Seite wählen
Home 9 Tourismus 9 So geht keiner unter im Über-Massentourismus

So geht keiner unter im Über-Massentourismus

Datum

7. Oktober 2017

Kategorie

Kommentare

Home 9 Tourismus 9 So geht keiner unter im Über-Massentourismus

Smart, vernünftig oder radikal: Wie Sie niemals zum Übertourismus-Opfer werden. Oder zum Massentourismus-Täter.

Wenn mir zwei Dinge geblieben sind vom Sommer 2017, dann war es dieses Lied. Und dieses Wort: Übertourismus. Oder, anglophiler: «Overtourism».

Man erinnert sich: Massen von Touristen, die Küstenstädte wie Barcelona, Dubrovnik oder Venedig heimsuchten.

Massentourismus in Überform ist ein gravierendes Problem in der Welt der Touristik. Hier steht, wie man nicht zum Täter wird. Und auch nicht zum Opfer des Overtourism

Und schon schiebt sich wieder ein Mega-Cruiser in die Kulisse: Verlässlicher Vorbote des Overtourism (Bild: Internaut)

Solch überbordende Menschenmengen, dass die Einheimischen protestierten. Weil sie sich in ihrer Heimat zunehmend wie in einem überlasteten Disneyland fühlen.

Lassen Sie mich hier eine Prognose wagen: Von «Despacito» werden wir noch einige Zeit hören. Vom «Overtourism» aber noch sehr viel länger.

Hochsaison der Riesenpötte

Einer der Gründe für den Übertourismus ist die boomende Kreuzfahrtbranche. Die Rechnung ist einfach: Wenn immer mehr Riesenpötte immer mehr europäische Häfen ansteuern und dort ihre Cruise-Gäste auf Landgang schicken, dann muss das zwangsläufig zur Verstopfung der hafennahen City-Arterien führen.

Genau das ist im Sommer in Europa passiert. Und es wird auch im Herbst passieren. Es geschieht, so lange die Riesen der Weltmeere mediterran unterwegs sind. Danach verschieben sich die Supertanker in wärmere Weltgegenden – und werden dort wieder für Dichtestress sorgen.

Was tun, um als Reisender solche Menschenaufläufe zu umgehen? Prima vista gibt es drei Ansätze. Arbeiten wir sie hier einmal prophylaktisch durch.

Der Masse entkommen: Der radikale Massentourismus-Ansatz

Das ist auch der einfachste Handlungsweg, den ich in zwei Härtegraden dosieren möchte. Erstens: Daheimbleiben. Wer in Ferienzeiten gar nicht verreist, muss sich nicht über Dichtestress im Zielgebiet ärgern. Und profitiert sogar: Davon, dass es daheim mehr Platz gibt. Weil ja fast alle anderen weg sind.

Soft-Radikale reisen, das ist der zweite Härtegrad, zwar weg, aber nur in Städte, die nicht von Kreuzfahrtschiffen angefahren werden. Stuttgart macht zum Beispiel immer Spass. Turin auch. Und Wien soll, wie ich höre, einen zauberhaften Herbst haben.

Der Masse entkommen: Der vernünftige Massentourismus-Ansatz

Man geht trotzdem hin, nach Barcelona, Dubrovnik oder meinetwegen Venedig. Weil es dort so schön ist. Der Vernunftmensch weiss aber, wie er sich bewegen will. Und vor allem, wo. Immer auf Abstand zum Hafen nämlich und in guter Distanz zu den grössten Attraktionen in der Nähe des Ortes, wo die Supertanker tausende von Schiffsgästen ausspucken.

Besonders akribische Menschen besorgen sich die Pläne der Cruise-Bewegungen, damit sie ihre Wunsch-Sehenswürdigkeiten dann besuchen können, wenn der Tatzelwurm noch am Pier ist. Weiter geht der Vernunftmensch tagsüber auf Landpartie und kehrt erst abends wieder in die Stadt zurück. Dann sieht man im Hafen nur noch die schöne Seite der Cruise-Riesen: Das sich entfernende Hinterteil.

Auch dann wird der Vernunftmensch vorsichtig sein. Und sich an 500MR erinnern, die 500-Meter-Regel, die besagt: Immer 500 Meter weiter gehen als alle anderen. Denn: Die Masse ist träge. Der Vernunftmensch ist es weniger.

Der Masse entkommen: Der smarte Massentourismus-Ansatz

Man wählt sich seine Küstenlieblinge sorgfältig aus. Zum Beispiel konsultiert man zunächst einmal die Liste der weltweit grössten Kreuzfahrthäfen. Spoiler: Die allergrössten liegen alle in der gleichen Ecke der Welt. Sollte sich das eigene Reiseziel darunter befinden, ist man gewarnt. Und nimmt Anleihen bei Verhalten der Vernunftmenschen.

Zusätzlich aber weiss der Smartmensch, dass es meist noch eine B-Stadt gibt. Also eine Alternative zum A-Ziel. Valencia statt Barcelona. Zadar statt Dubrovnik. Triest statt Venedig. Zugegeben, vielleicht nicht ganz so schick, nicht ganz so berühmt wie die A-Stadt. Dafür weniger dem Dichtestress ausgesetzt. Und erholsamer. Wer sich für eine der drei Lösungen entscheidet, tut sich selber etwas Gutes.

Und anderen auch. Denn man wird so nicht zum Overtourism-Opfer. Und auch nicht zum Täter.

Newsletter abonnieren

Jede Woche die neuste Blog-Post des Internauten im Postfach. Du kannst den Newsletter hier abonnieren und jederzeit wieder abbestellen.

Zur Anmeldung

Autor:in

Andreas Güntert

Andreas Güntert

[email protected]

Seit 1994 erforscht und beschreibt Andreas Güntert hauptberuflich als kritischer Sympathisant der Wirtschaft die Schnittstellen von Konsum, Gesellschaft und Reise-Industrie. Als Reiseblogger der Internaut lotet er das Reise-Internet aus. Der Internaut ist ein Storyteller – unabhängig, munter, pointiert. Und immer seinen Leserinnen und Lesern verpflichtet.

Kommentare

1 Kommentar
  1. Fernwehblog

    Gott sei Dank haben Städte wie Dubrovnik mittlerweile die Handbremse gezogen und auch Venedig tut grad so einiges gegen den Overtourism…

    Antworten

Einen Kommentar abschicken

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert