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Home 9 Airbnb 9 Airbnb verbieten? Es gibt bessere Ideen, um Städte zu schützen

Airbnb verbieten? Es gibt bessere Ideen, um Städte zu schützen

Datum

12. März 2023

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Home 9 Airbnb 9 Airbnb verbieten? Es gibt bessere Ideen, um Städte zu schützen

Airbnb ist weltweit beliebt und umstritten. Soll man Airbnb verbieten? Nein – aber smarter regulieren.

Airbnb ist eine Apartment-Plattform, ein Lifestyle und ein Politikum. 2008 begann der Aufstieg des kalifornischen Online-Portals.

Mit dem Erfolg der Plattform wuchs auch die Kritik am Unternehmen. Die Vorwürfe gehen teils sehr weit.

Airbnb verbieten?

In der extremsten Form wollen Politikerinnen und Politiker Airbnb verbieten. Wie jüngst in der Stadt Zürich.

SP-Nationalrätin Jacqueline Badran trat dort im März 2023 mit einer harten Forderung auf. Das Vorstandsmitglied des Schweizerischen Mieterinnen- und Mieterverbands will Airbnb und Businessapartments per Verbot aus Wohnzonen verbannen.

Airbnb verbieten das will Jacqueline Badran, SP-Nationalrätin und Vorstandsmitglied Mieterinnen und Mieterverband.
Airbnb verbieten: Die Forderung steht im Raum. (Ausriss «20 Minuten»/Internaut)

Das Thema ist aktuell: In der Stadt Luzern kam es am 12. März 2023 zu einer Volksabstimmung. Die Stadtluzerner Stimmberechtigten votierten dabei klar zur Initiative «Wohnraum schützen – Airbnb regulieren».

Mit seinem Entscheid sprach sich das Stimmvolk dafür aus, dass Luzerner Ferienwohnungen künftig nur noch während 90 Tagen pro Jahr an Personen – meist wohl an Touristen und Workation-Gäste – vermietet werden dürfen.

Airbnb verbieten? Kommentar und Meinung Reiseblog der Internaut. Im Bild ein Apartment mit hellem Holzboden, im Vordergrund ein Smartphone mit Airbnb-Schriftzug auf dem Screen.
Mit wenigen Klicks zum Airbnb-Apartment: Daran stören sich einige Politikerinnen und Politiker. Das Stimmvolk auch. (Bild: Pixabay)

Die Idee dieser Maximalfrist von 90 Tage: Damit wird das Airbnb-Vermietungsgeschäft unattraktiver.

Was helfen soll, eines der grössten Airbnb-Probleme in Schach zu halten.

Was ist das Problem mit Airbnb?

Wenn Airbnb problematisiert wird, tauchen meist drei hauptsächliche Gründe auf. Grund 1: Airbnb entzieht Städten Wohnraum.

Alle unabhängigen Studien, die ich zu diesem Thema gelesen habe, kommen auf diese Gefahr von Airbnb zu sprechen. Mal schwächer, mal stärker – abhängig von Stadtgrösse und Airbnb-Angebot vor Ort.

Zweites Problem: Airbnb kann – zusammen mit anderen Phänomenen wie Kreuzfahrten-Boom und der Billigfliegerei – zu Overtourism in Hotspots wie Barcelona, Dubrovnik oder Mallorca beitragen.

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Drittes Problem: Hotelièren und Hoteliers arbeiten oft mit strengen Auflagen zu den Themen Brandschutz, Steuern, Zahlen-Offenlegung, Lebensmittelrecht, Einziehen und Abführen von Kurtaxen. Airbnb-Unternehmer sind mit ihren Ferienwohnungen weniger dem behördlichen Scheinwerferlicht ausgesetzt.

