Calatrava, Architekt aus Valencia – kennen alle. Calatrava, die Strasse in Valencia – kennt fast keiner. Komm mit ins Barrio El Carmen, an die Calle de Calatrava, auf einen Drink. Oder zwei. Oder so.
Wer in der Altstadt von Valencia ankommt, wird sich eher früher als später (dafür oft bis spät) im Stadtviertel El Carmen wiederfinden. Ein herrlich verwinkelter Perimeter, voll mit Bars, Vintage-Läden, Restaurants und Graffiti.
Die Hauptstrecke des abendlichen Lebens der Innenstadt ist die Calle de Caballeros. Dort treffen sich alle. Eine erstaunliche Mischung aus Anwohnern, Party-People, Touristen und Kirchengängern pilgert hier hin.

Fiesta, Shopping, Iglesia im historischen Stadtzentrum-Ambiente der Ciutat Vella Valencia: Alles gut, alles schön – und alles schon beschrieben und bekannt.
Wir gehen einen Schritt weiter. Und entdecken eine Seitenstrasse abseits der entrückten Massen.
Valencia Altstadt El Carmen: Darf ein Platz so heissen?
Die Calle de Calatrava – oder auf Valenciano: Carrer de Calatrava – ist zwar nur eine kurze Stadtstrasse. Aber dafür eine Starke Strecke, die es in sich hat.
Epizentrum der Straße ist die Plaza del Negrito. Alle Lokale am Platz spielen mit diesem Namen, der von der dunklen Statue herrührt, einst ein Ort, wo sich die Bevölkerung mit Trinkwasser versorgen konnte.

Darf ein öffentlicher Ort heute noch so heissen? Als woke Touristin und woker Tourist wundert man sich: In vielen Städten wäre das heutzutage wohl ein No-Go.
Meines Wissens aber stört sich an der Calle de Calatrava und in der ganzen Ciutat Vella niemand daran. Mindestens habe ich im Altstadtviertel weder Farbanschläge, Brandredner oder andere Proteste gesehen oder gehört.

Fakt ist aber auch: Das nämliche Sujet taucht um die ganze Plaza herum immer wieder prominent auf.
Fruchtiger Fun Fact: Obwohl die Stadt Valencia voll ist mit Orangenbäumen, trägt der Baum in der Mitte der Plaza del Negrito andere Südfrüchte: Zitronen.
El Carme València: Ein Drink
Während sich an der Plaza Negrito jeden Abend eine grosse Gemeinschaft von Trinkenden einfindet, gefällt mir ein anderer, ruhigerer Ort, fast ebenso gut.
Im Trece, ehemals Casa Victoria, sind Tapas Trumpf. Und natürlich alles, was sich dazu so trinken lässt. Manchmal auch ohne Tapas.

Mir hat es in dem Lokal die kleine Bar am Ende des Raumes angetan. Dort trinke ich meinen Wermut – in Spanien Vermut oder vor Ort Vermú genannt – vor einer Tapeten-Kulisse, die mich an ein Filmset erinnert.
Könnte doch direkt aus einem Streifen des legendären Pedro Almodóvar stammen, oder etwa nicht? Beim Sinnieren darüber bestelle ich ich gleich noch einen Wermut, äh, Vermut.
Altstadt Valencia: Ein Laden
An jeder Starken Stecke in Spanien gibt es mindestens einen Shop, der daherkommt wie ein Wohnzimmer. Klein, quirlig, immer einen Besuch wert, im besten Sinnee ein-ladend.
Am Carrer de Calatrava in València übernimmt El Monstruo diese Rolle.

Hauptsächlich lassen sich hier Vintage-Klamotten jeglicher Stilart finden. Aber wer weiter stöbert, stösst auch auf Accessoires und weitere Dinge des nicht ganz alltäglichen Lebens.
Schön an Läden dieser Art: Weil öfters mal wieder entstaubt, umgestellt und neu aufgefüllt wird, präsentiert sich das Sortiment immer mal wieder anders.
Valencia Altstadt: Eine Mahlzeit
In den meisten Restaurants und Bars an der Calle de Calatrava geht es sehr ungezwungen zu und her. Im Restaurante Salvaora hingegen mag man einen gewissen Stil.
Hier wird weiss aufgedeckt, man legt Wert auf die klassische Küche Spaniens und auf regionale Zutaten.

