Schneeschuhwandern ist Winterglück auf die sanfte Tour. Sechs Tipps für Wanderungen, für Anfänger bis Fortgeschrittene.
Schneeschuhwandern – ist das nicht nur etwas für die Generation AHV? Lange jedenfalls galt das Stapfen in übergrossen Schuhen in der Schweiz als altbackene und langweilige Art, den Winter zu geniessen.
Von Skifahrern und Snowboardern belächelt: Schneeschuhlaufende, so ganz ohne Speed-Rausch, Schanzen-Thrill und Wedel-Chic unterwegs, galten in der Hackordnung der Aktivitäten am Winterberg als Rollator-Liga.
Schneeschuhwandern: Touren und Trails für alle Stärkeklassen
Alles Schnee von gestern. Heute ist Schneeschuhlaufen eine angesehene und akzeptierte Sportart, fernab von Skilift-Schlangen und maschinengestützter Aufwärtsbewegung. In Schneeschuhen loszustapfen ist sehr beliebt geworden. Kurz: Schneeschuhtouren sind hip.
Mit zum Boom des Schneeschuhwanderns hat SchweizMobil beigetragen. Das nationale Netzwerk für den Langsamverkehr zeigt auf seiner Online-Plattform eine grosse Zahl an Schweizer Schneeschuh Trails für alle Stärkeklassen. Die Basis Navigation für Schneeschuhwanderungen und Schneeschuhrouten im ganzen Land.
Soft Adventure auf dem Schneeschuhpfad
Der Reiz dieser Sportart liegt wohl auch darin, dass es eine Art soft adventure ist. Ein sanftes Abenteuer, nicht getrieben vom Adrenalin, dafür aber von Zauber, in unberührten Landschaften eigene Spuren zu legen.
Und so auf Schneeschuhtouren zu Erlebnissen zu finden, die dem persönliches Winterglück entsprechen.
Heute führt uns Gastautorin Silvia Schaub – sie hat für diesen Reiseblog auch schon urbane Spuren auf der Starken Strecke Graz gelegt – mittels sechs Touren-Tipps ans Schneeschuhlaufen heran.
In Abwandlung des Schweizer Klassikers «Lose, luege, laufe» sagen wir hier zu diesen Routen: Läse, luege, schneeschuelaufe.
Schneeschuhwandern Arosa: Wo Hasen und Hirsche Spuren legen
Nur ein paar Schritte braucht es, um sich bei Maran oberhalb von Arosa in eine schon fast meditative Stimmung zu versetzen. Fernab vom Rummel auf den Skipisten vom Hörnli bis zum Brüggerhorn herrscht hier vor allem eines: Stille.
Erst recht, wenn man schon ein Stück auf dem Schneeschuhpfad gestapft ist und durch den tiefverschneiten Wald streift. Da ist selbst das Fallen des Schnees von den Bäumen zu hören. Ein paar Höhenmeter weiter ist man wieder auf offenem Gelände, wo sich der Schnee wie ein Glitzerteppich vor einem ausbreitet. Nun hat man den Blick über das Schanfigg und in die Bergwelt von Arosa.
Winzig klein erscheint der Weiler Medergen auf der anderen Talseite. Die unberührte Schneelandschaft der Region lädt ein, auch mal den Pfad zu verlassen und eigene Spuren zu legen, etwa bei den kleinen Seelein vor dem Ober Prätschsee auf Tour zu gehen.
Das ist zwar ziemlich anstrengend, aber auch lustig. Denn je nach Lage versinkt man auf dieser Schneeschuhtour fast einen Meter, dann wieder schreitet man – dort, wo der Wind alles abgetragen hat – nur über einen Hauch von Schnee. Nur muss man acht darauf geben, wo sich die Seelein unter der Schneedecke verstecken. Ganz allein ist man jedoch nicht, wie die Hirsch- und Hasenspuren verraten.
Beim Ober Prätschsee hat man den höchsten Punkt erreicht. Dann heisst es nur noch geniessen: Der Pfad führt nun sanft bergab nach Maran.
