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Yokohama Nogecho: In der Strasse der untergehenden Sonne

Datum

11. Mai 2023

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Trinken ohne Trinkgeld, Restaurant-Hopping, Karaoke mit 99 Luftballons: In Yokohama streunen wir durchs Ausgehviertel Noge, wo die Zeit stillgestanden scheint.

Yokohama, Japan? Nein, dort war der Internaut selber leider noch nie. Bis auf eine Studienreise nach Tokio im tiefen 20. Jahrhundert ist Japan ein weisser Fleck für mich geblieben.

Aber zum Glück hat der Internaut Freunde in Yokohama. Dort, wo sich in der Nähe von Tokio Wolkenkratzer erheben. Und der Mount Fuji sich als Vulkan hoffentlich nicht erbebt.

Yokohama mit Skyline und dem Vulkan Fuji im Hintergrund, Ansicht vom Wasser her. Beitrag auf dem Reiseblog der Internaut.
Yokohama Skyline mit Wolkenkratzern und Mount Fuj: Erheben: ja. Erbeben bitte nicht. (Bild: Pixabay)

Dieser Freund, der uns heute durchs Ausgehviertel Nogecho von Yokohama führt, ist Journalist Gabriel Knupfer.

Oder Knupfi-San, wie ich ihn mit meinem Bonsai-Japanesisch nenne.

Yokohama Reporter Gabriel Knupfer im Ausgehviertel Nogecho Noge-Viertel in Yokohama Japan, Beitrag für den Reiseblog der Internaut in der Serie Starke Strecke.
Gabriel Knupfer auf der Piste in Yokohama. (Bild: Waka Knupfer)

Knupfi selber ist da natürlich einiges weiter. Der Berner, der für den Internauten schon die Starke Strecke Biel Untergasse bestritten hat, lebt seit 2019 in Yokohama.

Seine Japanisch-Skills beschreibt er so: «Im informellen Gespräch absolut auf der Höhe. Im formellen weniger.» Für uns reicht das völlig. Und jetzt: Go for it, Knupfi-San.

Yokohama Japan, nur eine Stunde weg von Tokio

Das Hafengebiet von Yokohama hat für mich eine besondere Bedeutung. Hier lernte ich meine Frau kennen und im nahen Schrein fand meine Hochzeitszeremonie statt (siehe Sehenswürdigkeiten).

Doch auch abgesehen von diesen Sentimentalitäten lohnt sich die Stadt für Touristen und Einheimische gleichermassen. Yokohama ist vom Zentrum von Tokio aus mit dem Nahverkehr in weniger als einer Stunde erreichbar.

Japan Yokohama Reiseblog Internaut

Konnichiwa, Yokohama

Yokohama ist die zweitgrösste Stadt in Japan. Obwohl Sehenswürdigkeiten wie in Tokio oder Kyoto fehlen, ist Yokohama einen Ausflug oder eine Übernachtung in einem der vielen Hotels wert.

Die Hafenstadt Yokohama hat rund 3.8 Millionen Einwohner und ist Verwaltungssitz der japanischen Präfektur Kanagawa.

Während das Neubauquartier Minato Mirai mit dem Riesenrad und dem knapp 300 Meter hohen Landmark Tower Japans futuristische Seite repräsentiert, begeben wir uns wenige Schritte hinter den Glitzerfassaden auf eine Reise in die Vergangenheit.

Im Ausgehviertel Nogecho – das Quartier selber heisst Noge, das Wort Cho steht für Viertel – scheint die Zeit seit der Showa-Ära (1926 bis 1989) stillgestanden zu sein.

Nogecho Viertel in Yokohama bei Nacht, hell erleuchtetes Strassenschild der Nogenaka Strasse.
Nogecho-Viertel mit unserer Starken Strecke, der Nogenaka Strasse. (Bild: Gabriel Knupfer)

Am Tag ist in dieser Ecke der Stadt nicht viel los, doch nach Sonnenuntergang erwacht das Quartier zum Leben.

Im Noge-Viertel und seiner Hauptgasse, der Nogenaka Strasse, drängen sich dutzende Restaurants, Bars und traditionelle Izakaya-Tavernen.

Noge Yokohama: Das Viertel für den Feierabend

Das Quartier erinnert damit an den Distrikt Golden Gai in Shinjuku, der aber leider ein bisschen zu einem Opfer des Massentourismus geworden ist.

Hier dagegen tummeln sich neben Ausländern auch viele Einheimische; japanische Angestellte und Arbeiter verbringen in den Bars ihren Feierabend.

