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Lorettostraße Düsseldorf: Aufstieg geschafft

Datum

21. November 2018

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Unterbild im Overdirve: Wie die Lorettostraße Düsseldorf schick wurde. Und wie Du an dieser Starken Strecke als fancy Flaneur zum Teilhaber des neuen Düssi-Flows werden kannst.

Wie findet der Internaut eigentlich zu seinen Starken Strecken? Diese Frage kommt immer mal wieder auf. Ich möchte in zwei Teilen antworten. Erstens allgemein: Durch Vorab-Recherche und durch Inputs von Einheimischen.

Journalistin Brigitte Jurczyk, unterwegs an der Lorettostraße Düsseldorf für den Reiseblog derinternaut.ch

Internaut-Autorin Brigitte Jurczyk. 

Und dann gibt es natürlich auch mal den Glücksfall, dass Ortskundige oder Eingeborene gleich selber zu Fotoapparat und Notizblock greifen. Heute ist ein solcher Glücksfall.

Meine liebe Journalistenkollegin Brigitte Jurczyk ist für den Internauten unterwegs. Eine Schreiberin, die das Wesen der Starken Strecke blitzschnell erfasst und verinnerlicht hat. Und heute für uns auf Pirsch geht.

Aber nicht in Hamburg, wo die Reise-, Food- und Design-Journalistin lebt. Sondern im Rheinland, wo Brigitte herkommt. Aber genug gebrabbelt jetzt: Brigitte, die Strassenbühne gehört nun Dir!

So erhielt Düsseldorf-Unterbilk wieder Oberwasser

Vor zehn, zwanzig Jahren war der Stadtteil Unterbilk in Düsseldorf noch ziemlich abgerockt. Hafenrandgebiet eben. Alt- neben 1950er-Nachkriegsbauten.

Ein Gewusel von Architekturstilen. Entweder fiel der Putz von den Fassaden oder sie waren meist nicht besonders kunstvoll beschmiert. Die Lorettostrasse war da keine Ausnahme. Täglich donnerte der Verkehr über die eigentlich recht schmale Strasse und das gleich zweispurig.

Lorettostraße Düsseldorf

Aufgemotzt statt abgerockt: Starke Strecke Lorettostrasse. (Bild: Frank Rempel)

Als die nordrhein-westfälische Landeshauptstadt in den 1990er Jahre Gas gab, das Brachland rund um die alten Hafenbecken neu entwickelte, gläserne Bauten in den Himmel schossen und es plötzlich schick wurde, im «Medienhafen» auszugehen (das Studio des Landessenders WDR zog an die Spitze), schwappte ein bisschen des Glanzes auch auf den gut durchmischten Stadtteil über.

Stadtplaner schufen Topbedingungen für den Aufstieg der Lorettostrasse zur beliebten Shopping- und Ausgehadresse: Sie wurde zur Einbahnstrasse, die Trottoirs wurden verbreitert, schicke Restaurants und Cafés siedelten sich im Lorettoviertel an und stellen nun die Tische und Stühle nach draussen.

Lorettostraße Düsseldorf: Ein bunter, kreativer Mix

Da sitzen nun die Düsseldorfer und ihre Gäste unterm bunt gefärbtem Herbstlaub an einem der letzten halbwegs warmen Tage und freuen sich über das Licht, das von der Bilker Kirche aus in die Häuserflucht, in die Viertelläden und ins ganze Lorettoviertel scheint.

Bis auf den Lebensmitteldiscounter am unteren Ende der Straße haben sich hier nur unabhängige Einzelhandelsgeschäfte angesiedelt. Vor allem inhabergeführte Läden mit Charakter, Dienstleister mit Niveau und Gastronomen mit Anspruch.

Ein bunter, kreativer Mix, der eine ganz besondere Atmosphäre schafft – und das nur etwa zwei Kilometer von der Düsseldorfer Prachtstrasse «Kö», entfernt, einer der bekanntesten Shoppingmeilen von ganz Deutschland.