Schneeschuhwandern Arosa: Die Details
Strecke: Route 597 Prätschalp-Schneeschuhtrail, Arosa Maran. Distanz: 4 Kilometer. Zeit: 1 Stunde 45 Minuten. Höhendifferenz: Aufstieg 180 Meter, Abstieg 180 Meter. Kondition: leicht.
Schneeschuhtrail Cardada Tessin: von Höhen und Tiefen
Zugegeben, es braucht etwas Geduld, um diese Tour auf dem Locarneser Hausberg in Weiss zu erleben. Denn obwohl der Cimetta 1671 Meter hoch ist, liegt hier längst nicht den ganzen Winter über Schnee.
Aber es lohnt sich, den richtigen Moment abzupassen – und dann ab mit dem Zug nach Locarno. Wer sich auf die rund dreistündige Rundtour von Cardada über Cimetta und wieder zurück zum Ausgangsort unter die Füsse nimmt, fühlt sich fast so, als würde er fliegen.
Der ganze Lago Maggiore liegt einem zu Füssen. Oberhalb der Wallfahrtskirche Madonna del Sasso steigt man in Orselina in die rote Gondel und lässt sich in nur fünf Minuten 1000 Meter hinaufbringen. Ab der Bergstation führt der Pfad anfangs noch durch den Wald, dann ab der Alp Cardada mehrheitlich durch offenes Gelände Richtung Cimetta.
Wer da beim Schneeschuhwandern ins Schnaufen kommt, hat einen guten Grund, immer wieder einen Zwischenhalt einzulegen und den Blick über die Region, über das Locarnese und bei guter Sicht bis zum Matterhorn im Westen und im Süden zu den Ligurischen Alpen schweifen zu lassen.
Das Spezielle daran? Man sieht den tiefsten Punkt der Schweiz mit dem Wasserspiegel des Lago Maggiore und den höchsten mit der Dufourspitze. Geradezu märchenhaft sei die Tour bei Vollmond, wenn während der Wanderzeit im Tal unten die Lichter leuchten, sagen Leute, die diese Schneeschuhwanderung auf ganzer Länge im geheimnisvollen Licht der Nacht absolviert haben.
Schneeschuhtrail Cardada ob Locarno: Details und Distanz
Strecke: Route 954 Percorso Cardada Cimetta. Distanz: 5 Kilometer. Zeit: ca. 3 Stunden. Höhendifferenz: Aufstieg 380 Meter, Abstieg 380 Meter. Kondition: mittel.
Schneeschuhtour Matterhorn: Im Blickfeld des Horu
Dieser Anblick brennt sich wohl manchem auf ewig in die Erinnerung ein: das Matterhorn auf der spiegelglatten Wasseroberfläche des Riffelsees. Das sieht noch fast schöner aus als in natura.
Wer dies erleben möchte, steigt in Zermatt in die Gornergrat-Bahn bis zur Station Rotenboden auf fast 2800 Metern über Meer und marschiert auf dem fast ebenen Panorama Trail los. Anfangs verläuft der Weg wie eine Schlaufe Richtung Riffelhorn. Wobei man je nach Tageszeit und Wetter mal im Schatten und mal in der Sonne geht.
Erstaunlich, wie viel Grad das ausmachen kann. Und gleich nochmals erlebt man hier einen Wow-Effekt. Dann nämlich, wenn man die kleine Anhöhe erreicht hat, bevor der Weg in lockeren Kurven hinunter nach Riffelberg führt.
Hier fühlt man sich dem mächtigen Horu, wie die Einheimischen ihren Hausberg nennen, noch ein Stück näher; er ist fast zum Greifen nah. Und auch das Obergabelhorn, das Weisshorn und noch einige Gipfel mehr.
Wenn dann ein paar Wolken am Himmel aufziehen, sieht das umso spektakulärer aus, weil sie die Bergwelt aus der Distanz immer wieder in ein neues Licht rücken.
Dieser gut markierte Weg lässt sich übrigens auch bestens zu Fuss begehen. Viel länger als auf Schneeschuhen braucht man auf solchen Routen beim Winterwandern nicht. Auf Tempo macht man diese Strecke ohnehin nicht – das wäre viel zu schade.
