Seite wählen
Home 9 Reise-Apps 9 Too Good To Go: Häppchenjagd mit Tücken

Too Good To Go: Häppchenjagd mit Tücken

Datum

29. April 2017

Kategorie

Kommentare

Home 9 Reise-Apps 9 Too Good To Go: Häppchenjagd mit Tücken

Appéro: Per Smartphone übriggebliebene Leckereien zum Tiefpreis ergattern – das ist «Too Good To Go». Eine wertvolle Idee mit Luft nach oben.

Die Zahl erschreckt beim ersten Lesen. Und beim zweiten bleibt einem der sprichwörtliche Bissen im Hals stecken.

Geschätzte 290 000 Tonnen Lebensmittel werden in hiesigen Restaurants und Take-Away-Betrieben jährlich weggeschmissen. Dabei wären zwei Drittel davon noch geniessbar.

Too Good To Go, erster Test auf dem Reiseblog der Internaut
Lebensmittel unters Volk bringen, die sonst in der Tonne gelandet wären: Das wil die Foodwaste-App TooGoodtoGo (Bild: pd)

Eine kolossale Verschwendung. Man muss nicht ein selbsternannter Gutmensch sein, um solchen «Foodwaste» absolut daneben zu finden.

Eine spannende Idee, wie man der Verschwendung entgegenwirken kann, kommt aus Dänemark. Und sie ist daran, in ganz Europa Fuss zu fassen.

Too Good To Go: Per App Foodwaste verhindern

Über die kostenlose App Too Good To Go, die gemäss Eigenwerbung hilft, Essen zu retten, können Gastrobetriebe Speisen, die kurz vor Ladenschluss oder nach dem Mittagsservice übrig sind, vergünstigt anbieten. In der Regel zum halben Preis.

Rund 200 Betriebe, so heisst es, machen bei dieser Aktion in der Schweiz bereits mit. Über die «Anti-Foodwaste»-App ist schon viel geschrieben worden. Dass das eine löbliche Sache ist, versteht sich von selbst. Hübsch auch der Slogan von Too Good To Go: «Und die Verschwendung ist gegessen.»

Wenn es der Internaut versteht, dann verstehst Du es auch

Aber wie läuft das ganz konkret ab in der Realität? Ein klarer Fall für «Appéro». In dieser Rubrik gehen wir jeweils einer App auf den Grund. Ich rücke aus als sogenannter DAU, als dümmster anzunehmender User. Getreu dem Motto: Wenn ich es verstehe, verstehen es alle anderen bestimmt auch.

In Zürich setzte ich mich auf eine Bank bei der Pestalozziwiese. Schnell ist die App gestartet. Und sie überzeugt. Per Karten-Ansicht oder auch per Ordnung nach Distanzen werden Lokale mit ihren Angeboten angezeigt. Darunter auch die Warenhäuser Globus und Jelmoli.

Innerhalb einer Gehdistanz von einem Kilometer tauchen an diesem Samstagnachmittag 34 Angebote auf. Immer mit Angabe des Gerichts, des Preises, der Uhrzeit und der Verfügbarkeit. Zum Beispiel so: «Eine frische Ofenkartoffel mit feiner Füllung oder ein Sandwich» in der Gärtnerei an der Sihlstrasse 23, 4.50 Franken. Abholzeit 16 bis 16.25 Uhr, fünf und mehr Angebote übrig. Gehdistanz 272. Meter. Perfekt.

Too Good To Go: Zwei Dämpfer

Zunächst aber interessiert mich ein Angebot im noch näher gelegenen Globus-Warenhaus. «Frisches Sandwich, Sushi oder Salat», steht hier zu lesen, 5 Franken. Für die teure Stadt Zürich ein toller Preis.

Was erstaunt: Als Abholzeit ist 21 bis 21.20 Uhr angegeben, doch das Angebot wird schon als ausverkauft angezeigt. Ist das der Stand vor Vorabend? Oder von heute? Und wo genau in dem grossen Konsumtempel wäre das abzuholen? Man weiss es nicht.

Ein erster Dämpfer. Und er zweite folgt sogleich. Ich will mich erkundigen im Edel-Warenhaus. An der Bar im Globus-Erdgeschoss hat man noch nie gehört von «Too Good to Go» und schickt mich an den Info-Schalter, der hier schickerweise «Service-Lounge» heisst.

Eine sehr freundliche Dame hat dort, man ahnt es, ebenfalls noch nie gehört von der App. Sie ruft im Globus-Restaurant an – doch dort weiss man ebenfalls von nichts.

Grosses Angebot, aber vieles schon ausverkauft

Nicht gut. Was mir auch nicht gefällt: Von den 34 Angeboten, die innerhalb einer Gehdistanz von tausend Metern angegeben werden, sind schon 22 ausverkauft.

Obwohl die Mehrzahl davon erst für eine abendliche Abholzeit vorgesehen ist. Wie kann das sein?

Newsletter abonnieren

Jede Woche die neuste Blog-Post des Internauten im Postfach. Du kannst den Newsletter hier abonnieren und jederzeit wieder abbestellen.

Zur Anmeldung

Wenn ich den absolut tollen Grundgedanken der App richtig verstehe, sollte doch eigentlich erst kurz vor Feierabend feststehen, wie viele der schmackhaften Speisen liegengeblieben sind. Ich mache mich auf zur Gärtnerei an der Sihlstrasse. Dort weiss man vom Angebot, es ist verfügbar und wird gut erklärt.

Der Haken: Aktuell kann man nur davon profitieren, wenn man seine Zahlungsdaten auf der App hinterlegt hat. Bar oder per EC-Karte bezahlen geht nicht.

Wie hat sich die Anti-Foodwaste-App weiter entwickelt? Der Internaut hat Too Good To zwei Jahre nach diesem Beitrag ein zweites Mal getestet.

Autor:in

Andreas Güntert

Andreas Güntert

[email protected]

Seit 1994 erforscht und beschreibt Andreas Güntert hauptberuflich als kritischer Sympathisant der Wirtschaft die Schnittstellen von Konsum, Gesellschaft und Reise-Industrie. Als Reiseblogger der Internaut lotet er das Reise-Internet aus. Der Internaut ist ein Storyteller – unabhängig, munter, pointiert. Und immer seinen Leserinnen und Lesern verpflichtet.

Kommentare

2 Kommentare
  1. Pauletto Doris

    Super Idee, Danke für die Info werde ich sofort testen

    Antworten
  2. Romy

    Wirklich tolle Idee. Diverse Lokale in nächster Nähe meines Wohnortes… das probiere ich sehr gerne aus!

    Antworten

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert