Wie viel Homo Sapienz steckt in der SRF Krimi-Serie Die Beschatter? Ein waschechter Bebbi leuchtet die Drehorte aus. Und zeigt, welche Basler TV-Schauplätze sich für Touristen lohnen.
Ein wenig Stolz weht durch die Gassen Basels. Man ist wieder wer, scheint man altenhalben zu hören, auch wenn das natürlich – Understatement ist hier Religion – niemand allzu laut ausspricht.
Erst das Fernsehen, dann die Bundesratswahl. Gleich doppelt spielt Basel plötzlich wieder in der Oberliga mit (Fernsehen) oder hat zumindest endlich mal wieder einen Hauch auf einen Chance auf eine Basler Vertretung (Bundesrat).
Die Beschatter: Das Basel aus der TV-Serie
Wir wollen uns hier aufs Thema Fernsehen konzentrieren. Der waschechte Basler Michael Heim, der uns schon in der Serie Starke Strecke durch die Feldbergstrasse im Kleinbasel führte, erzählt hier etwas über jene Basler Stadtviertel und Tatorte, wo die SRF Krimiserie «Die Beschatter» spielt.
Fragestellung: Zeigt uns diese Schweizer TV-Serie und Krimi-Komödie die Stadt so, wie sie ist? Wo finde ich dieses Basel? Und lohnt es sich, der Stadt am Rhein im echten Leben einen Besuch abzustatten?
Basel wird wieder mal zur Krimi-Bühne
Die Frage, ob «Beschatter» wirklich ein Krimi ist und wie viele Sterne die Fernsehserie verdient hat, überlasse ich den darauf spezialisierten Kollegen. Dass in der Stadt am Rheinknie darüber geredet wird hingegen, ist eine Tatsache.
Denn seit den «Hunkeler»-Krimis vo Hansjörg Schneider hat sich die Regio Basilensis nie mehr so stark medial wiedergegeben gefühlt (die Regierung führte zum Beschattungsstart sogar ein Public-Viewing durch – und die Baslerinnen und Basler machten mit).
Vorweg: Anders als bei beim «Tatort» aus Zürich oder den besagten Schneider-Krimis in Basel bekommen wir beim «Beschatter» nicht (nur) die Schoggiseiten der Stadt zu sehen – mal vom offensiv reingesponserten Zolli abgesehen.
Und das ist gut so. Zwar mögen wir hier auch unsere Museen und die historische Altstadt. Aber Basel ist mehr als das. Aber jetzt: Auf zur die City-Pirsch, rein in die Welt der Basler Hobbydetektive.
Die Beschatter, Schauplatz Zolli
Zuerst das offensichtliche. Ob Löwen, ermordete Orang Utans oder Flamingos. Jeder kennt den Zoologischen Garten Basel, kurz: Zolli.
Zürich kann noch so aufrüsten, wir werden unseren Zoo (dem hier niemand so sagt) immer vorziehen.
Dass es Stammgäste gibt, die immer mal wieder kurz im Park vorbei schauen, ist nicht erfunden. Denn der Zolli liegt mitten in der Stadt und ist quasi einer der (wenigen) Parks dieser Stadt.
Für Besucher sehr praktisch: Wer mit dem Zug anreist, kann praktisch zu Fuss vom Bahnhof SBB zum Zolli spazieren. Und Autofahrer finden davor einen der letzten grossen Parkplätze der Velostadt.
Zolli Basel: So macht der Zoo erst richtig froh
Der Zolli ist eine der perpetuellen Basler Sehenswürdigkeiten. Wer Tiere mag, ist da richtig. In jeder Episode des Lebens.
Und, ganz wichtig: Das in Folie eingepackte Zolli-Cornet der Glacemanufaktur Gasparini nicht vergessen.
SRF Krimi Serie Beschatter, Schauplatz Bar
In der Bar Bosporus, wie der Ort im Film heisst, genehmigt sich Roeland Wiesnekker alias Privatdetektiv Leo Brand immer mal wieder gerne einen Schluck.
In mancher Episode ereignet sich an der Bar Entscheidendes. Eigentlich so wie oft im Leben.
Vermutlich soll die dieses wichtige Wasserloch in der Nähe der Detektei am Rheinhafen liegen. In Wirklichkeit befindet sich die Bar Bosporus wie wir sie in der Serie Die Beschatter auf SRF und dem Streaming Kanal Play Suisse sehen, auf dem direkten Weg vom Zollei in die Innenstadt Basels, unter dem mächtigen Heuwaage-Viadukt.