Ein viertes, kleineres Thema: Airbnb, was abgekürzt Airbed (Luftmatratze) and Breakfast (Frühstück) bedeutet, lobt also das Wort «Frühstück aus». Was aber kaum je im Angebot ist. Und damit die Community der Bed-and-Breakfast-Betriebe auf die Palme bringt, wo das Thema Frühstück hochgehalten wird.

Aber klar, in Zeiten von urbaner Wohnungsnot rückt vor allem Thema 1 in den Vordergrund: Airbnb als Verknapper des (bezahlbaren) städtischen Wohnangebots.

Warum beeinflusst Airbnb den städtischen Wohnraum?

Unter anderem deshalb, weil sich Airbnb von seiner romantischen Grundidee – Einheimische beherbergen Gäste, jeder kann quasi zum Hotelier werden – entfernt hat.

Heute ist die Kurzzeitvermietung über das kalifornische Portal in vielen Städten zum Business geworden. Immobilienvermittler sichern sich mehrere Apartments und vermieten diese kurzzeitig. Auch deshalb, weil sich so aus einer Wohnung mehr Rendite schlagen lässt als mit einer Langzeitvermietung an normale Mieter.

Airbnb verbieten – warum das keine gute Idee ist

Der Luzerner Abstimmungserfolg wird starke Gegner von Airbnb wohl ermutigen, das Thema in weiteren Städten zu lancieren. Bis hin zur Maximalforderung: Die Vermietung über dieses Portal per Reglement abwürgen. Vielleicht nicht als Airbnb-Verbot ausgesprochen, aber als Vorlage so ausgestaltet, dass es eben doch auf ein faktisches Verbot hinauslaufen würde.

Ich halte das für keine gute Idee. Zum einen deshalb, weil man technologische Innovation nicht einfach so entsorgen kann und soll. Das Modell würde wohl im Verborgenen weiter wuchern. Und der Aufwand, ein solches Verbot zu kontrollieren und Verstösse zu sanktionieren, wäre uferlos. Ein grundsätzliches Verbot von Airbnb würde aus Nachbarn Hobby-Detektive machen – was wohl auch niemand will.

Und: Wer nur auf Airbnb abzielt, vergisst, dass Wohnungen auch über andere Plattformen vermittelt werden. Und dass man sich, wenn man die Gesamtheit des Wohnangebots im Blick haben und ein Reglement verfügen will, auch die sogenannten «Serviced Apartments» genauer anschauen sollte. Damit sind Business-Wohnungen gemeint, die kurz- und mittelfristig vermietet werden.

Was könnte Airbnb selber besser machen?

Das Unternehmen selber könnte zur Diskussion beitragen, indem es Fakten verfügbar machen und so eine Übersicht schaffen würde. Im Fall Schweiz tat Airbnb dies nicht. Der Börsen-Konzern, der in über 100 000 Städten der Welt 6.6 Millionen Objekte vermittelt, will nicht sagen, wie viele Wohnungen und Apartments in der Schweiz insgesamt verfügbar sind und wie sich diese auf die einzelnen Hotspots aufteilen.

Wenn sich das Unternehmen weiterhin aus der Diskussion um ein offenbar brennendes Thema heraushält, tut es sich selber – und seinen Gastgebern, den sogenannten Hosts – keinen Gefallen. Transparenz würde hier helfen und einem allfälligen faktischen Verbot vorbeugen.

Wie müsste man Airbnb regulieren?

Im Fall der Luzerner Abstimmung hat mir der Gegenvorschlag besser gefallen als die 90-Tage-Forderung der nun angenommenen Initiative.

Der Luzerner Stadtrat hatte vorgeschlagen, pro Stadtquartier Maximal-Quoten an Airbnb-Wohnungen vorzuschreiben. Weil jede Stadt anders tickt und das Airbnb-Angebot von Stadtviertel zu Stadtviertel variieren kann, wäre es der bessere Weg, auf solche Eigenheiten Rücksicht zu nehmen.

