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Filmtourismus: Die beliebtesten Reiseziele für Filmfans

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22. Februar 2019

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And the Oscar goes to … Filmtourismus: Hier beginnt die Reise in die Welt der Set-Jetter. Wobei es jetzt ja auch immer mehr Net-Jetter gibt.

Wird es «A Star is born»? Vielleicht «Green Book»? Oder eher «Black Panther»? Das ist alles unsicher. Was sicher ist: Einer von acht nominierten Streifen wird an den 91. Oscar-Verleihungen in der Nacht von Sonntag auf Montag zum «Best Picture» gewählt werden.

Millionen von Menschen werden der grossen Show im Dolby Theatre in Los Angeles via Fernseher (oder Smartphone) zuschauen. Einer davon sicher ganz besonders genau. Nein, nicht der Internaut.

Filmtourismus - die beliebtesten Reiseziele für Hollywood-Fans. Die  Hollywood Buchstaben von hinten gesehen oberhalb von Los Angeles

Filmtourismus: Die magische Stätte, gezeigt in grossen Lettern oberhalb von Los Angeles – Hollywood. (Bild: Pixabay)

Einer der ganz besonders genau hinschauen wird, ist Kai Hillmann. Welche Filme en vogue sind und welche Filmhelden die Herzen der Menschen höher schlagen lassen, beeinflusst den Geschäftsgang seines Unternehmens. 

Und das sogar ganz zentral.

Filmtourismus: Reisen zum Drehort

Hillmann ist Geschäftsführer des deutschen Filmtourismus-Reiseveranstalters Entertain Tours, das Touren «an die schönsten Drehorte der Welt» vermittelt.

Die Firma aus Bielefeld ist also auf Set-Jetter spezialisiert. Oder, anders gesagt: Die Firma bringt Fans in den richtigen Film.

Was ist überhaupt ein Set-Jetter?

Natürlich zunächst einmal die sprachliche Schubumkehr eines Jet-Setters, der im Jet von den schönsten zu den angesagtesten Orten reist. Und umgekehrt.

Der Set-Jetter hingegen reist (oder jettet) am liebsten an Orte, wo einst ein Filmset stand. Set-Jetter wollen die Orte sehen, wo ihre Lieblingsfilme gedreht wurden. «Viele unserer Gäste», sagt Kai Hillmann, «sind fasziniert von der Vorstellung, dort zu stehen, wo Ihre Lieblings-Serienfiguren oder -Filmdarsteller selber standen.»

Eine sehr muntere Ausgabe dieses Phänomens ist die deutsche Filmtourismus-Expertin und Setjetterin Andrea David, die sich an Locations überall selber verewigt. Für ihren Blog bereist sie wichtige Drehorte in aller Welt.

Drehort-Trips: Erfolg macht zusätzlichen Erfolg

Die Set-Jetter begeben sich, könnte man sagen, auf eine «postmoderne Pilgerreise», wie das Online-Portal «Travelnews» einst analysierte.

Erfolg zieht immer zusätzlichen Erfolg an. Deshalb ist die Oscar-Sause wichtig fürs Business. Filme und Schauspieler, die einen Oscar gewinnen, erhalten weltweit schlagartig erhöhte Aufmerksamkeit.

Noch mehr Leute wollen den Erfolg, also den Film, mit eigenen Augen sehen. Zuerst im Kino. Und dann auch am Originalschauplatz.

Filmtourismus: An welche Drehorte die Set-Jetter hinwollen

Die beliebtesten Filme, beziehungsweise Loations seiner Set-Jetter, sagt Hillmann, seien: (Nord-) Irland mit «Game of Thrones», London mit James Bond und Harry Potter, Griechenland mit «Mamma Mia», Rom mit «Illuminati» und die USA mit Schauplätzen in New York, Philadelphia oder Hollywood/Los Angeles.

Für viele Filmfans ist eben nach dem Abspann noch lange nicht Schluss. Ganz im Gegenteil, sagt Hillmann: «In erster Linie steht unserer Auffassung nach der Wunsch, einen Teil der Atmosphäre verschiedener Filmszenen einzufangen und nachzuempfinden.»

(Noch) etwas schwach auf der Brust ist Hillmann bezüglich naher Ziele: «Ich muss gestehen, wir basteln erst für 2020 an neuen Touren innerhalb Deutschland, Österreich und  der Schweiz. Berlin wird manchmal angefragt, ansonsten gibt es immer wieder Nachfragen zu Tatort-Reisen (Münster, Hamburg).»

Vom Set-Jetter zum Net-Jetter

Die 91. Oscar-Ausgabe ist für Hillmann eine eher harte Nuss: «Dieses Jahr ist es sehr schwer abzuschätzen, welcher Film sich als Kultfilm herauskristallisieren wird und auch das Potenzial hat, für Filmtouristen Interessant zu sein.»

Vor zwei Jahren waren die Oscars bedeutend Set-Jetter-freundlicher: der haushohe Favorit und grosse Gewinner «La La Land» war mehr als nur ein Film – er war eine zielreine Hommage an Los Angeles; ein Reisekatalog in Form eines Musicals.

