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Home 9 Hotels 9 Naveen Jerith: «Ein Hotel im Tresor? Sehr geile Idee!»

Naveen Jerith: «Ein Hotel im Tresor? Sehr geile Idee!»

Datum

12. November 2023

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Kommentare

Home 9 Hotels 9 Naveen Jerith: «Ein Hotel im Tresor? Sehr geile Idee!»

Eingesperrt im UBS-Tresor und so zum Tiktok-Star avanciert: Jung-Hotelier Naveen Jerith über seine Instant-Berühmtheit, seine Hotels und seine Pläne.

From Zero to Tiktok-Hero: Kaum je wurde ein vormals schwach bekannter Hotelier so schnell zum Social-Media-Star wie Naveen Jerith.

Begonnen hatte es harmlos. Der junge Zürcher wollte im November 2023 nur etwas aus seinem Bankschliessfach in einem Tresorraum im Untergeschoss der Grossbank UBS am Zürcher Bellevue holen.

Weil sich sein Aufenthalt über die üblichen Öffnungszeiten hinauszog, ging der Unternehmer dort vergessen. Er war eingeschlossen. Die Polizei musste ihn retten.

Noch im Tresorraum der UBS drehte der Jung-Hotelier dazu ein Video. Dieser Post ging kurz nach der Rettungsaktion viral und erreichte auf dem Social-Media-Netzwerk Tiktok blitzschnell über 150 000 Views.

Die Medien stürzten sich auf die Story. Aber wer ist der junge Hotelier, dessen Stern per Tresor-Fail aufging – und was macht die Tiktoker-Fama mit seinem Leben? Der Internaut fragt nach bei Naveen Jerith.

Hand aufs Herz, Naveen Jerith: Haben Sie die Tresor-Einsperrung nicht einfach inszeniert, um instantmässig zum Social-Media-Star zu werden?

Überhaupt nicht. Ganz ehrlich: Das Video im Tresorraum unten habe ich bloss mit der Absicht gedreht, es meiner Freundin, die momentan in Bogotá ist, und meiner Familie zu zeigen. Mein Bruder, der im Medien-Business arbeitet, riet mir, das Video auf Tiktok hochzuladen. Dann machte es Bumm.

Innert kurzer Zeit heimste der Post über 150 000 Views ein. Nützt dieser Online-Rummel Ihrer Karriere – oder schadet das eher?

Ich denke, dass es nützt. Vor allem die junge Generation hat mich in den Social Media gefeiert; man hat gesehen, dass ich ein seriöser und passionierter Unternehmer bin. Selber erlebte ich lediglich einen Schreckensmoment, aber wer weiss, ob jemand, der 60 oder älter ist, nicht mit einer Herzattacke auf den Einsperr-Schock reagiert hätte. Das Feedback war grösstenteils mega-positiv. Einzig die Kommentare auf dem Finanzportal «Inside Paradeplatz» erschreckten mich zunächst etwas, weil dort viel Hate zu lesen war. Aber damit muss und kann ich leben.

Naveen Jerith Beach Bar Javea Spanien
Naveen Jerith: Auch als Investor beim Viva Beach Club in Jávea aktiv. Hier würde man wohl lieber eingeschlossen als im UBS-Tresor. (zvg)

Bleiben Sie Kunde der UBS?

Aber sicher bleibe ich UBS-Kunde. Die Bank hat sich gut und zuvorkommend verhalten. Ein hohes Tier der UBS Zürich hat mich angerufen und sich zehnmal entschuldigt.

Gabs wenigstens ein paar Goldvreneli zur Entschuldigung?

Nein, das nicht. Aber die Bank hat mir zum Trost Schokolade geschickt.

Eher Schoggi von M-Budget oder von Lindt?

Das weiss ich noch nicht, weil ich die Schoggi noch nicht erhalten habe. Sie wurde an die falsche Adresse geschickt und sollte jetzt unterwegs sein zu mir.