Eine Airbnb-Map für Städte anlegen

Mit den heutigen technologischen Möglichkeiten – und mit der Hilfe von Airbnb selber – müsste es möglich sein, Airbnb-Lizenzen nur in Quartiere zu vergeben, die weniger stark von Wohnungsnot betroffen sind. Daraus könnte eine digitale Airbnb-Map entstehen, die für Klarheit sorgt.

Möglicherweise wären das weniger attraktive Stadtviertel, die sich weiter weg von den Zentren und Altstädten begehrter Städte befinden. An solchen B- und C-Lagen wäre es denkbar, dass Gäste mit der Buchung gleich auch ein kostenloses ÖV-Ticket erhalten. Etwa so, wie das in einigen Schweizer Städten wie etwa Lausanne heute schon für Hotelbuchungen funktioniert.

Airbnb verbieten? Das Unternehmen muss Teil der Lösung werden

Dass Airbnb Hand bieten kann zu technologisch nützlichen Lösungen, hat das Unternehmen bereits bewiesen. Für Objekte in einigen Schweizer Kantonen, konkret Basel-Landschaft, Basel-Stadt, Freiburg, Genf , Luzern, Schaffhausen, Zug und Zürich, gibt es Vereinbarungen zur automatisierten Einziehung der Tourismusabgaben.

Na also, geht doch! Wenn das Unternehmen nicht Spielball von politischen Stimmungen werden oder gar ein faktisches Verbot riskieren will, muss es weiter beweisen, wie man die Sache technologisch clever (etwas) entschärfen kann. Oder kurz und luftig gesagt: Airbnb muss Teil werden der Lösung.

Autor:in

Andreas Güntert

Andreas Güntert

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Seit 1994 erforscht und beschreibt Andreas Güntert hauptberuflich als kritischer Sympathisant der Wirtschaft die Schnittstellen von Konsum, Gesellschaft und Reise-Industrie. Als Reiseblogger der Internaut lotet er das Reise-Internet aus. Der Internaut ist ein Storyteller – unabhängig, munter, pointiert. Und immer seinen Leserinnen und Lesern verpflichtet.

Kommentare

3 Kommentare
  1. René Edward Knupfer

    Ein fundierter wohlausgewogener Kommentar, der das Airbnb-Problem sachlich darlegt. Und mich trotzdem nicht von meiner Meinung abbringen kann, dass Airbnb insbesondere in den grossen Städten jetzt dringend den Stecker gezogen werden muss. Die sich dramatisch verschärfende Wohnungsnot, der zunehmende eklatante Mangel an für Otto Normalverbraucher bezahlbarem Wohnungsraum in den urbanen Zentren und die damit verbundene Immobilienspekulation und Mietzinstreiberei, welche das Wohnen in der Stadt zum Luxusgut macht und immer breitere Kreise von noch in der Stadt Ansässigen zwingt ihr angestammtes Umfeld zu verlassen, ruft nach drastischen Gegenmassnahmen. Eine davon ist schlicht – wie in Luzern vorexerziert – das Verbot von Airbnb im städtischen Kontext. Man komme mir bitte nicht mit dem Argument „freiwillige Selbstbeschränkung“ und dergleichen. Das funktioniert bekanntlicherweise nie.

    Antworten
    • Andreas Güntert

      Hallo und danke für Dein Feedback. «Freiwillige Selbstbeschränkung» – tatsächlich schwierig. Aber Verbote für populäre Services finde ich ebenso schwierig. Eine Politik, welche das Thema unvoreingenommen angeht und pro Stadt Airbnb-taugliche Gebiete definiert und den Betrieb dort quasi auch gewerblich legal macht, fände ich besser. Bleibe dran am Thema, grüsse gut, -andreas aka der Internaut-

      Antworten
  2. Hubert Glatzhuber

    Meiner Meinung nach solllte man nicht AirBnB verbieten, aber der Artikel zeigt eben die guten Probleme von AirBnB. Schöne Grüße von https://www.crew99.at

    Antworten

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