Das zweite «B» von Airbnb fällt oft flach. Warum das so ist – und wo man das «B» für Breakfast noch richtig pflegt, zeigt den Unterschied zwischen Airbnb und BnB.
Es sind nur sechs Buchstaben. Aber seit diese paar Lettern 2008 geboren wurden, haben sie die Reise-Welt verändert. Wir sprechen hier – Sie ahnen es – von Airbnb. Also von der Idee, dass jeder seine Wohnung, sein Zimmer, seine Baumhütte, sein Schloss über das Internet vermieten kann.
Oder, kürzer gesagt: Via Airbnb kann jede und jeder zum Gastgeber werden, aus seinem Zimmer, seiner Wohnung, seinem Gartenhaus oder seinem Schloss – so vorhanden – ein kleines Hotel machen.
Das Konzept boomt. Aktuell stehen bei Airbnb weltweit über sechs Millionen Unterkünfte zur Verfügung, alleine in der Schweiz sind es über 30 000. Tendenz steigend. Corona half Airbnb teils sogar noch: Während der Pandemie zogen es viele Reisende vor, statt im Hotel in einer Privatwohnung abzusteigen.
Woher stammt eigentlich die Abkürzung Airbnb? Es ist ein Kürzel für «Airbed and Breakfast», also die sprachliche Komprimierung von Luftmatratze (als Synonym für Bett) und Frühstück. Von manchen Leuten wird das auch als RB & B oder, kürzer noch, rbnb.
Damit verbunden ist für Gäste auch das Gefühl, dass ein Airbnb-Aufenthalt mehr ist als eine blosse Ferienwohnung oder das Gefühl, das einem Hotels vermitteln.
Unterschied zwischen Airbnb und BnB Bed and Breakfast
Das schöne Versprechen, das uns Airbnb immer wieder bildstark vermittelt: Wer mit Airbnb reist, kommt im echten Leben an. Man spult nicht nur den touristischen Circuit ab, sondern landet bei den Eingeborenen.
Einmal abgesehen davon, dass heute sehr viele Airbnb-Unterkünfte gewerbemässig betrieben werden, interessierte mich kürzlich mal das zweite «B» im Firmennamen. Ich machte den Reality-Check und fragte in eine Menschenrunde, die praktisch nur noch via Airbnb verreist: «Wie ist denn da eigentlich so das Frühstück?»
Als Antwort erhielt ich stets eine Rückfrage: «Welches Frühstück?» Logisch. Die meisten Airbnb-Apartments werden als ganze Wohneinheit vermietet. Da ist kein Local, der den Code der Stadt erklärt. Da ist kein Kaminfeuer, wo die Eingeborenen sitzen und aus dem prallen Leben berichten. Da ist nur jemand, der den Schlüssel übergibt. Und vor allem: da ist kein Breakfast.
Die Schokoladenseite. Und die Kehrseite
Bin ich ein Pedant, wenn mich das stört? Bin ich kleinlich, ewiggestrig, ein Airbnb-Nichtversteher vielleicht? Ein friemeliger Frühstücksminister? Nö. Ich finde das Konzept des Apartment-Sharings (das eigentlich der Schweizer Bruno Franzen mit Interhome in den Grundzügen schon 1965 erfand, aber lassen wir das jetzt) eine spannende Sache.
Ich habe es selber schon genutzt (es gab kein Frühstück). Aber weil mich Schokoladenseiten ebenso wie Kehrseiten interessieren, muss ich bezüglich der Informationen im Firmentitel doch sagen: Wenn einem in Name und Logo eines Unternehmens – oder im Branding, um es etwas US-amerikanischer zu halten – etwas versprochen wird, das dann meist nicht eingehalten wird, dann ist das keine feine Sache.
Es schmeckt etwas nach, wie soll ich sagen: B-Trug?
Unterschied zwischen Airbnb und BnB: Breakfast als Must
Eine Schwester im Geiste habe ich mit meinem Zmorge-Zweifel in der Schweizer Touristikerin Dorette Provoost gefunden: «Wenn mit einem „B“ zwar Breakfast signalisiert wird, das dann aber selten wirklich drin ist im Angebot, dann finde ich das nicht gut. Es verzerrt den Wettbewerb.»
Provoost sagt das auch in eigener Sache. Als Geschäftsführerin der Organisation Bed and Breakfast Switzerland macht sie sich stark für ein starkes Frühstück. Das zweite «B», sagt Provoost, «ist bei uns ein absolutes Must». Jeder der aktuell 921 Schweizer Bed-and-Breakfast-Betriebe muss ein herzhaftes Zmorge bieten – «wer das nicht hat, kann nicht Mitglied sein.»
Da muss der Internaut für einmal Partei ergreifen. Ich pflichte der Bed-and-Breakfast-Geschäftsleiterin zu. Ich verstehe ihren Ärger. Wo «B» draufsteht, sollte auch «B» drin sein. Müsste man eine weltweite Sammelklage anstossen? Oder die Air Bnb-Gastgeber auf ein Ampelsystem einschwören? Vielleicht so: Grün: Hier gibt es tatsächlich Frühstück. Rot: Kein Frühstück. Orange: Nimm Dir einen O-Saft im Kühlschrank. Oder ein Gericht anrufen?
BnB versus Airbnb: Weltweiter Präzedenzfall?
Dorette Provoost jedenfalls fasste ins Auge, für einen bewussteren Umgang mit dem Buchstaben «B» vor dem Kadi zu kämpfen: «Ich trug mich mit dem Gedanken, als weltweiten Präzedenzfall Airbnb deswegen in der Schweiz zu verklagen – sozusagen David gegen Goliath… ».
Sie liess es bleiben: «Mein Anwalt riet mir davon ab mit der Begründung, der Name der Firma sei nicht so wichtig – es erwarte heutzutage niemand mehr ein Frühstück bei Airbnb». Da hat er wohl recht, der Anwalt. Und auch der Internaut versteht, dass der Zmorge nicht das Brot-und-Butter-Geschäft ist bei Airbnb. Aber dann sollte es auch nicht so beschriftet sein.
Sollte Airbnb besser «Holiday on Air» heissen?
Zufrieden ist Dorette Provoost noch längst nicht. Mit Recht. «Wenn die sich «Holiday on Air» nennen würden, wäre es mir egal», sagt die Bed- und vor allem Breakfast-Verfechterin. «Aber so wie das Airbnb aktuell macht, geht es nicht.»
Der Internaut sagt es jetzt einmal so: Das zweite «B» in Airbnb (oder RB & B oder rbnb) ist oft heisse Luft. Wer auf die aufbauende Kraft des Frühstücks setzt, schaut sich besser in der Welt der Bed and Breakfasts um.
Weil es dort ein B besser ist.
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Zur AnmeldungAirbnb: So beliebt ist die App
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Airbnb als Abstimmungsthema
Über das B-Thema hinaus sorgt Airbnb auch politisch immer mal wieder für Aufregung
Meist geht es darum, dass die Apartments der Vermittlungsbörse urbanen Wohnraum verknappen. In Zeiten der städtischen Wohnungsnot wird das Online-Portal zunehmend zum A-Thema. Soll man Airbnb vielleicht sogar verbieten? Dazu hat der Internaut eine ganz bestimmte Meinung.
Auf unserer Reise um die Kugel haben wir teils zwangsbedingt Airbnb berücksichtigt und haben sagenhafte ein Mal Frühstück erhalten. Das war dann aber effektiv auch ein besserer Start in den Morgen, als in einer Unterkunft zu erwachen, die nur dem Profit wegen angeboten wird. Zwangsbedingt übrigens bedeutet, dass manchmal die Agados, Bookings und Hostelsworlds dieser Welt keine geeigneten Unterkünfte hatten oder gegenüber Airbnb massiv teurer. Aber auch Airbnb ist nicht immer das Gelbe vom Ei, wobei wir schon länger auf einen ernstzunehmenden Mitbewerber für Airbnb warten…
Hallo Tobias, ein (ziemlich) später Dank für Deinen Kommentar. Ich sehe das so wie Du: Konkurrenz tut immer gut, das wäre auch in diesem Fall eine gute Sache. Gruss, -andreas aka der Internaut-
Dieser Artikel spricht mir so aus der Seele! Airbed and breakfast – die Idee war toll, es war aber sicher nur eine Frage der Zeit, bis die Erfinder ihre Ideale verraten würden. Auf der Plattform gibt es schon lange nicht mehr nur Anbieter, die Reisenden Luftmatratze oder Klappcouch mit Frühstück bereitstellen. Vom Leben mit Locals mal ganz abgesehen. Airbnb ist für mich vergleichbar mit jeder anderen Buchungsplattform. Man kann eine Unterkunft buchen. Ob das nun ein Zimmer bei Locals ist, oder gar eine ganze Ferienwohnung, oder ein Hotelzimmer – es bleibt eine Unterkunft. Und die kann man mittlerweile auf vielen Plattformen buchen. Ich habe noch nie auf Airbnb gebucht, lese mir aber gerne und die Bewertungen durch und schaue mir die Gastgeber an. Und weil ich weiss, dass die meisten Anbieter nur auf den Buchungsplattformen sind, damit sie überhaupt gesehen werden, dafür aber saftige Gebühren zahlen müssen, die sie wieder auf den Übernachtungspreis aufschlagen, versuche ich immer direkt bei den Anbietern zu buchen. Und ich finde es affig, zu sagen „Wir sind in einem Airbnb.“ Denn man ist entweder in einem Hotel einer Ferienwohnung oder in einem Fremdenzimmer. Oder hat bei Marianne aufm Sofa gepennt, die bestimmt auch Frühstück hinstellt und bestenfalls sogar ihre Gäste nett bespielt. Dieser ganze Hype um Airbnb ist für mich nicht nachvollziehbar. Danke darum, für diesen Artikel.
Hallo Doro, vielen Dank für Deinen Kommentar. Sehe das grossmerheitlich auch so wie Du. Nur ein Gedanke dazu noch: Es liegt halt auch an uns Konsumentinnen und Konsumenten (bzw Travellers), sich gut zu informieren und dann ein Angebot zu wählen, das der erhofften Reise-Romantik entspricht. Wünsche viele guten Reisen, schöner Gruss, -andreas aka der Internaut-