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Warum führte Ihr Weg überhaupt in den Tresorraum?

Ich musste dort Unterlagen und Barmittel für unser Podcast-Studio holen.

Und dabei dachte die Welt, Sie seien Hotelier.

Ich bin auf verschiedenen Feldern aktiv. Am ehesten sehe ich mich als jemanden, der täglich mit Begeisterung Probleme löst.

Wenn man so will, ja. Dabei ist die Hotellerie aber mein hauptsächliches Feld. Und es wird wohl noch wichtiger.

naveen jerith hotel san carlo lugano
Installiert an der Via Nassa Lugano: Das Hotel San Carlo, hier ist Naveen Jerith Co-Besitzer und CEO. (zvg)

In welcher Art und Weise?

An der Via Nassa in Lugano gehört uns heute schon das charmante Hotel San Carlo. Zusätzlich konnten wir dort vier Suiten – vormals als Splendori Suite bekannt – übernehmen, was heute als Hotel San Carlo Suite firmiert. Und dann bieten wir an der gleichen Strasse auch noch drei Apartments an. Zudem werfe ich ein Auge auf ein weiteres Hotel an der Via Nassa in Lugano. Wäre cool, wenn ich dort ausbauen könnte.

Wie läuft das Geschäft im Tessiner Ferienort Lugano?

Es läuft sehr gut. Die 20 Zimmer des San Carlo sind stark gebucht, über das ganze Jahr gerechnet bringen wir dort im Schnitt einen Durchschnittspreis, eine sogenannte Average Daily Rate ADR, von 160 Franken hin. Bei den Suiten sind es 250 Franken. 

Woher haben Sie Ihr Unternehmer-Gen?

Ganz klar von meinem Vater. Er wanderte mit 25 Jahren aus dem indischen Bundesstat Punjab in die Schweiz ein und wurde hier nach einer Stelle bei Mövenpick unternehmerisch aktiv. Er ist mein grosses Business-Vorbild. Nach der Hotelfachschule habe ich für ihn sein Hotel Rheinfall in Neuhausen SH geführt und es später verkauft.

Wie reagiert Ihr Unternehmer-Gen, wenn mal etwas nicht klappt? Sie waren bei den Gründern der Kaffeehaus-Kette Canvas, die aber 2021 in Zürich schon neun Monate nach Start wieder schloss.

Wie gesagt, als Troubleshooter muss ich mit Problemen umgehen können. Canvas lief in Zürich tatsächlich nicht gut, dafür aber habe ich in Lugano ein Canvas-Cafe im Eingangsbereich des Hotels San Carlo integriert und damit die klassische Rezeption ersetzt.

naveen jerith Interview mit dem hotelier
Naveen Jerith (LinkedIn)

Über Naveen Jerith

Naveen Jerith, 29, ist der Sohn eines indischen Einwanderers und einer Mutter mit irisch-deutschen-spanischen Wurzeln. Er spricht Deutsch, Englisch, Spanisch, Italienisch und Hindi.

Der Jung-Hotelier kam in der Schweiz zur Welt, lebte dann von 10 bis 18 in der südostspanischen Mittelmeer-Küstenstadt Jávea und kehrte danach in die Schweiz zurück.

Jerith absolvierte die Hotelfachschule Belvoirpark Zürich (heute Hotelfachschule Zürich HFZ) und ist beruflich in folgenden Funktionen aktiv: CEO und Co-Besitzer des Hotels San Carlo in Lugano, Hotel-Berater, IT-Unternehmer, Investor des Playa-Clubs Viva Beach in Jávea zwischen Valencia und Alicante sowie Co-Gründer des Zürcher Podcast-Studios Lakefield Studio.

Welche Hotels mögen Sie selber?

Spätestens seit der Lektüre der Biographie des Four-Seasons-Gründers Isadore Sharp bin ich ein Fan der Four Seasons Hotels. Wenn es mir geschäftlich gut läuft, leiste ich mir gerne mal eine Nacht in einem der Häuser dieser Gruppe. Ansonsten mag ich coole Mittelklasse-Hotels mit Boutique-Charakter und einem starken Thema gerne. Weniger wichtig sind mir Hotelsterne. Das System dieser Klassifizierung halte ich nicht mehr für zeitgemäss.

Was sind Ihre nächsten Pläne im Hotel-Geschäft?

Erst kürzlich habe ich mir den Hotel-Markt in Barcelona angeschaut. Wäre natürlich cool, dort etwas aufzubauen. Aber mein grösster Hotel-Wunsch betrifft eine andere City.

Welche Stadt?

Zürich. Hier bin ich daheim, hier fühle ich mich gut. Zürich ist für mich die beste Stadt der Welt. Und die sicherste, man kann sich überall frei bewegen. Es sei denn, man ist in einem Tresor gefangen.

Apropos Tresor: vor einigen Jahren hatte der Zürcher Gastronom Michel Péclard den Plan, ein Hotel in einem ehemaligen Banktresor beim Zürcher Paradeplatz einzurichten. Könnte Sie das auch reizen?

Ein Hotel im Tresor? Sehr geile Idee. Dafür wäre ich sofort zu haben!

Naveen Jerith
Naveen Jerith: «In Zürich kann sich überall frei bewegen. Es sei denn, man ist in einem Tresor gefangen.» (Filip Stropek – Toru Maru Productions)

Von Andy Warhol stammt dieser Spruch: «In Zukunft wird jeder 15 Minuten lang weltberühmt sein». Was, wenn Ihre 15 Minuten vorbei sind?

Lustig, darauf werde ich jetzt schon zum zweiten Mal angesprochen. Ich nehme das ganz easy und bin dankbar für jede Sekunde dieser 15 Minuten. Immerhin weiss ich jetzt schon, dass ich meinen Enkelkindern später mal eine gute Geschichte erzählen kann.

Wie hat Ihr väterliches Vorbild eigentlich reagiert auf die ganze Geschichte? Überwiegt der Stolz – oder doch eher die Scham darüber, dass der eigene Sohn als Tiktoker nur deshalb berühmt wird, weil er die Öffnungszeiten des UBS-Tresorraums nicht kannte?

Es ist ein wenig von beidem. Zunächst nahm mein Vater gar nicht gross Notiz von der Sache, weil er selber nicht auf Tiktok aktiv ist. Eigentlich erfuhr er erst davon, als wir zusammen einen Business-Termin in Lugano hatten – und ich kurz raus musste für ein Interview mit dem TV-Sender RTL. Mein Vater bleibt lieber im Hintergrund, es ist also neu für ihn, dass jemand in der Familie plötzlich zu Medienauftritten kommt. Aber ein bisschen stolz ist er wohl schon, schätze ich.

Autor:in

Andreas Güntert

Andreas Güntert

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Seit 1994 erforscht und beschreibt Andreas Güntert hauptberuflich als kritischer Sympathisant der Wirtschaft die Schnittstellen von Konsum, Gesellschaft und Reise-Industrie. Als Reiseblogger der Internaut lotet er das Reise-Internet aus. Der Internaut ist ein Storyteller – unabhängig, munter, pointiert. Und immer seinen Leserinnen und Lesern verpflichtet.

Kommentare

2 Kommentare
  1. Werthmüller Beat

    Guter Artikel mit einem jungen Mann von dem wir noch hören werden …..wen erstaunst….. ist ja ein Belvoir-Absolvent!
    Leider können wir dort nicht mehr zum Mittagessen hin…. Schade, oder ?

    Antworten
    • Andreas Güntert

      Hallo Beat, ja, ich denke auch, dass wir noch hören werden von ihm – über seine 15 Minuten Online-Ruhm hinaus. Und ja, schade, dass uns der Lunch dort verwehrt ist. Andere Vorschläge für Züri?

      Antworten

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