Auf den Tisch kommen spanische Klassiker wie Croquetas de Jamón Ibérico, Solomillo de Buey oder auch eine wunderbare Selektion von Käse aus der Comunidad Valenciana.
Darüber hinaus haben es mir auch die sogenannten Figatells angetan, kleine Hamburger, schön abgeschmeckt mit Muskatnuss und Pinienkernen.
Warum überhaupt Calle de Calatrava?
Einer der bekanntesten Söhne der Stadt Valencia ist natürlich der spanisch-schweizerische Architekt Santiago Calatrava, der weit über die Grenzen von Spanien hinaus berühmt ist.
In Valencia selber gilt die von Santiago Calatrava entworfene Stadt der Künste und Wissenschaften, die Ciudad de las Artes y las Ciencias, als Meisterwerk des Architekten. Aber auch als Projekt eines Stars, das immer wieder für Ärger über die Arbeiten des Architektur-Superstars sorgt.
Noch mehr coole Strassen
Der Internaut ist in Grossstädten unterwegs und findet Strassen, die Spass machen zum Essen, Trinken, Shoppen. Strassen, die nicht globalisiert sind – sondern von lokalen und regionalen Angeboten leben.
Mehr erfahrenNamensgeber der Strasse ist aber nicht der Architekt, sondern ein historischer Ritterorden, der vor hunderten von Jahren gegründet wurde.
Damals, im 12. Jahrhundert, unter anderem mit dem Ziel, die Stadt Calatrava vor muslimischen Angriffen zu schützen.
València Centro am Tag und in der Nacht
Zu den Besonderheiten vieler spanischer Altstädte gehört es, dass sich die Gassen tagsüber und nachts sehr unterschiedlich präsentieren.
Dieses faszinierende Wechselspiel lässt sich auf jedem Rundgang auch an der Calle de Calatrava gut beobachten.

Diese Verwandlungen können auch mal dazu führen, dass man nachts einen Laden nicht mehr findet, der tagsüber auf allen Touren gut sichtbar war.
Grund dafür ist, dass die Eingangstore oft künstlerisch bearbeitet worden sind. Tagsüber zeigen sich sich als grossflächige Bilder oder Graffitis.

Wenn dann der Tag geht und die Bar-Nacht kommt, werden die Tore hochgefahren. Die Kunst verschwindet. Beziehungsweise: Jetzt liegt die Kunst darin, wenigstens im Lokal drin einen freien Platz zu finden. Draussen ist sowieso meistens schon alles besetzt.
Du möchtest trotzdem gerne wie die Einheimischen draussen vor den Restaurants und Bars sitzen? Dazu gibt es nicht viele Tipps, sondern so ziemlich genau einen: In Spanien gelingt das zur frühen Stunde, so zwischen 20 und 23 Uhr, oft sehr viel besser als ab Mitternacht. Besser gesagt: Bis zu jener Zeit, wenn das Tor wieder heruntergefahren wird.
Valencia El Carmen: Ein Mitbringsel
Auch wenn wir hier ergiebigst über das Zentrum Valencias berichten, darf eines nicht vergessen gehen: Strände spielen hier natürlich auch eine Rolle. Die spanische Grossstadt Valencia lockt mit einer grossartigen Playa. Beziehungsweise: Valencia bietet eine ganze Reihe von Stränden, die sich nördlich und südlich der Stadt in einer Länge von insgesamt über 20 Kilometer erstrecken.
Anders als etwa in der katalanischen Hafenstadt Barcelona oder auch in Alicante liegt der Strand in Valencia aber nicht unmittelbar bei der Stadt, sondern etwa eine 20-minütige Metro-Fahrt von der Innenstadt entfernt.

Um beide Dinge zu kombinieren, stammt unser Mitbringsel zwar aus der Innenstadt, transportiert aber erquickendes Meer-Feeling.
Das Poster mit eintauchender Frau stammt vom hübschen Souvenir-Laden Atypical Valencia und hat zu einem Preis von 15 Euro zu uns gefunden.
Calle de Calatrava Valencia: Die Anreise
Der Reiz der historischen Innenstadt von Valencia liegt zu grossen Teilen darin, dass man planlos losmarschieren und sich in den vielen Gassen, Bars und Restaurants verlieren kann.
Am einfachsten findet man die Calle de Calatrava, wenn man mitten im Centro startet: Von der Plaza de la Virgen her via Hauptstrasse Calle de Caballeros in Richtung Plaza Del Tossal, bummeln und dann linkerhand beim italienisch-valencianischen Restaurant Casa d’Aragona an der Adresse Carrer dels Cavallers 21 abbiegen. Hier führt der Carrer de Calatrava zur Plaza Negrito hinunter.
Tipps: Sehenswürdigkeiten Valencia Altstadt
Von unserer Starken Strecke aus lassen sich in wenigen Minuten viele von Valencias schönsten Sehenswürdigkeiten und Museen entdecken. Eine kleine Auswahl davon decke ich hier auf.
o Am bekanntesten ist wohl die Plaza de la Virgen oder Plaça de la Mare de Déu oder Plaça de la Seu, wie der grosse Platz in der valencianischen Sprache (Valenciano) heisst. Hier steht die Kathedrale, am Ort als La Seu de València oder Catedral de Santa María bekannt. Von hier aus schweift der Blick zum Turm El Micalet (el Miguelete auf Spanisch).
In einer eigenen Kapelle innerhalb der Kathedrale wird der heilige Gral oder heilige Kelch aufbewahrt. Gemäss Überlieferung soll es sich dabei um jenen Kelch handeln, der beim letzten Abendmahl von Jesus Christus und seinen Jüngern benutzt wurde.

