Exakt für die Stunden und Minuten bezahlen, die man im Hotelzimmer verbringt. Bringt das spanische Startup Byhours eine Revolution ins Hotelzimmer?
Es war kompliziert. Als ich im Herbst 2015 eine meiner verrücktesten Stories plante, stiess ich an die Grenzen der gängigen Hotelbuchungspraxis.
Angesagt war ein Trip mit möglichst vielen verschiedenen Fernbus-Firmen durch halb Europa. Mein Plan sah vor, nach einer Busreise durch die Nacht ab Amsterdam um 9 Uhr morgens in Berlin anzulangen. Dort würde ich, völlig ausgemergelt, schnell in einem Hotel einchecken und auch die folgende Nacht bleiben wollen. Was also in der gängigen Übernachtungskalkulation drei Stunden plus eine Nacht bedeutete.
Byhours wäre meine Rettung gewesen
Gelerntes Hotelverhalten ist ja, dass ein Gast eine Anzahl definierter Nächte im Hotel bleibt und sich also an eine Check-in-Zeit irgendwann am Nachmittag und eine Check-out-Zeit um oder vor Mittag hält.
Dass einer um 9 Uhr in der Früh ankommt und sich dann gleich ins Bett legen will, ist ungewöhnlich.
In einem E-Mail-Wechsel kam ich dann mit einem Berliner Herbergenvater zu einer Lösung: 100 Euro pauschal, zweimal Frühstück inklusive. Ich konnte froh sein, dass da jemand mein ungewöhnliches Begehr verstand und Hand bot zu einer Lösung. Schade, dass ich damals noch nicht von Byhours wusste.
Der nicht-frivole Microstay
Das spanische Startup Byhours hat Menschen wie mich entdeckt und sich auf die stundenweise Belegung von Hotelzimmern, sogenannte Microstays, spezialisiert. Solche Wünsche müssen ja nicht immer mit frivoler Aktivität zu tun haben.
Oft werden Kurzaufenthalte im Hotel von Geschäftsleuten nachgefragt, die sich mal eben kurz vor oder nach einem Meeting sammeln wollen. Das können sie nun über diese Plattform buchen.
Byhours ist erst der Anfang der Micro-Reise
Ich denke, dass das erst der Anfang ist. In der Welt des Transports spricht man schon lange vom «Bibo»-Prinzip.
«Be-in, be-out», heisst das ausformuliert, und es bedeutet, dass man beispielsweise auf einer Zugfahrt kontaktlos beim Ein- und Aussteigen registriert wird und im Anschluss elektronisch den bestmöglichen Tarif verrechnet erhält.
Bibo in der Hotellerie – das könnte das nächste grosse Ding werden und die grosse, weite Welt der Hotels verändern.
Eine US-amerikanische Jungfirma will mit der App AsYouStay Fahrt ins Thema bringen. Die New Yorker Jungs träumen von einer Abrechnung in Echtzeit.
Analog einer Bibo-Bahnfahrt bezahlt man dann nur noch für die Anzahl Stunden, die man tatsächlich im Hotel verbracht hat. Jede Absteige würde mit diesem Easyride-Konzept, wie man es von den Schweizer Bundesbahnen SBB kennt, zu einem «Château Echtzeit.» Aktuell wird das System von As You Stay in einigen Hotels in den USA erprobt.
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Zur AnmeldungWas, wenn das Schule macht? Für die Gäste sind Microstay-Hotelbuchungungen à la Byhours die neue Freiheit.
Für die Hoteliers bringt das auf der einen Seite vielleicht zusätzliche Kunden. Aber auch zusätzlichen Aufwand: Sie müssen wissen, wie sie ihre Stunden in Rechnung stellen wollen.
Ein Vorteil für die Hoteliers dürfte jedoch auf der Hand liegen: Leute, die partout immer eine Stunde zu spät auschecken, werden sich künftig wohl eher beeilen.
Bibo kennt keine Gnade mit Morgenmuffeln. Jede zusätzliche Stunde im Hotel wird nach Tarif verrechnet. Hier ist Zeit wirklich Geld.
Da besteht in der Tat ein Bedürfnis! Zu erwarten wären eigentlich zuerst Angebot rund um die grossen Flughäfen, wo frühe Ankünfte und späte Abflüge zur Tages- bzw. der Nachordnung gehören. Nach dem Langstreckenflug oder vor ihm ein Powernap, Umkleiden, Duschen, ein Snack und/Kaffee/Drink (nicht unbedingt in dieser Reihenfolge ;-)) würden da den Reisekomfort deutlich steigern. Wären die Hoteliers grundsätzlich cleverer, dann würden sie gegen ein korrektes Entgeld frühes Check-in bzw. spätes Check-out anbieten.