Kaum ein Ort ist urbaner als dieser Beton-Brutalismus als vergangenen Zeiten, Unort Nummer 1. Wenn Spanien ein wichtiges Fussball-Spiel gewinnt, wird hier gehupt, Trams kreuzen mit Autos. Immer wieder gab es Ideen, wie man die Heuwaage umnutzen könnte (Multiplex-Kino, Zolli-Erweiterung), doch passiert ist bisher wenig. Im Original heisst die Bar übrigens Edelweiss Imbiss.
Die Bar aus der Serie Beschatter: Touri-Tipp 2
Egal ob Touristin oder Basler Local: Lange verweilen muss niemand auf der Heuwaage.
Was für Besucherinnen und Besucher bedeutet: Ein Insta-Selfie mit Beton, und dann wieder durch die Steinenvorstadt ins Zentrum.
Dritte Basler Evidenz: Der FC Basel, vulgo FCB
Die Basler Staatskirche (pardon: Der lokale Fussballclub) hat es nicht nur in den Plot des Films geschafft, sondern er tritt sogar als Sponsor auf.
Über die Bedeutung des Clubs wollen wir hier nicht diskutieren (das macht in der FCB-Stadt auch niemand), wir werfen den Blick auf die Schauplätze in der Fernseh-Serie.
Folge 2 der Beschatter spielt nämlich beim FCB – genauer genommen auf dessen Campus hinter dem Stadion. Und damit im Kanton Basellandschaft, was wiederum sehr typisch ist für Basel.
Die Kantonsgrenzen verlaufen hier nicht selten mitten durch Quartiere. Und kaum etwas ist so kantonsverbindend wieder Fussballclub. Hauptsache, die Farben sind rot-blau.
Der FCB und eine Sehenswürdigkeit in der Nähe
Neben den Fussballfeldern der Brüglinger Ebene findet sich nicht der «Park im Grünen», der von allen immer noch «Grün 80» genannt wird, weil dort vor vierzig Jahren mal ne grosse Gartenschau war (die Eröffnung wurde von Queen Elizabeth II (†) durchgeführt, die dafür im Rolls-Royce anfuhr) , sondern auch das alte Landgut mit den «Merian Gärten».
Das Areal ist so etwas wie der nicht ganz so zentrale Central Park Basels und lohnt sich vor allem in den wärmeren Monaten des Jahrs.
Die Stadt der Beschatter: Nummer vier, der Rhein
Die Krimiserie spielt am Wasser. Die Detektei der «Beschatter» befindet sich am Rheinhafen (dazu später mehr), eine Leiche findet sich im Rhein (dazu keine Details) und ab und zu tauchen im Hintergrund die am Rhein stehenden Roche-Türme auf.
Und ja, damit nähern wir uns dem real gelebten Basel abseits von Zolli, Fasnacht und Faschtewaaie.
Wer die Stadt erleben will, muss an den Rhein, der von vielen hier immer noch altmodisch-romantisierend «der Bach» genannt wird (obwohl grösstes Fliessgewässer der Schweiz). Sitzen die Bestatter-Member Doro und Hasenfratz einmal sinnierend am Steinstrand des Birsköpfli, fühlt sich manch einer oder eine an eigene Stunden erinnert.
Und wenn am Ende der Serie eine Episode auf eine Fähre spielt (auch dazu hier keine Spoiler), dann ist das nicht Kitsch, sondern ein Stückweit Dokumentation. Die Baslerinnen und Basler lieben ihre Fähren. Längst nicht nur Touristen lassen sich von ihnen über den Bach bringen. Fäärifaare ist die Basler Art der Meditation.
Basel erleben: Sehenswürdigkeit Rhein
Das Offensichtliche vorweg. Nichts ist typischer, als sich im Sommer mit einem Badesack, vulgo Wickelfisch, den Rhein hinuntertreiben zu lassen (tu es!). Allein ist man dabei selten, gelegentlich überholt einen auch ein Öltanker auf dem Weg nach Rotterdamm (Sorry, lieber Bernerinnen und Berner. Aber das kann eure Aare nicht!).
Im Winter dagegen zeigt der Rhein seine andere Seite. Dann kann es hier auch einmal Nebel geben, die Möwen ziehen ihre Runden und alles wird grau und ein wenig einsam. Dann sollte man sich vielleicht nach einem Fondue auf einer der Fähren erkunden. Auch das gibt es.