Yokohama Nachtaufnahme im Noge Viertel an der Nogenaka Strasse. Junge Frauen und Männer vergnügen sich im Ausgehviertel der nach Tokio zweitgrössten Stadt von Japan.
Yokohama, Nogenaka Strasse: Der Tag geht, der Spass kommt. (Gabriel Knupfer)

Winzige Bars mit nur drei oder vier Plätzen bieten sich für uns Europäerinnen und Europäer eher zum Anschauen an, doch wer keine Angst vor einer potenziell unbehaglichen Situation wegen der Sprachbarriere hat, kann es durchaus in einer dieser Kneipen versuchen.

Etwas abseits der Hauptgasse befindet sich das zweistöckige geschwungene Gebäude Miyakobashi Shotengai mit etwa 60 solchen Mini-Bars.

Menschen unterwegs im Ausgehviertel Noge von Yokohama, mit Sicht auf die Miyakobashi Shotengai Bars nach Sonnenuntergang.
Miyakobashi Shotengai : 60 Mini-Bars im Maxi-Bar-Gebäude. (Gabriel Knupfer)

Nachdem wir uns am japanischen Nachtleben der Stadt sattgesehen haben, wollen wir aber auch selber etwas essen und trinken.

Dabei macht es Sinn, an einem Abend gleich mehrere Lokale in der Nähe auszuprobieren.

Ausgehen in Yokohama: Tischgebühr ja, Trinkgeld nein

Zwar wird jedes Mal eine neue Tischgebühr fällig, doch in Japan ist es nicht üblich, ganze Abende am gleichen Ort zu verbringen.

Weil Trinkgeld hier auf Unverständnis stösst und vermieden werden sollte, lassen sich die rund fünf Franken Tischgebühr ohnehin verschmerzen.

Noch mehr coole Strassen

Der Internaut ist in Grossstädten unterwegs und findet Strassen, die Spass machen zum Essen, Trinken, Shoppen. Strassen, die nicht globalisiert sind – sondern von lokalen und regionalen Angeboten leben.

Mehr erfahren

Achtung: Viele Restaurants und Kneipen haben keine englische Karte. Die Bild-Übersetzungsfunktion von Google Translate und ein bisschen Mut bei der Verständigung sind deshalb unabdinglich.

Doch wer sich in Nippon nicht auf japanische und internationale Fastfood-Ketten beschränken will, muss es wagen und halt das eine oder andere Missverständnis in Kauf nehmen. Es lohnt sich.

Izakaya typische informelle Bar in Yokohama zur Nachtzeit im Ausgehviertel Nogecho.
Izakaya im Ausgehviertel von Yokohama: Thank you for smoking. (Gabriel Knupfer)

Übrigens: In Yokohama darf – anders als in Tokio – vielerorts noch drinnen geraucht werden.

Als höflicher Mensch sollte man aber trotzdem sicherheitshalber mal noch nachfragen, bevor man sich die erste Zigarette ansteckt. Auch in Japan gilt das, was an vielen Orten bei Tabak-Feinden gilt: Wo Rauch ist, ist schnell mal Feuer im Dach.

Yokohama Nogenaka Street: Ein Foodcourt

In Japan ist es nicht üblich, Essen und Trinken klar zu trennen, und Restaurants haben kaum Sitzmöglichkeiten im Freien.

Wir gehen deshalb für den Drink in ein Izakaya im preiswerten Noge Ichibangai, einer Art Foodcourt – aber nicht auf die langweilige sterile Art.

Yakitori essen in Japan Restaurant Schild, japanisch und englisch beschriftet im Ausgehviertel Noge in später Nacht.
Ichibangai: Das kann jetzt sogar der Internaut entziffern. Und Du sicher auch. (Gabriel Knupfer)

Zum ersten Bier oder Highball des Abends passen zum Beispiel Yakitori (Spiesschen mit gebratenem Hühnerfleisch), die Spezialität des kleinen Lokals, das sich den Raum mit drei weiteren Restaurants teilt.

Wenn Du zu jenen Internaut-Groupies gehören solltest, die jede Starke Strecken selber nachrecherchieren, hier noch ein sachdienlicher Hinweis. Unser Lokal ist von der der Strasse gesehen vorne links neben dem Beef Kitchen Stand.

Ein teures Restaurant in Nogecho

Das gehobene Restaurant Udatsu ist auf Hokkaido Küche spezialisiert. Das bedeutet Fisch, Muscheln, Tintenfisch und viel Gemüse. Sehr gut ist auch die Auswahl an Sake. An der Bar hat man einen Blick auf die Zutaten und den Koch bei der Arbeit.