Ein Möbelladen

Frank Michael Rempel ist gerne Vorsitzender der Interessengemeinschaft Loretto Viertel e.V. Der gebürtige Bremer leitet als Geschäftsführer den Möbelladen smow: «So richtig Aufwind bekamen wir hier, als in der Nähe ein Einkaufszentrum eröffnet wurde.»

Die drohende Konkurrenz rüttelte wach, die Händler und Gastronomen in der Lorettostrasse wurden erfinderisch und schlossen sich zusammen.

smow Düsseldorf Lorettoviertel

smow: Feine Auswahl im ausladenden Loftstil. (Bild: Brigitte Jurczyk)

Smow ist ein gutes Beispiel für den jetzt neuen Spirit der starken Strecke in Unterbilk, etwa 20 Gehminuten von der Königsallee alias «Kö» im Zentrum entfernt. Und wenn wir es schon von Abkürzungen haben: Das Lorettoviertel wird gerne auch einfdach «Lo» genannt.

Ein Möbelladen im ausladenden Loftstil mit einer feinen Auswahl an «Must-have»-Designerstücken, beispielsweise von Fritz Hansen oder USM Haller.

Düsseldorf Lorettostrasse: Möbel-Shopping bei smow

Moderne Klassiker: Ein Eames-Meisterwerk bei smow.  (Bild: Brigitte Jurczyk)

Hier findet man auch den neuen, alten Eames-Chair mit Sitzschalen aus Fiberglass – so wie im Original, als er noch bei Herman Miller in Amerika produziert wurde.

Der Schweizer Hersteller Vitra mit Sitz nahe Basel, der die Rechte erwarb, fertigt ihn seit neuestem wieder in der alten Farbauswahl und seit Oktober 2018 leuchtet er den Kunden gleich am Anfang des stylischen Möbelladens smow entgegen.

Eine Mahlzeit

Direkt gegenüber hat vor einem guten Jahr Rob Op den Kamp Stellung bezogen. Der gebürtige Niederländer, der sich durch die Küchen der Welt kochte und dabei an der Seite von so manchen Zwei- und Drei-Michelin-Sterne-Köchen stand, hat sich ganz schnell einen Platz in den Herzen der kulinarisch interessierten Düsseldorfer erobert.

In der Lorettostraße kehrt er bezüglich Gastro aber der Haut-Cuisine den Rücken zu. «Ich bevorzuge heute eine hochqualitative, aber bezahlbare Küche!» Keine Frage, das kommt an und so ist Rob’s Kitchen mittags wie abends quirlig voll.

Mittags gibt es zum Beispiel den Klassiker Königsberger Klopse für 10.50 Euro; am Abend wird es dann mehr mediterran mit Iberico-Schwein und Kalbsleber mit Gnocchi. Im Sommer ist die Terrasse mit den 40 Plätzen sehr beliebt: «Damit sind wir so etwas wie der Garten Düsseldorfs für unsere Gäste geworden», freut sich der sympathische Küchenchef.

Düsseldorf Lorettostraße: Ein Concept Store

In unmittelbarer Nähe hat Karin Hammermann einen faszinierenden Conceptstore mit mehreren Räumen eröffnet: Ein Paradies für Fashionistas mit ausgefallenen Labels, das sich um den Style von Frauen und Männern kümmert.

Dazu eine mit Bedacht zusammengestellte Auswahl von kleinen Kosmetikserien, Tableware, Modeaccessoires bis hin zu Raumluft-Disposern.

Lorettostraße Düsseldorf: Concept Store von Karin Hammermann

Stöbern gehört zum Concept: Concept Store von Karin Hammermann im Düsseldorder Lorretoviertel. (Bild: Brigitte Jurczyk)

Ziemlich unique, ziemlich urban, ziemlich lifestylig. Ein bisschen Zeit muss man schon mitbringen, um sich durch das Angebot zu schauen und das eine oder andere anzuprobieren.

