Weihnachtsgeschenke für Reisefans und Leseratten, für Dich ausgewählt. Vier Reisebücher, von sehr erfahren bis total abgefahren.
Buchtipps für Reisefans mit Vermerk Roadtrip – das klingt nach Reiseführern mit allen Highlights auf der Route 66, der Panamericana oder der südafrikanischen Garden Route.
Kann man so machen. Diese Reisebuch-Empfehlungen sind anders. Nicht Sehenswürdigkeiten. Sondern Lesewürdigkeiten. Vier Roadtrips auf der Strasse durchs Leben.
Buchempfehlungen für Reisefans: Vier Mal Kopfkino zu Weihnachten
Meine vier Favoriten leben weniger vom Ausblick als vom Einblick. Erzählungen, die auf den Strassen von B- Städten und der Provinz spielen.
Ein Buch-Quartett fürs Kopfkino. 4 Bücher, die in der Buchhandlung nicht in der Abteilung Reisen stehen. Die aber viel mit dem Unterwegssein zu tun haben.
Im Mittelpunkt stehen hier Reisen von besonderen Menschen, von ihrem Weg und ihrem Ziel.
Was ich versprechen kann: Egal, ob wir nach Valencia, nach Schweicheln-Bermbeck, auf den Balkan oder einmal rund um die Welt reisen – langweilig wird es Dir auf diesen Roadtrips nie.
Buchtipp 1: Tourschlampe Doris reist durch die deutsche Rock-Provinz
Mit zwölf Jahren steigt sie ins Rock’n’Roll-Geschäft ein. Später wird Doris ihre Band auf Tour managen.
Aber für die Auftritte reist sie nicht nach Nashville, New York und Los Angeles. Sondern nach Straubing, Eggenfelden und Schweicheln-Bermbeck. Und wenn mal das Kürzel GAP fällt, ist damit nicht eine US-Kleidermarke gemeint. Sondern ein Ort. Garmisch-Partenkirchen.
Auf über 400 Seiten berichtet Doris ausführlich und ungeschminkt vom wilden Leben auf und hinter den Bühnen, in Studios, Kneipen und Lotterhotels der deutschen Provinz.
Und natürlich erzählt die langjährige Tourbegleiterin von der Urgewalt namens Georg Ringsgwandl. Wie der bayerische Kabarettist, Musiker und Arzt zum Erfolg kommt und was das alles mit Doris macht – ein Lesegenuss der besonderen Art.
Buchtipp, Prädikat abgefahren
«Die unvollständigen Aufzeichnungen der Tourschlampe Doris»; Roman von Georg Ringsgwandl. Verlag dtv, 437 Seiten.
Tour-Aufzeichnungen von Doris: Geeignet für
Leserinnen und Leser, die das ungeschminkte Gesicht des Rock-Business sehen wollen. Und doppeltes Kopfkino mögen: Erstens führt diese Lese-Reise an Orte, die man kaum auf der Karte zeigen könnte.
Und zweitens ist es ein Roadtrip zurück in die 80er Jahre, als Konzertlokale komplett zugeraucht und Hits wie «I Just died in your arms tonight» angesagt waren.
Buchtipp 2: Mord, Essen und Trinken in Valencia
Dort ermitteln, wo wir in der Regel Ferien machen: Das ist das Wesen der beliebten Gattung der Urlaubskrimis. Eine erprobte Zutat in diesem Genre. Neben Land, Leuten und Leichen gibt es auch eine Menge übers Essen, Trinken und Kochen zu lesen.
Was im Périgord und in Venedig, in der Bretagne und auf Sylt funktioniert, gefällt jetzt auch an einer Destination, die der Internaut immer wieder gerne bereist: Valencia, Spanien.
Die Story: Im supersommerheissen Valencia zieht ein Taxifahrer seine Runden, der früher als Inspektor bei der Mordkommission der Policía Nacional tätig war. Kann Vicente-Luis Alapont de Pablos – man darf auch nur «Alapont» sagen – das Ermitteln lassen? Natürlich nicht.
Spätestens als einer seiner Taxi-Gäste ebenso unerwartet wie mysteriös aus dem Leben scheidet, macht sich Alapont an die Arbeit. Was dann passiert, liest sich gut und flüssig. Und es erweitert den Blick auf Valencia.
Reisebuch y Ferienkrimi: Prädikat erfahren
«Mörderische Hitze – Alapont ermittelt in Valencia»; Ferienkrimi von Daniel Izquierdo-Hänni, Gmeiner Verlag, 249 Seiten.
