Auf Dorfspaziergang in der zweitgrössten Stadt Kolumbiens: In Medellín feiern wir Lateinamerika-Premiere und zirkulieren unbeschwert im ewigen Frühling. Wobei es da ein Restrisiko gibt.
Das ehemalige Arbeiterquartier Laureles ist mit sieben Quadratkilometern etwa so gross wie das Schweizer Städtchen Solothurn. Hier im Westen Medellíns lässt es sich gut leben: Laureles liegt abseits des Touristenrummels, bietet aber nicht weniger interessante Cafés, Restaurants und Shops.
Die Starke Strecke Medellin Kolumbien ist ein Gastbeitrag von Anina Torrado Lara. ¡Gracias, Anina!
*Anina Torrado Lara, selbstständige Kommunikationsberaterin und Journalistin, führt uns in diesem Gastbeitrag durchs Laureles-Quartier in Medellín.
Sie lebt seit zwei Jahren als digitale Nomadin und arbeitet ortsunabhängig von der ganzen Welt aus.
Derzeit pendelt Anina zwischen Kolumbien und der Schweiz, macht aber immer wieder Abstecher in andere Länder.
Wir spazieren mit Anina durch grüne Alleen vorbei an kleinen Reihenhäusern mit gepflegten Vorgärtchen. Hola hier, hola dort – die Passanten grüssen sich hier noch wie im Dorf.
Medellin Kolumbien: Von der No-Go- zur Go-Zone
«Aber Medellín ist doch die gefährlichste Stadt der Welt?», denkt sich an dieser Stelle wohl die eine oder der andere. Tatsächlich galt die mit 2.5 Millionen Einwohnern zweitgrösste Stadt Kolumbiens einst als brandgefährliche Kokain-Kapitale und touristische No-Go-Zone.
Selbst die Einheimischen wagten sich nach Einbruch der Dunkelheit kaum mehr auf die Straße.
Spätestens seit es 2016 zum Waffenstillstand mit der Guerilla kam, hat sich die Sicherheitslage in ganz Kolumbien wie auch in Medellín stark beruhigt.
Auch wenn noch heute Banden um die Vorherrschaft kämpfen und viele Menschen auf der Flucht sind, hat sich Medellín zum Besseren gewandelt. Damit verbunden ist allerdings ein gewisses Restrisiko: Das Risiko, dass man bleiben möchte.
Der Geruch der Circular 4 Medellin: Jasmin, Café Tinto, Motorradschwaden
In Laureles kann man bedenkenlos unter hundertjährigen Bäumen vorbei an Verkehrsinseln mit exotischen Blumen und Schmetterlingen flanieren. Es riecht abwechselnd nach Jasmin und den Abgasen der Motorräder, die sich durch den Verkehr schlängeln.
Unser Spaziergang beginnt im Terra Biohotel im Quartier Conquistadores. Von dort geht es quer durch die Community-Gärten zur Circular 4. An der Kreuzung mit der Avenida Bolivariana endet Conquistadores und San Joaquin beginnt.
Zweistöckige Häuschen prägen das Bild, der Bauboom hat das Quartier zum Glück noch nicht eingeholt. Stattdessen werkeln Schuhmacher, Schreiner und Bäcker in ihren Garagen. Im Café an der Ecke treffen sich die Locals auf einen «Tinto» – einen schwarzen Kaffee.
Der Parque San Joaquin ist ein idyllischer Halt auf der Strecke. Kontaktfreudige setzen sich auf ein Bänkli, spielen eine Partie Schach und sinnieren mit den Locals über das Leben und die Liebe.
Medellín Kolumbien: Ein Kaffeehalt
Ich bin gerne im Délmuri Bakery & Coffee Shop am Primer Parque de Laureles. Auf der Terrasse lässt sich wunderbar Filterkaffee trinken, ein Buch lesen und arbeiten.
Ein Drink
Auf der Dachterrasse des Fidelina, einer ehemaligen Familienvilla, weht eine frische Brise. Mit einem Saft aus Lulo, Tomate de Arbol oder einer anderen exotischen Frucht fühlt es sich gleich ein bisschen wie am Meer an.
Medellin Kolumbien: Eine Mahlzeit
Das Uno más uno serviert auf der sonnigen Terrasse täglich ein gesundes Mittagsmenü, selbstgebackene Kuchen und Kaffee des lokalen Labels Pergamino.
Eine vegane Mahlzeit
Das Saludpan ist eines der (noch) wenigen Lokale, die sich der Bio-Küche verschrieben haben. Hier kommen Vegetarier und Veganer auf ihre Kosten. Der Schoggikuchen ist ein Traum!
Medellin Kolumbien: Ein Hotel
Das Terra Biohotel mit seiner grünen Fassade liegt ruhig und bietet viel Komfort. Ideal für Reisende, die abends noch einen Spaziergang durchs Quartier machen möchten.