Ein attraktiver Laden an guter Lage im Lorettoviertel, in dem übrigens auch Technikfreaks fündig werden.

Lorettostraße Düsseldorf: Eine Gelateria

Danach kann man schon fast eine Pause gebrauchen, um die vielen Farb- und Form-Eindrücke zu verarbeiten. Ein idealer Ort dafür: Das Eiscafé Gelatissimo – auch wenn es draussen schon etwas kalt ist. Aber bei einem guten Cappuccino steigt nicht nur die Körperwärme wieder an, es wächst auch die Lust auf italienische Glace und die ist hier richtig gut, obwohl Aliji aus Mazedonien kommt.

Die Auswahl ist mit 22 Sorten im Sommer besonders gross und der Erfindungsreichtum lässt auch im Herbst nicht nach: «Wöchentlich fallen mir im Durschnitt zwei neue Sorten ein.» Sogar für Veganer! Derzeit besonders beliebt: Das Zitronenglace mit Cookiestückchen, das Sesamglace und die fast schwarze Dark Chocolate auf Wasserbasis. Besonderheit: Auf Wunsch türmen sich die kalten Kugeln auch in einer schwarzen Schoggi-Eiswaffel.

Diverses an der Lorettostraße Düsseldorf

Lorettoviertel Düsseldorf Das Romantiklabor

Kerzen, Kleidung, Kunterbuntes: Romantiklabor, Lorettostrasse. (Bild: Brigitte Jurczyk)

Beim Weiterschlendern kommt der Flaneur im Lorettoviertel an verschiedenen Läden vorbei, die neugierig machen: Im Romantiklabor hängen Babystrampler mit lustigen Aufdrucken im Schaufenster.

Unter dem Motto «Orte für Worte» sucht und findet das Romantiklabor Kerzen, Kleidung und verschiedene andere Dinge, die es mit Sprüchen, Anekdoten oder Ermunterungen verziert.

Lorettostrasse Düsseldorf: Chocolaterie Bittersüß und Edelweiß

Kann denn Choco Sünde sein? An der Lorettostrassse sicher nicht. (Bild: Brigitte Jurczyk)

Die Chocolaterie Bittersüß und Edelweiß verführt schon von aussen mit ihren herrlichen von Hand gemachten Nasch-Kreationen und wer will, kann auch gleich bei der Fertigung zuschauen.

Ins Innere lockt Blumen Hecker mit einer Auswahl von aussergewöhnlich schönen Topfblumen und Übertöpfen. Da schreckt auch der weiteste Transport nicht ab.

Im Tuxedo stösst Mann und Frau auf ausgefallene Wohnaccessoires und Fashion-Labels, die alles andere als Mainstream verkörpern. Und in Captain’s Baber Shop werden alte Zöpfe abgeschnitten und Bärte auf Vordermann getrimmt – in einem ganz besonderen Ambiente.

Lorettoviertel: Ein Laden für Männerträume

Und dann ist da noch der überwältigende Concept Store von Uwe van Afferden.

Der Designer hat ein ziemlich feines Gespür für Form, Farbe und Qualität und liebt es, seinen Laden immer wieder neu auszustaffieren.

Conceptstore Uwe von Afferden Düsseldorf

Ein Männer-Traum, nicht nur für Traum-Männer: Der Concept Store von Uwe van Afferden an der Lorettostraße Düsseldorf. (Bild: Brigitte Jurczyk).

Der Mann hat Geschmack, nicht nur was die Einrichtung betrifft, die internationale Mode und Accessoires, die er für seine (männlichen) Kunden ordert, sondern auch was die Auswahl von Parfums (Musgo Real von Claus Porto!) oder die von wohl gestalteten Sardinenbüchsen anbelangt.