Basler Schauplatz Nummer 5: Der Hafen (I)
Kommen wir zum vermeintlichen Hauptdarsteller. Vermeintlich, weil sich die Detektei Brand in Wirklichkeit gar nicht am Hafen befinden (dazu später). Gedreht wurde da dennoch, und das durchaus mit realistischem Touch.
Der Rheinhafen ist noch immer die ein wenig schroffere Ecke der Stadt. Herrschen sonst 30er-Zonen und Fahrverbote, ziehen hier Güterzüge über die Strassen und Lastwagen liefern Container für den Schiffsverlad. Für Schlagzeilen sorgten unlängst illegale Autorennen, die sich abends auf den Quais beim Hafenbecken 2 abspielten.
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Zur AnmeldungJa, der Hafen ist noch immer ein Grenzgebiet (auch geografisch: direkt bei Deutschland) zwischen Romantik und Rost. Für viele Basler ist er ein kleiner Sehnsuchtsort.
Denn der Marketing-Slogan vom «Tor zur Welt» verhebt. Sieht man die Schiffe ans Meer ablegen, wünscht sich der eine oder die andere schon auch mal, spontan mitzufahren.
Basler Hafenromantik: Tipp für Besucher
Touri-Tipp: Suche den «Rostigen Anker». Dieses kleine Beizlein lieg direkt am Hafenbecken, hat nur wenige Tische und eine kleine Karte, aber ströhmt Hafenromantik pur aus.
Eine Seemannskneipe ist die Beiz nicht, der Rostige Anker ist für Gäste wie uns gemacht. Allerdings längst nicht so touristisch wie die Ecke am Dreiländereck (die Sie natürlich trotzdem besuchen sollten).
Sehenswürdigkeiten Basel: Der Hafen (II)
Und damit zum Hauptdreh-Ort. Die Hafen-Detektei liegt in Wirklichkeit nämlich in einem spanenden Industriegebiet im Norden der Stadt, das sich gerade stark wandelt.
Wo früher Waren umgeladen wurden und Coop seinen Wein abfüllte, gibt es gerade viele Brachen, die zu Zwischennutzungen einladen. Einen richtigen Quartiernamen hat das nicht, man spricht vom Lysbüchel. Nebenan räuchert Bell seine Würste, was man gelegentlich gut riecht, und die Novartis steigert das Bruttosozialprodukt.
Sehenswürdigkeiten gibt es hier keine. Und doch kann ein Ausflug in das Stadtentwicklungsgebiet spannend sein. Denn eines ist klar: In zehn Jahren wird hier alles ganz anders aussehen.
Beach Club, Koi-Teich und Edel-Architektur
Auch wenn hier Sightseeing schwach ausgeprägt ist – einen Touristen-Tipp haben wir trotzdem für Dich: Fahre mit der französischen S-Bahn (TER-Linie nach Mulhouse) vom Bahnhof SBB/SNCF zum Bahnhof St. Johann und suche den Weg hinüber Richtung Lido.
Im vergangenen Sommer hat sich hier so etwas wie ein Beach-Club entwickelt mit Freiluftbar und Paddel-Feldern. Unterwegs wird Dir das eine oder andere Haus bekannt vorkommen, denn viele der Neubauten hier dienten als Kulisse für Szenen aus der Krimiserie. Etwa am urban-betonlastigen Vogesenplatz gleich beim Bahnhof.
Wer Architektur mag, sollte anschliessend das Novartis-Areal besuchen, das seit kurzem für Besucher geöffnet ist. Unter der Ära von Daniel Vasella (man erinnert sich: die Riesen-Boni und Koi-Teiche aus der Ära Novartis-Sonnengott Daniel Vasella) durften sich hier namhafte Architekten aus der ganzen Welt verewigen.
Beschatter-Schauplatz Nummer 7: Der Campus von Sapienz
In der Serie heisst der Pharmakonzern weder Novartis, noch Roche, sondern Sapienz.
Und weil eine Folge um Umfeld des Konzerns spielt, wird auch die Chemiestadt Basel zum Drehort.
Allerdings wurden die Szenen nicht auf dem Novartis-Campus oder unter den Roche-Türmen gedreht, sondern da, wo sich die Chemie zurückgezogen hat: Auf dem Kleinbasler Klybeck-Areal. Erkennbar wird das, wenn sich das frühere Ciba-Hochhaus mit der Bau-Nummer 125 outet.
Das frühere Ciba-Hochhaus steht direkt am Kleinbasler Rheinufer am Rande des Hafenquartiers, wird mittlerweile aber nicht mehr von Ciba-Nachfolgerin Novartis genutzt.
