Klimastreiks, Demonstrationen und ein schwedisches Mädchen mit Zopfhaar haben Flugscham zum geflügelten Wort gemacht. Die Gretchen-Antwort ist auch schwedisch. Sie heisst Smygflyga.
Wenn es in der Reisewelt so etwas wie ein Wort des Jahres gibt, dann kann es nur eines sein: Flygskam. Oder, eingedeutscht aus dem Schwedischen: Flugscham.
Der Internaut beschäftigt beschäftigt sich ja von Berufes wegen mit Worten und Wörtern. Ich muss sagen: Noch nie habe ich ein Wort erlebt, das so schnell und rund um den Erdball Karriere gemacht hat.
Nicht einmal das Trendwort «Bucket List» eroberte seinen Platz in unseren Köpfen so schnell.
Flugscham: Das Wort ist immer noch im Babyalter
Wie ich in der «Zeit» gelesen habe, entdeckte der Schwedische Sprachenrat das Wort «Flygskam» am 14. März 2018 im «Svenska Dagbladet».
Das Wort ist aktuell nur wenig mehr als ein Jahr alt Das Wort ist also immer noch im Baby-Alter. Ein semantischer Säugling.
Mit dem Tool Google Trends lässt sich die Wortkarriere von «Flygskam» und «Flugscham schön nachzeichnen.
Dank der schwedischen Klima-Aktivistin Greta Thunberg reiste das Wort kurz nach Geburt in Windeseile um die Welt.
Natürlich nicht im Flugzeug. Sondern im Zug.
Alle schämen sich. Und (fast) alle fliegen weiter
Das Wort «Flugscham» hat etwas Merkwürdiges verursacht: Viele Menschen haben jetzt Flugscham. Was aber nicht heisst, dass die Menschen weniger fliegen.
Fast alle Zahlen – von Flughäfen, Airlines und Tourismus-Prognostikern – sprechen eine klare Sprache. Der Mensch fliegt. Eher mehr als weniger.
Vielleicht sind die Menschen dabei rot oder grün vor Scham. Sie erleiden dabei möglicherweise grosse Qual. Was sie dabei wohl gar nicht wissen: Für Ihr Tun gibt es jetzt auch ein Wort.
In Gretas Sprache. Auf Schwedisch also. Das Wort heisst: Smygflyga.
Smygflyga: Heimlich trotzdem fliegen
Noch weitgehend unbemerkt von der ausserschwedischen Öffentlichkeit macht sich dieses neue Wort auf den Weg um die Welt.
Diesmal aber eher im Flugzeug als mit der Bahn.
Das neue Wort beschreibt die Menschen im Flugzeug perfekt. Sie schämen sich möglicherweise. Aber sie fliegen trotzdem. Sie fliegen heimlich.
Und genau dies bedeutet «Smygflyga», ausgesprochen «Smüügflüüga»: Heimlich (smyg) fliegen (flyga).
Zuerst streiken. Dann starten. Dann eine Portion Smygflyga
Der Internaut ist ja weit davon entfernt, ein Prophet zu sein. Aber wenn ich etwas voraussagen darf, dann dies: «Smygflyga» wird das nächste Trendwort.
Es wird diesen Sommer um die Welt reisen. Flugs.
Wobei ich mich manchmal auch frage: Wenn sich schon ganz normale Menschen schämen beim Fliegen: Wie müssen sich dann erst diejenigen Leute fühlen, die selber am Klimastreik waren und trotzdem ins Flugzeug steigen?
Nun, das wäre dann wohl wieder ein anderes Thema. Ein ziemlich gutes Thema, finde ich.
Wobei mir da noch etwas fehlt: Ein Trendbegriff, der «Scham», «heimlich», «fliegen» und den Klimastreik in einen Begriff pappt. Ich denke da an ein ausländisches Fremdwort. Wie wärs mit Schwedisch?
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Wenn ich nach Algerien fliege, dann 4 Wochen mit dem Kamel durch die Sahara reise habe ich kein schlechtes Gewissen !!!! Mein Wasserverbrauch liegt bei 4 Liter pro Tag, Keine Heizung, Keine importierten Lebensmittel, Kein Internet, kein Strom, kein Fernsehen etc.
Mache ich Skiferien in der Schweiz mit beheizten Hotels, täglichem Duschen oder baden, beschneiten Pisten, Wellnessbereich, beleuchteten Pisten, und essen aus der ganzen Welt eingeflogen……. Gondelbahnen, Sessellifte, Pistenfahrzeuge, etc. etc. sieht das ganz anders aus….. Diese kurzsichtigen Verurteilungen sind doch eher pupertär…. oder? So einfach sind die Umweltprobleme nicht, dass Flugschämen etwas nützen würde.
Herrlich auf den Punkt gebracht.