Lorettostrasse Düsseldorf: Concept Store von Uwe von Afferden

Gespür für Farbe und Form: Concept Store von Uwe van Afferden. (Bild: Brigitte Jurczyk)

Und weil Uwe van Afferden selbst ein begeisterter Hobbykoch ist und das Interiordesign ihm im Blut liegt, hat er auch noch eine Küchenzeile entworfen, die er im Showroom ausstellt. Unbedingt ansehen!

Düsseldorf Lorettostrasse: Ein Mitbringsel

Da ist die Auswahl gross! Denn in der Lorettostraße in Düsseldorf gibt es so vieles Schönes – für ein paar Cent, genauso wie für Hunderte von Euros.

Sunburst Clock von Vitra

Mach es wie die Sunburst-Uhr: Zähl die bunten Stunden nur. (Bild: Brigitte Jurczyk)

Wir haben uns für die extravagante Uhr «Sunburst Clock» von Vitra entschieden. Design: George Schnelsen. Preis: 325 Euro, gesehen bei smow.  

Dieses Souvenir macht nämlich gute Laune, auch wenn die Zeit mal wieder viel zu schnell verfliegt.

Sehenswürdigkeiten nahe Lorettostrasse Düsseldorf

Wie eingangs erwähnt, befindet sich der Medienhafen in unmittelbarer Nähe der Lorettostraße. Für die Umgestaltung des alten Rheinhafens haben Architekten wie David Chipperfield oder Frank O. Gehry mitgewirkt. Und daraus eine Art Open-Air-Galerie für Architektur-Fans gemacht.

Wir wollen hier jetzt nicht gleich behaupten, dass der Floragarten das Paradies sei. Aber aufgrund der zwei Bewohner, die dort in Marmor grüssen, kann das auch nicht ganz von der Hand gewiesen werden. Wie das Duo heisst? Adam und Eva natürlich. Was hast Du denn gedacht?

Eine Portion zeitgenössische Kunst gefällig? Dann hat Deine nächste Station einen Konsonanten und zwei Ziffern: K21. Umgeben von einer Parkanlage mit Teich zeigt sich unter dieser Chiffre das Museum für internationale Gegenwartskunst der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen.

Jetzt bist Du die ganze Lorettostrasse rauf- und unterspaziert und hast immer noch nicht genug vom Flanieren? Lust auf etwas längere Touren mit Startpunkt Lorettoviertel? Okay, da haben wir was für Dich: Die Rheinuferpromenade. Hier spazierst Du entlang des mächtigen Stroms, auf der malerischen Strecke zwischen Düsseldorfer Altstadt und dem Medienhafen.

Lorettostraße Düsseldorf: Die Anreise

Ab Düsseldorf Hauptbahnhof mit dem Bus 708 bis zum Graf-Adolf-Platz, danach ein Viertelstündchen zu Fuss – und schon bist Du an der Lorettostrasse.

Strassenplan Lorettostrasse Düsseldorf

Einst abgerocktes Gelände, heute ein schicker Strang in Düsseldorf: Unsere Starke Strecke Lorettostrasse.

Für die Serie «Starke Strecke» porträtieren der Internaut und seelenverwandte Autorinnen und Autoren städtische Strassen aus aller Welt, die nicht globalisiert sind.

Kein Starbucks, kein Zara, kein Hennes & Mauritz, kein McDonald’s – sondern lokale und regionale Anbieter aus Gastronomie, Hotellerie, Shopping und Kultur.

«Starke Strecke» ehrt Strassen, die Locals und Zugereiste gleichermassen glücklich machen. 

Hier gehts direkt zu allen Starken Strecken.

Autor:in

Andreas Güntert

Andreas Güntert

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Seit 1994 erforscht und beschreibt Andreas Güntert hauptberuflich als kritischer Sympathisant der Wirtschaft die Schnittstellen von Konsum, Gesellschaft und Reise-Industrie. Als Reiseblogger der Internaut lotet er das Reise-Internet aus. Der Internaut ist ein Storyteller – unabhängig, munter, pointiert. Und immer seinen Leserinnen und Lesern verpflichtet.

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