Was gemäss Hillmann aktuell noch dazukommt: «Das Potenzial liegt zunehmend in den Serienproduktionen von den Streaminganbietern, wie Amazon oder Netflix, und natürlich HBO, die auch in Deutschland immer beliebter werden.»

Serien schlagen Filme der Leinwand

Die Filmtouristen werden also von (Kino)-Set-Jettern immer stärker auch zu (Netflix)-Net-Jettern. Die heissesten Namen in der Spähre der Serien, gemäss Filmreise-Profi Hillmann: «Bei Netflix ist definitiv „House of Cards“ sehr populär, auch trotz der negativen Schlagzeilen um Kevin Spacey. Bei Amazon sind wir sehr gespannt auf die Serie um die Vorgeschichte zu „Herr der Ringe“.»

Geografisch und bezüglich der Locations heisst das: Washington und Baltimore als wichtigste Drehorte für «House of Cards»; bei «Herr der Ringe» dürfte es erneut Neuseeland sein, wo auch die Mittelerde Filme von Peter Jackson gedreht wurden,.

Alles Filmtourismus-Weltgegenden, die eher weit weg liegen von den hauptsächlichen Habitat der Internaut-Community. Aber für reiselustige Cineasten gibt es auch in der Nähe etwas zu sehen in Sachen filmischer Kulturtourismus.

Filmtourismus Schweiz: Organisierte Touren an Bollywood-Drehorte

Set-Jetter und Net-Jetter müssen nicht immer interkontinental nach berückenden Erlebnissen und Locations suchen. In der Schweiz etwa bieten sich die James-Bond-Drehorte auf dem Schilthorn («Im Geheimdienst ihrer Majestät») oder im Verzascatal  («Golden Eye») an.

Etwas exotischer wird es, wenn man sich auf die Schweizer Spuren von Bollywood begibt. In aller Regel führen die Trips zu den Locations ins Berner Oberland, wo fürs indische Kino jeweils die herzzerreissenden Bergszenen gedreht werden.

Filmreisen in der Schweiz: Bollywood-TourSo sieht das also aus! Auf DDLJ-Tour im Berner Saanenland, hier in der Nähe von Gstaad. (Bild: Erwin Fässler)

Nicht weniger als sechs Bollywood-Touren – jeweils mit Fokus auf einen indischen Kino-Blockbuster – bietet der Schweizer Veranstalter Erwin Tous an: «Die Trips werden natürlich vor allem von indischen Touristen gebucht», sagt Erwin Fässler, der seit 2013 in diesem Geschäft ist, «aber auch Personen aus Pakistan, Bangladesh und den Arabischen Emiraten sind Fans solcher Touren.»

Fässlers Bestseller ist die «Dilwale Dulhania Le Jayenge»-Tour (für Fachleute: DDLJ, deutsche Übersetzung: «Wer zuerst kommt, kriegt die Braut»). DDLJ gilt als Meilenstein des Bollywood-Kinos.

Bollywood-Tourismus fängt im Berner Oberland an

Wer ein richtiger Film-Nerd ist, geht zuerst mit auf die DDLJ-Tour im Berner Oberland. Sieht sich dort die Locations an. Und macht danach einen Abstecher nach Mumbai.

Denn dort, sagt Bollywood-Kenner Fässler, «läuft DDJL auch 23 Jahre nach der Premiere noch im Kino Maratha Mandir. Um 11.30 Uhr. Jeden Tag.»

Der Oscar-Favorit des Internauten

Und welches ist nun der Oscar-Favorit des Internauten? Bevor ich das beantworte, muss ich zunächst etwas gestehen: Von den acht Filmen, die zur Auswahl stehen, habe ich nur einen gesehen.

Da mag es nun etwas banal klingen, wenn just jener Film – es ist «Bohemian Rhapsody» – gleichzeitig auch mein Favorit ist. Aber so ist es. Und zwar aus gutem Grund.

Filmtourismus: Set-Jetter, Net-Jetter – Set-Retter?

Ich begab mich jüngst auf die Spuren der Hauptfigur Freddie Mercury (Rami Malek, der Freddie Mercury im Film verkörpert, ist übrigens für den besten Hauptdarsteller nominiert). 

Auf dieser Reise in Sachen Filmtourismus machte ich Schauplätze aus, die gar nicht vorkommen im Film.

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Im gewissen Sinne habe ich also Locations auf die Landkarte gebracht, die dem Filmpublikum entgangen sind.

Darf ich mich in der weiten Welt des Kulturtourismus dafür jetzt vielleicht Set-Retter nennen?

Autor:in

Andreas Güntert

Andreas Güntert

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Seit 1994 erforscht und beschreibt Andreas Güntert hauptberuflich als kritischer Sympathisant der Wirtschaft die Schnittstellen von Konsum, Gesellschaft und Reise-Industrie. Als Reiseblogger der Internaut lotet er das Reise-Internet aus. Der Internaut ist ein Storyteller – unabhängig, munter, pointiert. Und immer seinen Leserinnen und Lesern verpflichtet.

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