentare

1 Kommentar
  1. Kurt Metz

    Was für Gäste mit ausländischem Wohnsitz in der Schweiz gilt, gilt auch für uns Hiesige in anderen Ländern, so beispielsweise in Grossbritannien, wo sieben BritRail-Pässe angeboten werden. Und dann die ganze Interrail-Palette vom One Country bis zum Global Pass. Alles Schnäppchen!

    Antworten

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