Ewiger Frühling? Sí. Ewiges Touristen-Ghetto? No. Las Palmas de Gran Canaria bietet einiges mehr als kanarische Strände und Sonne.
Betonburgen für Massentouristen. Pulkartig auftretende Nordländer in Fussball-Shirts und verbrannten Nacken. Eine Gastronomie, die sich am tiefsten gemeinsamen Nenner der mitteleuropäischen Banalküche orientiert.
Das sind in der Regel die Dinge, welche Kulturpessimisten mit der Destination Gran Canaria in Zusammenhang bringen.
Darf ich dazu etwas anmerken? Für mich ist der Optimist der bessere Mist als der Pessimist. Ganz sicher stimmt das jedenfalls für Gran Canaria.
Und ebenso für Las Palmas de Gran Canaria. Beziehungsweise: Für die Altstadt von Las Palmas.
Las Palmas Altstadt: Da steckt mehr drin, als mancher denkt
Die drittgrösste Insel des kanarischen Archipels hat so viel mehr zu bieten als das, was in den Köpfen vieler Ignoranten steckt. Ja, es stimmt: Die Betonburgen gibt es, ebenso wie Sangría-Orgien, Liegestuhl-Ghettos und sogenannte Restaurants, die ihre ölig-pampigen Küchengrüsse auf grünlich verfärbten Bildli-Speisekarten ausloben.
Aber das betrifft nur die hochtouristische Zone. Das wahre Leben findet sich out of Maspalomas. Zum Beispiel in Las Palmas de Gran Canaria. Die Inselhauptstadt liegt auf der Nordostseite des Eilands, wo eine kleine Halbinsel ins Meer hineinragt.
Tatsächlich ist es dem Internauten seit Jahren ein Anliegen, die touristische Ehre der Islas Canarias zu retten. Also auf Schönheiten hinzuweisen, die weit über das ganzjährig milde Klima, Strände und Nightlife hinausgehen.
Da gäbe es jede Menge zu erzählen von tollen Bike- und Wanderstrecken, von versteckten Gaumenfreuden, wilden Stränden und hübschen Dörfern.
Las Palmas: Ein Kenner zeigt die Starke Strecke
Heute aber sind wir urban unterwegs. Wir schauen uns in der Inselkapitale Las Palmas de Gran Canaria um, der mit rund 400 000 Einwohnern grössten Stadt der Kanaren. Wir haben das Glück, einem Gran-Canaria-Kenner und Könner folgen zu dürfen. Rolf Spittel nimmt uns an die Hand, auf die Starke Strecke Calle Cano.
Rolfito on Tour. Der ehemalige Touristiker Rolf Spittel, der einst für die mittlerweile verblichene Hotelplan-Marke Esco Reisen sowie Neckermann aktiv war, lebt seit 2006 auf Gran Canaria und widmet einen Teil seiner reichlichen Freizeit der Schriftstellerei.
Seine bisherigen Bücher veröffentlicht der Auswanderer selbst bei Amazon.
Lange Zeit lebte Rolf «Rolfito» Spittel in der Inselhauptstadt, kürzlich ist er mit seiner Frau Maria, einer waschechten Canaria, in den ländlichen Westen von Gran Canaria umgezogen.
Wenn er nicht schreibt, betätigt sich der Insel-Kenner und Könner als Taucher, Wanderer und Gourmet auf den sieben Inseln, die den Kanarischen Archipel ausmachen.
Unser Gastautor führt uns durch den ältesten und historischen Stadtteil von Las Palmas de Gran Canaria. Und jetzt hast Du das Wort, Rolfito;
Bei meinem ersten Besuch in Las Palmas auf Gran Canaria war ich der Ansicht, dass sich das Stadtzentrum um die Einkaufsmeile Mesa y Lopez herum befindet, in welcher die beiden Gebäude des Kaufhauses El Corte Inglés rein baulich dominieren.
Starke Strecke Las Palmas: 15 Gehminuten entfernt vom Stadtstrand Las Canteras
Zusammen mit dem Zentralmarkt liegt dieser Stadtteil etwa 15 Gehminuten von den am Canteras-Strand gelegenen Hotels entfernt. Dem Stadtzentrum-Irrtum unterliegen viele Hotelgäste und vor allem die allermeisten Passagiere, welche direkt hinter dem Santa-Catalina-Park ihrem Kreuzfahrtschiff entsteigen – doch jener touristische Teil der Inselhauptstadt ist gerade einmal einhundert Jahre alt.
Das Herz, die historische Altstadt mit den beiden Stadtteilen Vegueta und Triana, liegt jedoch gute drei Kilometer davon entfernt – und dort befindet sich auch meine Starke Strecke. In ihrem Verlauf führt diese Parallelroute zur Einkaufsstrasse Triana zwei verschiedene Namen. Die Route beginnt nahe an meinem Ausgangspunkt, dem Parque San Telmo, in der Strasse Viera y Clavijo.
Las Palmas de Gran Canaria, Parque San Telmo: Ein Kaffeehalt
Zunächst geniesse ich einen Espresso («Cafecito») für einen Euro im für unsere Stadt emblematischen Quiosco Café Parque de San Telmo.