Zuletzt im Besitz von BASF und Novartis, wurde ein grosses Areal an Investoren um die Swiss Life und Baloise verkauft, die dort nun ein neues Stadtquartier erstellen.
Mitten in der Stadt und irgendwie doch am Rande. Zu sehen gibt es da im Moment leider noch nicht all zu viel, denn die früheren Chemie-Areale sind noch nicht eingezäunt.
Hier wurden in der Chemie- und Pharma-Stadt einst die ersten Farben angemischt. Entsprechend vergiftet sind die Böden.
Sehenswürdigkeit: Das tobende Leben im ex-Hafen
Spaziere am Fuss des Sapienz-Hochhauses entlang des Rheins, überquere die Gleise der Hafenbahn beim grossen Hafenkran und erkunde die Zwischennutzungen bei der «Landestelle». Wenn Du es ganz genau wissen willst: Das alte Ciba-Hochhaus (dann Novartis-Hochhaus) steht am Rhein am Rande des Klybeck-Areals. Heute ist es nicht mehr beschriftet.
Von den früheren Hafenbetrieben ist hier nicht mehr viel übrig geblieben, dafür tobt im Sommer das Leben, wenn Baslerinnen und Basler am Rheinufer ihre Feierabend-Aperos nehmen du auch mal tief in die Nacht feiern.
An Land befindet sich das gestrandete Leuchtturm-Schiff Gannet mit seinem Restaurant und de Club im Schiffsbauch.
Achter und letzter Schauplatz: Für die Beschatter ist Basel grenzenlos
Aufmerksame Zuschauerinnen und Zuschauer von «Beschatter» merken es früh: Nicht alle Szenen spielen wirklich in der Nordwestschweiz. Gelegentlich – wir vermuten mal, dass hier die Filmförderung reingespielt hat – muss ausgerechnet Greater Zurich für Basel herhalten. Etwa, wenn Detektiv Azubi Agotha, gespielt von Meryl Marty, auf eigene Faust in einem Hotel Freier anlocken will.
Basler haben dieses Hotel vermutlich noch nie gesehen, Zürchern dagegen dürfte es bekannt vorkommen, handelt es sich doch um das Marriott mit seinem markanten Brüggli über die Wasserwerkstrasse.
Ausgerechnet auch die Daigg-Familie Iselin, die in der SRF-Serie das Baslertum von seiner ältesten Seite verkörpert, haust ebenfalls weitab vom Rheinknie.
Unseren Recherchen zufolge liegt das stattliche Wohnhaus irgendwo bei Winterthur und damit ebenfalls im Kanton Zürich. Nix Basel, also. Und wenn sich Agotha durch das Rotlicht-Milieu bewegt, tut sie das wahrscheinlich auch in Zürich. Die Häuser wirken auf jeden Fall sehr unbaslerisch.
Ein Basler Spruch, den Zürcher vermutlich weniger lustig finden
Beim letzten Touristen-Tipp belassen wir es mal beim am meisten abgenutzten Basler Witz. Was ist das schönste an Zürich? Das Gleis 16 im Hauptbahnhof.
Von da aus kommst Du nämlich in knapp einer Stunde nach Basel…
News Update Die Beschatter: Ist die Serie ein Fall für den Bestatter?
Wie zahlreiche Blätter in der Schweiz schreiben (und voneinander abschreiben), steht es nicht gut um die Einschaltquoten der zunächst sechsteiligen Krimikomödie Die Beschatter.
Einige Kommentatoren unken sogar, dass der TV-Serie von Regisseur Michael Steiner bei SRG SRF und Play Suisse aufgrund tiefer Zuschauerzahlen das Aus drohe und es somit nicht zu einer Fortsetzung komme. Was dann zur folgenden Verdächtigung führt: Die Uhr für weitere Folgen sei abgelaufen. (Es gilt die Unschuldsvermtung).
Basel nach den Beschattern: ein Versprechen
An den Ermittlungen zur unmittelbaren Zukunft der Serie beteiligt sich der Internaut nur passiv. Aber per News-Update wirst Du hier erfahren, wie es weitergeht mit der TV-Sendung. Und dem Homo Sapienz.
Was aber schon mal fest steht, selbst wenn die Krimi-Komödie Die Beschatter bestattet werden sollte: Basel bleibt. Auf jeden Fall. Versprochen.
Lust auf mehr Ein- und Aussichten am Rheinknie? Bitteschön, hier geht es zur Basler Starken Strecke Güterstrasse im Quartier Gundeli.
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