Schneeschuhtour Zermatt: Informationen
Strecke: Route 322 Panorama Trail, Zermatt, Rotenboden-Riffelberg. Distanz: 3 Kilometer. Dauer: ca. 1.5 Stunden. Höhendifferenz: Aufstiege 30 Meter, Abstiege 260 Meter. Kondition: leicht.
Schneeschuhwandern Romandie: Bei Kobolden und anderen Wichteln
Allein ist man auf diesem Schneeschuh-Trail fast nie. Nein, es sind nicht unbedingt Scharen von Zweibeinern, die unterwegs sind, sondern witzige Kobolde, die am Wegrand stehen und die Schneeschuhwanderer begleiten.
Der Start für die rund vierstündige Tour rund um Pra Cornet beginnt direkt beim Office de Tourisme in Les Mosses. Das kleine Dörfchen liegt im Herzen des Parc naturel régional Gruyère Pays-d’Enhaut. Der Weg führt vom Naturpark her an hübschen Holzchalets vorbei, hinaus aus dem Dorf Richtung Fond de l’Hongrin, wo man durch das idyllische Moorgebiet mit diversen Bächlein streift.
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Zur AnmeldungDann geht es stetig, aber regelmässig bergan, und schon steht man inmitten von verschneiten Wäldern. Hier tauchen sie dann auf, die Kobolde und ähnlichen Figuren aus Holz. Schon bald führt der Weg wieder über offenes Gelände Richtung Alphütte Pra Cornet und das Hochplateau mit herrlichem Rundblick.
Wer nun währen der Wanderzeit etwas Stärkung braucht, muss unbedingt im Refuge Pra Cornet einen Halt einlegen. Am liebsten würde man auf solchen Schneeschuhrouten gleich sitzen bleiben, so idyllisch ist die Blockhütte gelegen, die im Winter nur mit Schneeschuhen oder Langlaufskiern erreichbar ist.
Gesättigt stapft man gemütlich nach Les Mosses zurück. Denn nun geht es auf dieser Schneeschuhwanderung nur noch bergab.
Schneeschuhwandern Les Mosses: Infos und Distanz
Strecke: Route 463 Parcours de Pra Cornet, Les Mosses. Distanz: 9 Kilometer. Zeit: ca. 4-5 Stunden. Höhendifferenz: Aufstiege 440 Meter, Abstiege 440 Meter. Kondition: schwer.
Schneeschuhtour Zentralschweiz: Wandeln überm Nebelmeer
Diese Aussicht zaubert so manchem ein Lächeln aufs Gesicht. Unten liegt das Mittelland in dickem Nebel, oben präsentieren sich Grosser und Kleiner Mythen, Rigi, Brisen, Schwalmis und eine Reihe weiterer Berggipfel in ihrer ganzen Pracht.
Um diesen kleinen Genuss zu erleben, muss man zeitig aufstehen. Doch aus dem Mittelland ist man in gut zweieinhalb Stunden Zugfahrt auf der Klewenalp hoch über dem Vierwaldstättersee. Nun heisst es: Schneeschuhe anschnallen und los geht’s.
Der markierte Trail führt ab der Seilbahnstation vorbei an der Klewenkapelle ins Tannibüel und auf meist offenem Gelände um den Klewenstock herum. Beim Ängiloch schlängelt sich der Pfad durch verträume Fichtenwälder. Aber kaum steuert man Richtung Twäregg zu, tauchen die Zentralschweizer Alpengipfel schon wieder auf. Von der Twäregg führt der Trail vorbei an der Lochhütte in Richtung Stockhütte.
Das angenehme an diesem Trail: Es geht in dieser Region beim Wandern sozusagen nur bergab. Wer nun genug hat, steigt in die Gondelbahn und lässt sich bequem nach Emmetten hinunterbringen. Ambitionierte überwinden die 520 Höhenmeter zu Fuss.