Eine Mahlzeit in der historischen Altstadt von Las Palmas
Die Calle Viera y Clavijo führt nach etwa 200 Metern direkt in die Cano-Straße weiter. Meine erste Anlaufstelle, Hausnummer 30, die Bar La Coqueta de Cano schenkt guten Wein im Glas aus, zwei Deziliter kosten zwischen 1.90 und 2.80 Euro.
Dazu bestelle ich caracoles (6.50 Euro). Diese kanarischen Schnecken haben etwa zwei Zentimeter Durchmesser, werden in pikanter Sauce serviert und mit dem Zahnstocher einfach aus den Häuschen gezogen.
Ein Drink
Mein Fussweg führt an einer Sattlerei vorbei, jener Handwerker hat sich auf Reitsattel und Zaumzeug spezialisiert. Kurz nach dem Museum Peréz Galdos erreiche ich die Verlängerung Calle Peregrina und in jener Strasse hat sich tatsächlich ein Ladenbesitzer auf den Verkauf von Pilgerutensilien spezialisiert.
Am Ende des Fussmarsches freue ich mich auf einen Cocktail (fünf bis sieben Euro) über den Dächern der Altstadt mit Blick auf die Kathedrale. Auf der Dachterrasse des Kinogebäudes Monopol öffnet die Azotea de Benito Cocktail Bar erst ab dem späten Nachmittag.
Las Palmas de Gran Canaria: Ein Shop
Vor jenem Gebäude führt eine Hauptverkehrsader, die Calle Calvo Sotelo, vorbei, welche sogleich die Grenze zum Nachbarstadtteil Vegueta bildet. Vorm Überqueren suche ich zwei Läden auf und biege in die Triana-Strasse ein.
In Hausnummer 1 bietet der Cork Shop richtig gute und dazu auch wirklich bequeme Schuhe aus Kork und Leder an.
Und noch ein Laden
In Hausnummer 7 kann man bei Vaho aus recycelten Materialien einen einzigartigen Rucksack, eine ungewöhnliche Handtasche oder einen auffälligen Geldbeutel erwerben.
Ein Souvenir aus Las Palmas de Gran Canaria
Da für mich die Umrundung der Kathedrale Santa Ana im gegenüberliegenden Stadteil Vegueta geradezu eine Pflichtübung darstellt, da sich dort die schönsten und zugleich auch ältesten Gebäude befinden, welche bereits Christoph Kolumbus besucht haben soll, kaufe ich in der Calle Reloj 1 im Laden Sabor a Canarias eine kleine Flasche mit 250 Milliliter feinstem Olivenöl für 9.95 Euro.
Dieses «Aceite de Oliva Virgen Extra» stammt aus exklusiver Ernte aus der Caldera de Tirajana im Süden Gran Canarias und wird unter gleichnamigem Namen vertrieben. Wer damit eine Stück Brot beträufelt und es noch leicht nachsalzt, wird mich sofort verstehen.
Las Palmas Calle Cano: Die Anreise
Von den Strandhotels am Canteras-Strand aus am einfachsten im Taxi. Bei einem Preis von fünf bis sechs Euro macht eine Busfahrt zum Parque San Telmo für 1.40 pro Person keinen Sinn. Urlauber aus dem Süden der Insel benutzen die guten Busverbindungen von Global.
Für Nachtschwärmer bietet die Linie 05 stündlich eine Verbindung bis Maspalomas an. Die Altstadt vermittelt nämlich bei Dunkelheit bedeutend mehr Atmosphäre, und man befindet sich dazu fast ausschliesslich unter Einheimischen. Aber Achtung: Man besucht die Gegend besser nicht sonntags oder montags: viele Orte sind an jenen Tagen geschlossen. Viel ist dann selten los. Plaza wie Flasche leer, sozusagen.
Las Palmas Altstadt: Sehenswürdigkeiten
Im Museo Canario werden mitten in der Stadt Mumien ausgestellt, welche von Ureinwohnern, den Guanchen produziert wurden, bevor sie von der Spanischen Krone unterjocht und praktisch ausgerottet wurden. Diese Ausstellungsstücke können sich durchaus mit Werken der alten Ägypter messen.
Und wer die gesamte Bandbreite an auf den Kanaren produzierten Obst- und Gemüsesorten und dazu das reichhaltige Fischereiangebot auf engem Raum kennenlernen möchte und dabei vielleicht noch seinen Gewürzbestand ergänzen will, besucht den Mercado de Vegueta. Die Markthalle schliesst bereits um 15 Uhr.
Auf Strand muss man natürlich auch in der Hauptstadt von Gran Canaria nicht verzichten, ganz im Gegenteil. Mit der Playa de las Canteras bietet Las Palmas de Gran Canaria einen tollen Stadtstrand.
Einfach mal einen Moment relaxen in der Stadt? Das geht gut in der Altstadt von Las Palmas. Ruhe findest Du zum Beispiel auf der Plaza de Santa Ana, mittendrin im historischen Stadtteil Vegueta, gleich bei der historischen Kathedrale.
Kanarische Inseln: Übrigens:
Wenn wir thematisch und geografisch schon mal auf den Kanaren sind: Vermute ich richtig, dass Du diese Gegend fernab vom spanischen Festland magst?
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