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Home 9 Schweiz 9 Zürich 9 Ron Orp gegen Urbani: Wär gwünnt?

Ron Orp gegen Urbani: Wär gwünnt?

Datum

4. November 2017

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Home 9 Schweiz 9 Zürich 9 Ron Orp gegen Urbani: Wär gwünnt?

Zwei Newsletter, die das kulturelle Leben in Zürich zeigen: Platzhirsch Ron Orp und Newcomer Urbani im Vergleich auf dem Reiseblog derinternaut.ch.

Was macht eine Stadt zur Grossstadt? Wahrscheinlich sieht das jede und jeder etwas anders. Für mich zählt: Hohe Kulturdichte. Pulsierendes Leben. Vielfältiges Shopping. Restaurants, Bars, Clubs, die landesweit Trends setzen.

Sowie: Täglich mehrfach Live-Musik und Lesungen. Parkanlagen. Flanierstrassen und natürlich Starke Strecken, wie ich individuelle Stadtstrassen in meiner Serie nenne. 

Stadt-Perlen finden und Verstecktes heben

Was für mich auch dazugehört: Medien, die über die Grossstadt berichten. Urbane Story-Kuratoren, die Geschichten erzählen, Perlen fischen, Verstecktes, und Verdrängtes ans Tageslicht bringen.

Kurz: Medien, die ständig neue Lust entfachen aufs urbane Biotop. Schauen wir uns das mal an in derjenigen Schweizer Stadt, die dem Attribut «Grossstadt» am nächsten kommt: Zürich.

Ron Orp Urbani, die Logos von zwei Stadt-Newsletters in Zürich

Urbani und Ron Orp: Welcher Züri-Newsletter bringt mehr?

Was mir in Züri leider fehlt: Ein richtig toll gemachtes Stadtmagazin. Ja, der «Züri-Tipp» deckt als «stadtnahe Kulturbeilage» (Eigenbezeichung) des «Tages-Anzeiger» einiges ab.

Aber einem Print-Guy wie mir wäre halt ein ausgewachsenes Heft wie «Time Out» am liebsten.

Ron Orp oder Urbani: Wer macht es besser?

Aber gut. Weil in einer Grossstadt vieles neu auftaucht (und wieder verschwindet), ist der Newsletter wohl ein probates Mittel, um mitzuhalten beim urbanen Speed. Seit 2004 besetzt Ron Orp diesen Platz.

Dreizehn Jahre später, am 25. Oktober 2017, lancierte der Tamedia-Verlag Urbani. Ein Newsletter, der sich auf Neudeutsch als «City-Briefing» versteht.

X, Y und Z testen Urbani und Ron Orp

Wie macht sich der Newcomer gegen den Platzhirsch? Das wollte ich – als Vertreter der Generation X – herausfinden. Eine Woche lang habe ich mir die beiden Newsletter angeschaut und – zusammen mit einer Kontrollgruppe aus den Generationen Y und Z – bewertet.

Dabei wurden jeweils null bis drei Punkte verteilt. Los geht’s!

Name

«Urbani» fällt durch. Den Youngsters erscheint der Name «so irgendwie krankenkassig»; für mich klingt er etwas gequält und beliebig: So könnte auch eine Immobilienbude heissen. Oder eine Kinderkrippe. Oder die Kinderkrippe einer Immobilienbude.

«Ron Orp» ist ein Kunstname eines Stadtkenners (oder einer Stadtkennerin), der/die erzählt, was abgeht. Ist sympathischer. Aber natürlich auch schon lange etabliert. Ron Orp-Urbani: 2:0

Anmutung

Urbani ist angenehmer zu konsumieren. In der Regel kommt der Newsletter mit drei Hauptthemen daher, die klar gegliedert sind. Die Schrift ist besser lesbar als jene von Ronorp.

Wenn Urbani ins Postfach flattert, ist schnell klar, worum es geht. Und die Textbahn ist breiter angelegt als jene von Ron Orp, die als schmales Rinnsal durch zwei grosse Weissraumfelder läuft. Ron Orp-Urbani: 1:3

Die Tipps

Bei Urbani beschleicht uns öfters das Gefühl, dass es (auch) darum geht, redaktionelle Inhalte aus dem weitverzweigten Tamedia-Verlag («Tages-Anzeiger», «Schweizer Familie», «Annabelle» usw) zu verwerten.

Manchmal orientiert man sich zu sehr an der üblichen Agenda. Wenn etwa die alljährliche Expovina-Ausstellung prominent thematisiert wird, fragt man sich: Weiss das nicht eh schon tout Züri und tout Agglo?

Ron Orp taucht tiefer ein ins Stadtgeschehen und wird der Idee, dass Zürich von verschiedenen Stämmen und Quartieren lebt, stärker gerecht. Ron Orp-Urbani: 3:1

ZüriZüriZüri

Grossstädter sind oft sehr stark fixiert auf ihren Kosmos. Was innerhalb des Sonnensystems Züri geschieht, wird akzeptiert. Was ausserhalb vom Tram-Netz so läuft, eher weggelächelt.

Da scheint mir Urbani etwas offener. Unter der Affiche «Frischluft» schaut man aus der Stadt heraus, gibt auch mal einen Tipp, der weiter reicht als Leimbach oder Altstetten. Will man das von einem Stadt-Newsletter? Ja, ich will. Ron Orp-Urbani: 1:2

Stadtgefühl

Für mich bildet Ron Orp den städtischen Kosmos besser und breiter ab, während Zürich according to Urbani eher eine grosse Konsumpiste ist.

Ganz generell muss das eine nicht besser als das andere sein. Für mich persönlich ist das eine besser. Für die Kids-Kontrollgruppe übrigens auch. Ron Orp-Urbani: 3:1

Wort-/Bildmarke

Die Grafik-Triole bei Urbani erinnert mich spontan an den 3. Advent. Aber sie steht wohl für die urbane Ur-Power von drei Hochhäusern.

Ron Orp ist sehr klassisch und unaufgeregt gehalten: Name. Stern. Stadt. Keine Arbeit für die Ewigkeit. Aber sie gefällt allen bewertenden Generationen besser. Ron Orp-Urbani: 2:1

Skore total: Ron Orp: 12, Urbani: 8

Kommentar: Klares Ergebnis durch alle Generationen hindurch: Ron Orp ist der Gewinner. Vorläufig mindestens, denn er/sie hat ja auch einen Vorsprung von 13 Jahren auf Urbani.

Was für mich auch klar ist: Konkurrenz ist immer gut. Prima, dass Urbani es wagt, sich in ein Gebiet zu schreiben, das besetzt schien. Konklusio für den Internauten: Er bleibt bei beiden Diensten abonniert.

Nachtrag: Schon nach wenigen Monaten zeigte sich: Urbani blieb hinter den Erwartungen zurück und wurde eingestellt. Nice try – good bye.

Autor:in

Andreas Güntert

Andreas Güntert

[email protected]

Seit 1994 erforscht und beschreibt Andreas Güntert hauptberuflich als kritischer Sympathisant der Wirtschaft die Schnittstellen von Konsum, Gesellschaft und Reise-Industrie. Als Reiseblogger der Internaut lotet er das Reise-Internet aus. Der Internaut ist ein Storyteller – unabhängig, munter, pointiert. Und immer seinen Leserinnen und Lesern verpflichtet.

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