Noch Ambitioniertere gehen den Klewenalp-Stockhütte Trail in umgekehrter Richtung wieder zurück, dann allerdings birgt die Disanz einige Höhenmeter mehr. Das grandiose Panorama hat man auf dieser Schneeschuhwanderung so oder so auf sicher.
Schneeschuhtour Zentralschweiz: Details
Strecke: Klewenalp-Stockhütte Trail. Länge: 5 Kilometer. Dauer: ca. 2.5 Stunden. Höhendifferenz: Aufstiege 30 Meter, Abstiege 340 Meter. Kondition: mittel.
Schneeschuhtrail Appenzell: Kraftvoll durch die Hügelwelt
Nach Schwellbrunn pilgern die Wintersportler nicht unbedingt in Massen, auch wenn das höchstgelegene Dorf von Appenzell Ausserrhoden tatsächlich über einen Skilift verfügt. Auf 967 Metern über Meer liegt in dieser Region leider auch nicht immer Schnee.
Dafür punktet die Gemeinde neben ihrer Schönheit (sie wurde 2017 im nationalen Wettbewerb zum «schönsten Dorf der Schweiz» erkoren), auch mit der idyllischen Appenzeller Hügellandschaft. Eine Region, die man ideal mit den Schneeschuhen erkunden kann.
Auf dieser rund vier- bis fünfstündigen Rundtour (Wanderzeit je nach Kondition) muss man sich die Kräfte gut einteilen, ist sie doch ein stetiges Auf und Ab. Von der Bushaltestelle Halden aus führt der Landscheidi-Trail erst zum Weiler Högg und dann über die Krete via Risiwaldhöhe und Sitz weiter Richtung Landscheidi.
Mal stapft man durch den Wald, dann wieder über offenes Gelände, von wo man den Blick auf den Alpstein mit Säntis bis hin zum Bodensee und ins Toggenburg hat. Wichtig für solche Routen: Gut, dass es auf dieser Rundtour genügend Restaurants gibt, sodass man sich immer wieder stärken kann.
Ab dem Restaurant Sitz, das gleichzeitig Bergstation des Skiliftes ist, geht unsere Tour talwärts via Landscheidi bis nach Ghör und weiter zum tiefsten Punkt, dem Sägenbach. Ein letzter Anstieg führt nach Rötschwil und dann weiter via Sommertal zum Ausgangspunkt nach Schwellbrunn.
Schneeschuhtrail Appenzell: Infos
Strecke: Route 693 Landscheidi Trail, Schwellbrunn. Distanz: 8 Kilometer. Zeit: ca. 4-5 Stunden. Höhendifferenz: Aufstiege 440 Meter, Abstiege 440 Meter. Kondition: schwer.
Schneeschuhwandern … Altbacken ? Langweilig ? Nur für AHV-Rentner ? Nur für Rollatorsportler ?
Ach was ! … Pistenrummel ist stinklangweilig, banal und sauteuer obendrein. Skilift rauf, Piste runter, Skilift rauf, Piste runter; … die Tageskarte muss schliesslich amortisiert werden ! Verbrannte Bratwürste, ranzige Pommes und mieser Glühwein zu Mondpreisen in der Pistenbeiz ! ABBA-Gewinsel und Gölä-Geplärre aus dem Lautsprecher ! Igitt !
Nein danke ! Also : Schneeschuhe montieren und nix wie los. Weg, möglichst weit weg vom Getümmel. Und dabei das Wild nicht aufscheuchen, bitte !
Yep, sehe ich auch so. Wo in der Schweiz liegen Deine Lieblings-Trails?
Im Gantrisch-Gebiet; … zum Beispiel im Gebiet Ottenleuenbad.
Oder im Neuenburger Jura; … zum Beispiel im Gebiet von La Brévine; … Kreuz und quer durch die Wälder beidseits der Landesgrenze, von La Brévine in der Schweiz nach Grand’Combe-Châteleu in Frankreich.
Hallo und danke für diese Tipps. Der Trail mit beidseitigem Länderkontakt klingt sehr verlockend, das nehme ich auf meine persönliche Liste! Wünsche frohe Tage, grüsse gut, -andreas aka der Internaut-