Die Schuhe werden im Eingangsbereich abgelegt. Leider ist das Vergnügen nicht ganz billig, 100 Franken pro Person sind hier schnell verschlungen.

Yokohama Noge: Ein weniger teures Restaurant

Etwas abseits liegt das Maruu Shouten san, das ebenfalls auf Sashimi, Sushi und weitere Meeres-Spezialitäten spezialisiert ist.

In diesem Izakaya geht es oft extrem laut zu und her, das Restaurant ist ein beliebter Ort für Firmenparties und Nach-Arbeits-Umtrünke. Stimmungsvoll.

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Nogecho Yokohama: Ein Shop

Der Uhrenladen Uchida Clock Shop steht im Ausgehviertel etwas quer in der Landschaft. Doch wer sich für die asiatische Tradition der Billig-Uhren und Rolex-Lookalikes (Stichwort: «Rorax») interessiert, wird im Angebot hier fündig.

Auch seine Uhr kann man hier reparieren lassen. Der Laden scheint ein Überbleibsel aus der Zeit, als der Noge-Bezirk noch Heimat eines (Schwarz-)Marktes im Umfeld einer US-Militärbasis war.

Japan singt: Jetzt aber Karaoke!

Es gibt bezüglich lokaler Aktivitäten kaum etwas Japanischeres als mit ein paar Freunden eine Karaoke-Box zu mieten und zusammen die liebsten Hits zu singen.

In der Nogenaka Strasse bietet Karaoke no Tetsujin schöne Kabinen für Gruppen und einen All-you-can-drink-Plan. Neben japanischen Songs sind für Deinen persönlichen Gig in Japan auch viele internationale Titel vorhanden. Die knappe deutsche Auswahl: «99 Luftballons» von Nena plus eine Handvoll Lieder von Rammstein, darunter der epochale Kracher «Sommer».

Eine Warnung für Novizen beim Thema japanisches Karaoke: Unbedingt die anfangs gebuchte Zeit einhalten. Zwei Stunden sind ein guter Rahmen. Kurz vor Ablauf kommt ein Anruf in die Box, um zu fragen, ob man verlängern will.

Diese Verlängerungen sind viel teurer als der Grundpreis und eine Karaoke-Nacht kann so auch für eine kleine Gruppe schnell einmal hunderte Franken kosten (ich spreche und singe aus Erfahrung).

Yokohama Lageplan und Stadtkarte mit Ausgehviertel Nogecho und der Nogenaka Street Strasse.
Yokohama Lageplan und Stadtkarte Viertel Noge und Nogenaka-Strasse (schwarze Linie): Mit einem Klick auf die Karte bist Du mitten im Geschehen. (Google Maps)

Yokohama: Die Anreise zum Noge-Viertel

Von Tokio her: Alle zehn Minuten Fukutoshin Line ab Shinjuku Sanchome oder Ikebukuro Richtung Motomachi Chukagai ohne Umsteigen über Tokyu Toyoko Line ab Shibuya und Minatomirai Line bis nach Minatomirai (ab Shibuya ca. 40 Minuten 470 Yen, etwa drei Schweizer Franken). Danach gut zehn Minuten zu Fuss.

Vom Hauptbahnhof Yokohama: U-Bahn oder JR Line nach Sakuragicho. 3 Minuten, die U-Bahn-Ausgänge South 2B und 7 führen direkt zum Eingang der Nogenaka Strasse.

Sehenswürdigkeiten Yokohama in der Nähe von Nogecho

Der Iseyama Kotaijingu Schrein auf einem Hügel hinter dem Bahnhof Sakuragicho lässt sich von der Hauptstrasse in zehn Minuten erreichen.

Die Anlage bildet gewissermassen das Gegenstück zum sündigen Noge-Viertel. Sie wurde vor 150 Jahren nach der Öffnung Japans errichtet, mit einer klaren Idee.

Ein Paar während der Hochzeit im Iseyama Kotaijingu Schrein, eine Sehenswürdigkeit in Japan.
Der Iseyama Kotaijingu Schrein, beliebt für Hochzeiten. Hier zum Beispiel unser Autor. (Bild: zvg)

Mit diesem Gebäude wollte man schädlichen christlichen Einflüssen, die über den Hafen ins Land drangen, spirituell entgegentreten.