Ein Shop
Im FOU fuera de LO COmun findet man kolumbianisches Design. Die meisten Dinge sind bunt und fröhlich und passen zum T-Shirt-Wetter in der «Stadt des ewigen Frühlings».
Medellin Kolumbien: Noch ein Laden
Bei der Chocolatería Moré muss man klingeln, um eingelassen zu werden. Die Besitzerin stellt selber Pralinés her und verkauft die Schokolade einheimischer Produzenten.
Ein Mitbringsel aus Laureles, Medellin
Am Parque San Joaquin verkauft die Mini-Rösterei Cielo Tostado ihren Spezialitätenkaffee aus Jericó. Das Pfund kostet ab 19’000 Pesos (6 Franken).
Ein ideales Souvenir, denn mit dem Kauf werden 25 kolumbianische Bauern direkt unterstützt. Der Ort ist gut zu erkennen: Ein Fenster, drei Hocker und fröhliche Menschen an der Röstmaschine.
Medellín Kolumbien, Circular 4: Die Anreise
Mit der Metro gelangt man bequem bis zur Station Estadio und spaziert die «La 70ta» hinunter.
Dort, wo das Restaurant Mondongo’s liegt, verläuft die Circular 4 in beide Richtungen. Im Mondongo’s wird übrigens die für die Region typische «Bandeja Paisa» serviert: eine währschafte Platte mit Würsten, Reis, Bohnen, frittierten Bananen, Arepas und Chicharrón (frittiertem Speck).
Sehenswürdigkeiten Medellín Kolumbien in Gehdistanz zur Circular 4
Am Fluss liegen Parques del Rio: Die Stadtverwaltung hat die Autos in den Untergrund verbannt und darüber einen Park angelegt. Sonntags tanzen junge Leute Salsa, während Familien picknicken und ihren Drachen steigen lassen.
Direkt auf der anderen Seite des Flusses spielt das Stadtorchester Filarmed regelmässig im Teatro Metropolitano.
Auch die historische Altstadt («Centro») ist nah: Mit dem Taxi oder Uber gelangt man zur Plaza Botero und erkundet dort die historischen Gebäude zu Fuss.
Die Plaza Botero ist mit Statuen «dicker» Menschen von Fernando Botero vollgepackt. Der weltbekannte Maler und Bildhauer wurde 1932 in Medellín geboren und lebt in Europa.
Es könnte ja sein, dass Du in Südamerika einmal Lust hast auf Pasta, oder? Wenn Dich dieser dringende Wunsch an der Circular 4 überfallen sollte, wissen wir Abhilfe: An der Parallelstrasse, die rätselhafterweise Circular 73b heisst.
Gleich ums Eck der Chocolaterie Moré befindet sich das Ristorante Caduff, ein Treffpunkt für Pasta-Liebhaber. Andreas und Haifa aus Zürich machen die Teigwaren jeden Tag frisch. Eine Spezialität des Hauses sind die Caduffini – Spätzli mit einer Champignon-Sauce. Ein Stück Schweiz mitten in Medellín!
Für die Serie «Starke Strecke» porträtieren der Internaut und seelenverwandte Autorinnen und Autoren in aller Welt städtische Strassen, die nicht globalisiert sind.
Kein Starbucks, kein Zara, kein Hennes & Mauritz, kein McDonald’s – sondern lokale und regionale Anbieter aus Gastronomie, Shopping und Kultur.
«Starke Strecke» ehrt Strassen, die Zugereiste und Locals erfreuen. Starke Strecken machen glücklich.
Newsletter abonnieren
Jede Woche die neuste Blog-Post des Internauten im Postfach. Du kannst den Newsletter hier abonnieren und jederzeit wieder abbestellen.
Zur Anmeldung
Lieber Internaut . Bei meiner letzten Kolumbienreise 1971 war Kolumbien noch halbwegs ein Paradies!!! Ritt in die Sierra Nevada de Santa Marta dauerte noch fast eine Woche…. in Medellin hatte man Angst dass die Scheibenwischer am Auto gestohlen würden …. begab und vegetarisch waren unbekannte Worte. Viele waren arm… schlimm war: Mann ging nach Hautfarbe getrennt in die Kirche! Ja , ich bin alt geworden…. die Welt ist eine andere…
Super articulo. Gracias por escribir sobremi amada ciudad Medellin.
Yo vivo en Alemania y estuve en mi tierra el mes pasado. Fué maravilloso regresar y ver como Medellín y Colombia día a día se transforma. Es verdad lo que escribes. El riesgo es quedarte allí.
Yo volveré a mi tierra muy seguramente.
Vengan a mi pais y descubran y recorran todos sus rincones. Es una pais increíble lindo y su gente un amor de verdad.
Hola Luz, muchas gracias!