Mörderische Hitze in Valencia: Gerne lesen werden das
Krimi-Fans mit Faible für Valencia oder Spanien generell. Der Autor Daniel Izquierdo-Hänni lebt seit bald 20 Jahren in Valencia, er kennt seine Gegend, seine lokalen Pappenheimer und das Genre des Urlaubs-Krimis. Was bedeutet: Küche und Keller sind bei diesem Format ebenso wichtig wie Motiv und Mordwaffe.
Wo man in der Gegend von Valencia noch eine wirklich leckere Paella erhält. Welchen Kaffee man trinkt, wenn die Sonne gnadenlos runterknallt. Wie es in einer Winzer-Familie zu- und hergeht: Der erfahrene Schweiz-Spanier weiss es. Besser noch: Er erzählt es uns. Bald auch zu lesen im zweiten Buch der Alapont-Serie, das im Februar 2024 erscheint: «Falsches Spiel in Valencia».
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Zur AnmeldungBuchtipp 3: Der globale Roadtrip als romantische Komödie
Arthur Weniger, der tragikomische Held in «Mister Weniger», kommt in all diesen vier Buchtipps am meisten rum. Eine Auswahl seiner Stationen: Kyoto, Mexico City, Berlin, Turin, New York. Ein Roadtrip rund um den Globus, getrieben von Fernweh und Heimweh.
Ganz freiwillig nämlich düst der US-amerikanische Schriftsteller nicht um den Planeten. Er will, er muss weg. Möglichst weit weg von dem, was zu Hause in San Francisco passiert. Oder bald passieren soll.
An dem Ort, den Weniger gleich zu Beginn verlässt, will seine Langzeitaffäre namens Freddy einen anderen heiraten. Unser manchmal etwas schusselige Held flüchtet. Und folgt jeder Einladung, die der globale Literaturbetrieb für ihn bereithält.
Eine von Wenigers Kernkompetenzen als Weltenbummler: Von einem Fettnäpfchen ins nächste zu treten.
Globale RomCom, Prädikat verfahren
«Mister Weniger»; Roman von Andrew Sean Greer, Verlag Fischer, 331 Seiten in der Taschenbuchausgabe.
Mister Weniger auf Weltreise: Ein Lesevergnügen für
Menschen, die den Planeten beim Lesen gerne rasant umrunden und dabei etwas in den Literaturbetrieb hineingucken möchten.
Ein Buch, das sich fast schon als eine Art RomCom lesen lässt. Auch deshalb, weil es zum Schluss anders kommt, als man zu Beginn befürchten musste. Wie es endet? Sage ich hier natürlich nicht. Was ich sagen kann: Berlin und Turin sind meine Lieblings-Destinationen auf diesem Roadtrip. Und wohl auch die von Mr Weniger.
Buchtipp 4: AWM*, down and out in Belgrad
Stell Dir das mal vor: Du findest Dich plötzlich in Belgrad wieder, ohne Handy, ohne Geld. Dafür mit Handschellen, die Dich fesseln.
Das ist die Ausgangslage von «Suppe Seife Seelenheil». Und es kommt noch verrückter in dieser Geschichte.
Wie sich unser *AWM (Alter Weisser Mann) in diese Situation bugsiert hat und wie er durch die Balkan-Provinz irrlichtert, ist etwas vom Lustigeren, das ich in letzter Zeit gelesen habe.
Man könnte es einen Roadtrip der ungeplanten Art nennen: Ein Mann schlägt sich durch eine für ihn fremde Gegend. Mit Tricks und Kniffs kommt er weiter. Und mit tausend Gedanken, die sich um ein Leben im Offside drehen.
Das ist manchmal grotesk und manchmal urkomisch. Und immer mal wieder von Gedankenblitzen durchzuckt. Irgendwelche Reisetipps für den Grossraum Belgrad sind hier keine zu erwarten. Dafür aber allerlei Hirn-Streifzüge, die man so selten serviert erhält.
Roadtrip auf dem Balkan: Prädikat total abgefahren
«Suppe Seife Seelenheil»; Roman von Matto Kämpf, Verlag Der gesunde Menschenverstand, 103 Seiten
Rundreise in Handschellen: Einer meiner Buchtipps für
Menschen, die einen Sinn fürs Genialisch-Groteske haben. Und auch für Leute, die sich nach oder während der Lektüre selber mal ausmalen, wie das so wäre, an einem unbekannten Ort plötzlich in Halb-Freiheit navigieren zu müssen.
Meine Prognose, abseits aller Geschichten und Buchtipps, die das Leben so schreibt: Das wäre dann wohl nicht mehr so lustig.
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