Heute wird der Schrein vor allem für Hochzeiten genutzt. Auch eine Art Gig in Japan.

Landmark Tower Plattform Sky Garden in Yokohama: Junge Frau trinkt aus einem Glas und geniesst die Aussicht bis zur Skyline von Tokio Japan.
Einmal schlucken, einmal gucken: Aussicht vom Landmark Tower über Yokohama. (Gabriel Knupfer)

Yokohama: Die Orte für den Blick aufs grosse Ganze

Wer einen Überblick über Yokohama und die Bucht von Tokio gewinnen möchte, sollte bei Sonnenuntergang den Lift zur Aussichtsplattform des Wolkenkratzers Landmark Tower nehmen. Für 1000 Yen, etwa 6.50 Franken, ist das Preis-Aussichts-Verhältnis der Landmark Tower Plattform sehr gut.

So reicht der Blick vom Sky Garden zum Berg Fuji und über das Häusermeer von Yokohama in der Nähe hinweg bis hin zur Skyline von Tokio.

Eine neue Touristenattraktion ist die Yokohama Air Cabin, eine Seilbahn, welche die Bahnstation JR Sakuragicho mit einem Einkaufszentrum verbindet. Sie kürzt den Weg zum Red Brick Warehouse (nächste Attraktion) ab.

Die Seilbahn ist in erster Linie für Fotos aus luftiger Höhe geeignet, wenn auch für die Distanz von nur 630 Metern mit 1000 Yen (etwa 6.50 Franken), etwas teuer.

Riesenrad im Amusement Park Cosmo World in Yokohama Japan, eine Sehenswürdigkeit aus der Serie Starke Strecke auf dem Reiseblog der Internaut, Beitrag verfasst von Gabriel Knupfer.
Riesiger Ausblick vom Riesenrad. Und nicht mal zum Riesenpreis. (Gabriel Knupfer)

Der Vergnügungspark Yokohama Cosmoworld hat ein berühmtes Riesenrad, von dem man ebenfalls eine schöne Aussicht hat. Kindergerecht und preiswert (700 Yen pro Person für die Fahrt, rund 4.70 Franken).

Die alten Lagerhäuser beinhalten heute Restaurants und Souvenirläden. Auch vom Red Brick Warehouse aus gibt es eine gute Aussicht, dieses Mal auf die Skyline von Yokohama, und zudem finden hier viele Veranstaltungen, oft mit Deutschland-Bezug statt.

Oktoberfest auf Japanisch gefällig?

So gibt es ein Oktoberfest, einen Weihnachtsmarkt und auch ein Frühlingsfest im «deutschen» Stil. Motto 2023: «Spring descends, along with our thirst for German beer». Wir übersetzen das mal so: «Der Frühling steigt herab. Aber unser Durst steigt hoch.» Oder so.

Die grosse Grünzone namens Yamashita Park lädt zum Flanieren ein. Im Sommer ist diese Anlage ein bevorzugter Beobachtungsort für das grosse Feuerwerk, das die Stadt zum Besten gibt.

Japan-Reise planen mit Künstlicher Intelligenz?

Wenn es Dich jetzt gerade gepackt hat und Dich eine Reise nach Japan reizt, könnte Dich auch dieser Aspekt interessieren: Ist es möglich einen solchen grossen Trip mit Künstlicher Intelligenz wie ChatGPT zu planen?

Hier geht es zum Artikel der Internaut-Gastautorin Olivia Ruffiner. Sie untersucht, wer für die Planung einer Japan-Reise den besseren Job macht: ChatGPT oder das Reisebüro?

Sprachübersetzer für Deine Japan-Reise

So faszinierend Nippon für uns Westlerinnen und Westler auch ist – Sprache und Schrift sind für Menschen, die nicht in Japanologie promoviert haben, eine ziemliche Herausforderung.

Wie sehr helfen da Smartphone-Sprachübersetzer? Internaut-Gastautorin Olivia Ruffiner prüfte Apps wie Google Translate und Google Lens auf ihrer Japan-Reise – hier gehts zum Praxistest.

Autor:in

Andreas Güntert

Andreas Güntert

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Seit 1994 erforscht und beschreibt Andreas Güntert hauptberuflich als kritischer Sympathisant der Wirtschaft die Schnittstellen von Konsum, Gesellschaft und Reise-Industrie. Als Reiseblogger der Internaut lotet er das Reise-Internet aus. Der Internaut ist ein Storyteller – unabhängig, munter, pointiert. Und immer seinen Leserinnen und Lesern verpflichtet.

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