Auf der Plaza de la Virgen ist immer Betrieb. Tipps für die besten Besuchszeiten? Mir persönlich ist der frühe Morgen am liebsten, weil man dann die ganze Weite des Platzes und die ersten Sonnenstrahlen für sich hat.
o Nur ein paar Schritte weiter liegt das berühmte Tribunal de les Aigües de València. Das Wassergericht gilt als älteste Rechts-Instanz Europas und stammt noch aus der Araberzeit. Hier werden in einem öffentlichen Verfahren bis heute Bauern-Streitigkeiten ums Wasser geschlichtet.
Der valencianische Wassergerichtshof steht, wie auch die örtliche Seidenbörse (gegenüber der Markhalle Mercado Central) und das Fest der Fallas, auf der städtischen valenzianischen Weltkulturerbe-Liste der UNESCO.

o Wer in Valencia weilt, sollte mindestens einmal ein Agua de Valencia getrunken haben. Wodka, Gin, Cava und Orangensaft treffen sich dabei zu einem ungeheur süffigen Cocktail.
Trinkerische Trigger-Warnung zu Valencias heimtückischem Genussmittel: Schon nach dem zweiten Agua de Valencia kann sich (für Ungeübte) ein geplanter Rundgang zum Torkel-Gang entpuppen.
Streetart als Sehenswürdigkeit
Zu den (inoffiziellen) Sehenswürdigkeiten der Altstadt von Valencia gehören all jene Werke, die sich unter dem Stichwort Streetart subsummieren lassen.
Strassenkunst also, die sich mitten im Centro der Stadt meist in Form von Graffiti, Tor-Bemalungen und Wandmalereien (Murales) aller Art zeigt.

Ganz besonders eindrücklich präsentiert sich ein Mural an der Calle de la Corretgeria, gleich unterhalb unserer Starken Strecke.
Riesig thront eine Dame in wallend roter Robe über dem Restaurant Bon Gust. Rosita Amores heisst die Señora, die in einer schwebenden Paella Pfanne steht. Ein Strassenkunst-Highlight, speziell für Touristen, die auf ihren Reisen und City-Touren entlang aller Restaurants nicht nur ans Futtern und an Sehenswürdigkeiten, sondern auch an ihren Instagram-Feed denken.
Valencia Altstadt: Hier trinkt die Stadt ihr Agua de Valencia
Wo trinken? Meine Tipps: Ganz in der Nähe des Carrer de Calatrava befinden sich zwei beliebte Restaurants, die sich bestens eignen für diesen Genuss – und getrost zu den Sehenswürdigkeiten Valencias gezählt werden können.
Zum einen das theatral-florale Cafe de las Horas, zum anderen das ikonische Cafe Sant Jaume an der Calle de Caballeros, der Hauptschlagader im Altstadtquartier Barrio del Carmen.
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Zur Anmeldungo Immer nur trinken, das wissen nicht nur die Valencianos y Valencianas, kommt nicht gut. Man sollte auch mal etwas essen zwischendurch.
Eine der beliebtesten Stationen für einen schmackhaften Happen, etwas versteckt gelegen, ist die winzige Tasca Angel.
Für Einheimische ist das fast schon ein Pilgerort, am Wochenende ist oft mit Schlangen zu rechnen.

Die Locals lieben die Tasca Angel für ihre Tapas, die meist im Freien verspiesen werden. Auch deshalb, weil drinnen kaum Platz zu finden ist.
Am beliebtesten sind die Sardinitas de la Casa, ein herrlicher Sardinen-Happen, der in der ganzen Stadt bekannt und verehrt ist.
o Wer in der historischen Altstadt von Valencia unterwegs ist, sollte Zeit einplanen für einen (kostenlosen) Besuch im Museum Centre del Carme Cultura Contemporánea. Oder kurz: CCCC.

