Neue Serie Reise-Startups: Weshalb wir mehr coole Ideen und erfolgreiche Touristik-Geschäftsmodelle aus dem deutschsprachigen Europa brauchen. Der Internaut zeigt helle Köpfe und ihre frischen Ideen. Das Manifest zur Serie.
Manchmal könnte der Internaut regelrecht in die sprichwörtliche Tischkante beissen. Und das gleich mehrmals. Was den normalerweise (gemäss eigener Einschätzung) eher friedfertigen Reiseblogger so auf die Palme bringt: Dass wir in der Schweiz und auch im deutschsprachigen Europa unsere einstige Führungsrolle bezüglich touristischer Innovation verloren haben.
Meine möglicherweise etwas provokative These geht so: Wenn wir einmal von der Schweizer Gründung des Tourenportals Getyourguide absehen, dann kam da in den letzten zehn Jahren aus unseren Breiten nichts mehr, das den Planeten in touristischer Hinsicht flächendeckend verändert, verbessert oder gerockt hat.
Reise-Startups: Innovationen aus dem Alpenland
Dabei hat gerade die Schweiz viele Touristik-Pioniere hervorgebracht. César Ritz begründete die Welt der Luxus-Hotellerie, Johannes Badrutt installierte oberhalb seines Kulm-Hotels in St. Moritz die erste Elektrizitätsanlage der Schweiz, Bruno Franzen schuf mit Interhome (gegründet 1965!) den Ur-Ahn von Airbnb.
Coole Sachen, fürwahr.
Aber spätestens mit dem Aufbruch ins digitale Zeitalter sind wir brutal in Rückstand geraten. Wo gründeten drei Studi-Lümmel ihr Erfolgskonzept Airbnb? Natürlich in den USA. Ebenfalls aus den USA stammen der Taxi-Disruptor Uber und die im Tourismus taktgebende Datenkrake Google.
Ebenso die Buchungsplattform Expedia. Deren Rivalin Booking.com war zwar eine europäische Gründung (aus Holland), gehört aber mittlerweile auch einem US-Konzern.
«Aber spätestens mit dem Aufbruch ins digitale Zeitalter sind wir brutal in Rückstand geraten.»
Tischkanten-Beisser, aka der Internaut
Okay, man kann Deutschland und der Schweiz die Bewertungsplattform Holidaycheck zuschreiben, aber das US-Pendant Tripadvisor ist weltweit um Längen bedeutender. Von all den Innovationen, die hier und heute in riesigen Quellmärkten wie China und Indien ausgeheckt werden, sprechen wir lieber schon gar nicht.
Ebenso wenig von all den kleinen Staaten wie Israel, Singapur und Südkorea, wo sich täglich Heerscharen junger hungriger Digital-Wunderwuzzis ans Werk gehen.
Reise-Startups: Nicht zu satt. Aber zu matt
Sind wir im deutschsprachigen Europa innovationsschwächer als anderswo? Nicht so erfindungsreich wie die US-Amerikaner? Zu satt geworden von den einstigen Erfolgen? Glaube ich nicht.
Und das glaubt auch das World Economic Forum nicht. In seinem alljährlichen Innovationsreport jedenfalls stehen die Schweiz und Deutschland immer noch sehr gut bis gut da.
Noch mehr Reise-Startups
Der Internaut hat ein Herz für touristische Startups. Als kritischer Sympathisant der Wirtschaft spricht er mit Gründerinnen und Gründern, die in der Reisewelt einen Unterschied machen wollen.
Alle Startups entdeckenWas ich glaube: Uns mangelt es daran, gute Ideen schnell zu entwickeln und sie in ein digitales Geschäftsmodell zu packen. Klar, gerade in den USA steht dafür mehr Kapital und ein grösserer Heimmarkt zur Verfügung. Aber das sollte uns nicht daran hindern, Erfolgsmodelle für morgen zu erfinden und flächendeckend in den Weltmarkt zu stellen.
Wir sind nicht zu satt. Aber zu matt. Sprich: Zu wenig funkensprühend, wenn es darum geht, ein gewünschtes Produkt unwiderstehlich darzustellen und damit gleich auch ein rentables Bezahlmodell einzuführen.
Schulen mit Weltruf – aber reicht das?
Was mich in fast jede verfügbare Tischkante schnappen lässt, ist dies: Zwar stehen in unseren Breiten einige der bedeutendsten Hotelfachschulen dieses Planeten. Die jungen Talente, die dort ausgebildet werden, übernehmen in schöner Regelmässigkeit wichtige Posten in der weltweiten Hospitality-Branche.
Aber kommen aus diesen Schulen auch Ideen, welche die weltweite Boom-Branche Tourismus* nachhaltig verändern, verbessern oder rocken? Oder am liebsten alles miteinander?
Sorry, da habe ich in letzter Zeit wenig gesehen davon. Was mich ärgert. Nun könnte ich passend dazu fragen: «Wo ist hier, bitte schön, die nächste Tischkante?»
«Know-how bündeln, Entwicklungsstandort stärken. Vorbilder, Ehrgeiz und Startrampe liefern.»
Der Internaut
Aber statt auch morgen noch kräftig zuzubeissen, will ich lieber heute schon ein kleines bisschen helfen an der Lösung mit zu arbeiten. Warum mir so viel daran liegt, dass touristische Erfolgsmodelle aus unseren Breiten stammen sollten? Weil wir damit Know-how bündeln, als Entwicklungsstandort an Wichtigkeit gewinnen und nicht zuletzt auch dem Nachwuchs Vorbilder, Ehrgeiz und eine Startrampe liefern.
Ab sofort stellt der Internaut hier regelmässig touristische Startups aus der Schweiz, Deutschland und Österreich vor, die einen Unterschied machen wollen. Was sie (oder zumindest ein Teil davon) auch schaffen werden, wie ich hoffe.
Reise-Startups: Nach dem Boom ist vor dem Boom
*Wahrscheinlich hast Du bei der Erwähnung der «Boom-Branche Tourismus» kurz gestutzt und so für Dich gedacht, dass dieser Sektor wegen der Corona-Krise aktuell aber so ziemlich alle Anzeichen eines Anti-Booms zeige und eher am Boden liege. Da möchte ich nicht zubeissen, sondern Dir in zwei Teilen antworten.
o Ja, da hast Du recht.
o Was aber auch ein guter Zeitpunkt sein könnte, genau jetzt am Ground Zero des Tourismus anzusetzen. Um dann beim nächsten Aufschwung parat zu sein. Mit den richtigen Köpfen und den richtigen Konzepten. Gern auch mal von hier. Am liebsten sogar. Am allerliebsten.
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