In einem ehemaligen Kloster mitten im Altstadtquartier werden so ziemlich alle Künste abgebildet, die man sich vorstellen kann. Darunter auch das Thema Design.
Was ganz gut zur aktuellen Zeit passt; immerhin rühmte sich Valencia im Jahr 2022 als «Welthauptstadt des Designs».
Altstadt Valencia: Alle im Fluss
o Wem der Sinn nach so viel Agua de Valencia, Trubel und Kultur ach Auslüften steht, macht am besten ein paar Schritte zu den Serranos-Türmen. (Torres de Serranos oder valenzianisch Porta dels Serrans). Hoch oben auf der mittelalterlichen Stadtmauer lockt ein grossartiger Rundblick über die Stadt und über den Turia Park.
Unter anderem wird Dein Blick auch das Cafe La Maruja erfassen, wo der Internaut jeweils im Open-Air-Sprachlabor von Valencia sein Spanisch verbessert.

o Die in meinen Augen schönste Sehenswürdigkeit Valencias habe ich mir für den Schluss aufbehalten: Ein Spaziergang im Stadtgarten Jardines del Turia.
Dort, wo einst der Stadtfluss Río Turia floss (und 1957 durch Hochwasser immensen Schaden anrichtete), liegt heute im mittlerweile ausgetrockneten Flussbett der zehn Kilometer lange Turia Stadtpark. Unter zahllosen Brücken hindurch flanieren, Fussballspiele schauen, Tanzvorstellungen verfolgen, da und dort einen Cafecito schlürfen oder unter Bäumen etwas Schatten finden – ein kolossaler Genuss.

Ein Hochgenuss übrigens auch, der sich im Bett der Turia perfekt per Velo erfahren lässt. Valencia ist sehr fahrradfreundlich. Erstens durch seine gut ausgeschilderten Radwege und Fahrradstreifen, aber auch, weil wir es hier mit flächendeckend flachem Terrain zu tun haben. Velofahren in Valencia – für mich eine der schönsten Aktivitäten in dieser sonnenverwöhnten Stadt am Mittelmeer.
Im Turia-Park lassen sich auch die wohl bekanntesten Sehenswürdigkeiten Valencias besichtigen. Die futuristischen Gebäude der Ciutat de les Arts i les Ciències, der Stadt der Künste und der Wissenschaften. Ein Wert von – Du ahnst es – Stararchitekt Santiago Calatrava.
o Das mit der Velo-Freundlichkeit gilt so übrigens auch für die Kirche San Nicolás de Bari y San Pedro Mártir die sich am Hauptstrang der Calle Caballeros befindet. Auch hier kannst Du mit dem Fahrrad aufkreuzen.
o Letzter Tipp: Neben der Altstadt ist Ruzafa ein sehr lebendiges Stadtviertel in Valencia. Hier geht es zum Blogpost über dieses Trendquartier.
Hallo Andreas,
ich bin begeistert über Deinen Bericht über die Altstadt Valencias!
Habe mir ganz viel notiert…ich reise Ende Juni mit meiner 15 jährigen Tochter das erste mal in eine spanische Stadt..also für sie das erste mal….Sie liebt die Sprache und möchte nun in das typische Leben eintauchen…am liebsten auch in einer schönen Altstadtgasse wohnen…mit kleinem Balkon, von dem man das bunte Treiben beobachten kann. Ich habe keine Lust, etwas „normales“ über Booking.com oder so zu buchen. Suche eher etwas richtig typisches, was privat betrieben wird und gerne auch viel Flair versprüht. Und was richtig mittendrin liegt.
Und da dachte ich, ich frage Dich einfach mal, ob Du mir da etwas empfehlen könntest..das wäre ganz klasse
Viele Grüße in die Schweiz
Michaela
Hallo Michaela! Freut mich, dass Dir mein Blogpost gefallen hat. Ganz spontan kommt mir als inhaberinnengeführtes persönliches Hotel in der Altstadt von Valencia das Arthouse in den Sinn, https://www.valenciarthousebedandbreakfast.com/ Ich habe mir das einmal angeschaut und mit der Besitzerin gesprochen, sehr sympa. Und mindestens ein Zimmer hat (oder hatte damals) einen Balkon. Wünsche gut Reise, schöner Gruss, -andreas aka der Internaut-