Lago mio, es muss doch nicht immer das Meer sein! Schweizer Bergseen sind das Salz in jeder Staycation-Suppe. Hier kommt ein Septett der prächtigsten Schweizer Seeperlen. Bergseen Schweiz: Sieben Must-Sees für Dich.
Gar nicht so einfach zu sagen, was die Magie eines Bergsees ausmacht. Was sich mit Bestimmtheit sagen lässt: Hunderte der gut 1500 Schweizer Seen liegen in alpiner Höhe.
Heute sehen wir uns ein Septett davon einmal genauer an. Bergseen Schweiz: Seeing is believing.
Die Magie einer Seeperle in den Alpen mittels Höhenmeter, Panorama-Qualität oder H2O-Befüllungsdaten zu ermessen und zu bewerten, macht rein gar keinen Sinn.
Alle, die schon mal an einem solchen See in den Alpen waren, wissen es: Jeder Bergsee hat seinen ganz eigenen Charme. Seine Aura. Seine Geschichte und seine Geschichten.
Umgeben von bergig hochgezackter Promi-Swissness der eine, gut versteckt und abgeschirmt der andere. Umflort von Wald der eine, unverschämt karibisch der andere.
Bergseen Schweiz: Kennst Du einen, kennst Du keinen.
Bergseen Schweiz: Sieben mal flüssiges Glück
Darf ich die hochalpine-H2O-Magie vielleicht in diese Formel giessen? Bergseen sind flüssiges Glück. Und im Unterschied zu anderen flüssigen Glücksgefühlen (Ribera del Duero, Chaya-Alpen-Tee, Agua de Valencia, Goba Cola oder Eichhof Retro) gilt am Berg doch eines ganz gewiss.
Dieses Glas ist nie halb leer. Es ist immer voll. Bei jedem Wetter, beim Bestaunen, Baden* und Bewandern. Gutes Stichwort, übrigens: Alle Bergseen, die wir hier zeigen, bieten neben dem Wasser viele Erlebnisse in der Natur. Gerade das Thema Wandern spielt für diese Reiseziele eine grosse Rolle.
Apropos Glück: Hier und heute hast Du den Vorteil, einen echten Bergsee-Connaisseur als Guide zu haben. Es ist dies Wirtschaftsjournalist Marc Iseli, der letztes Jahr sogar drauf und dran war, ein Buch über die schönsten Bergseen der Schweiz zu schreiben.
Leider, sagt mir Marc, sei dies aufgrund einer beruflich-privaten Mehrfachbelastung nicht möglich gewesen. Aber: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Und: Dafür zeigt Dir Marc hier aus seiner bisherigen Recherche jene sieben alpinen Schweizer Seen, bekannte und weniger bekannte, die er als prächtigste in Erinnerung hat.
Bergseen Schweiz: Stories, Sagen, Sache Sächeli
Die Hinwendung zu unseren alpinen Beauties passt ganz gut in eine Zeit der Staycation. Wenn wir im Sommer wegen der immer heisseren südlichen Ziele lieber vermehrt zu Hause in der Schweiz bleiben, wollen wir doch das Beste aus unserem Land herausholen. In unserem Falle heisst das also: Caumasee statt Cancún. Golzernsee statt Gran Canaria. Lago Nero statt Lloret de Mar, Oeschinensee statt Rømø Strand.
Kann ein Bergsee Ersatz sein für das Gefühl am Meer? Nun, das wäre dann wohl doch ein wenig übertrieben. Sind hochalpine Seeperlen das Salz unserer Staycation-Suppe? Aber sowas von.
Jetzt ist aber fertig mit Bergsee-Hohepriestereien. Jetzt heisst es: Bergseen Schweiz, sieben prächtige Schönheiten im Iseli-Recall – ergänzt mit all dem, was zum touristischen Öko-System gehört: Stories, Sagen, Sache Sächeli.
1. Oeschinensee: Der Beliebte
Er darf in keiner Bergsee-Liste fehlen. Reisegruppen lieben ihn. Der Aufstieg geht mühelos mit der Seilbahn. Das Restaurant lockt mit einem wunderbaren Panorama. Klar: es geht um den Oeschinensee, ein Traum in Türkis oberhalb von Kandersteg im Kanton Bern.
Der Oeschinensee ist auch für jene zu erreichen und zu erleben, die keine Berg-Geissen (mehr) sind. Er ist beliebt bei allen, bewundert von allen, zuweilen aber auch unterschätzt. Die Wanderung über die untere Fründenschnur ist ein Abenteuer, das tödlich enden kann. Ein Fehltritt und die Traumkulisse wird zum Albtraum.
Der See liegt auf fast 1600 Metern über Meer. Auf der Seite türmen sich die Berner Alpen. Hoch oben ist das Gletschereis und die Blüemlisalp – eine sagenumwobene Region. Einst soll hier ein Senn gewohnt haben, der den Boden mit Käselaiben pflasterte, um seiner Magd zu gefallen und damit ihre Füsse nicht schmutzig wurden. Die Fugen füllte er der Sage nach mit süsser Alpbutter. Mit frischer Milch wusch er den Dreck von den Stufen. Die beiden lebten in Saus und Braus, bis zu einem schicksalhaften Tag.
Die Mutter des Sennen stieg vom Wasser her auf, um ihrem Sohn die Leviten zu lesen. Er schickte sie durstig und hungrig wieder zurück, woraufhin ihn die eigene Mutter verflucht haben soll. Schwarze Wolken türmten sich in der Folge um den Berg. riesige Fels- und Eisbrocken stürzten von den Gipfeln hinunter. Von nun an blieb die Blüemlisalp weiss und kalt. Alle Versuche, sie vom Eispanzer zu befreien, schlugen fehl.
Übrig von der damaligen Schönheit blieb: Der Oeschinensee.
Bergseen Schweiz: Informationen Oeschinensee
Im Sommer 2022 ist es am Oeschinensee zu einem Bergsturz gekommen.
Sofern sich die Lage nicht wieder komplett beruhigt hat, empfiehlt es sich, vor einem Besuch aktuelle Informationen einzuholen.
2. Lago Nero: Der Dunkle
Düster ist auch der Name des Lago Nero am Ende des Maggia-Tals im Kanton Tessin. Eine finstere Geschichte gibt es hier allerdings nicht zu erzählen. Der Name ist eine Referenz an das dunkle Gestein, das sich im kristallklaren Wasser spiegelt und typisch für die Region um den berühmten Piz Cristallina ist.
Der Lago Nero ist ein Geheimtipp für Wanderer und hartgesottene Schwimmer. Selbst im Tessiner Hochsommer schwimmen Eisschollen auf dem Wasser, zumal der See auf 2400 Metern über Meer liegt.
In direkter Umgebung gibt es einige weitere Seen. Aber keiner ist schöner und geheimnisvoller als der Lago Nero. Sein Ufer gibt den Blick frei auf den Basòdino-Gletscher, den weitläufigsten Eisgiganten des Sonnenscheinkantons. Hier zeigen sich die Folgen des Klimawandels wie an kaum einem anderen Ort der Schweiz.
In den letzten 150 Jahren hat sich der Gletscher um 1400 Meter zurückgezogen. Zur wärmsten Jahreszeit bleibt nur noch ein kümmerlicher Eis-Rest. Der Rückgang war derart massiv, dass es sich streng genommen um zwei Gletscher handelt: die Südseite ist der «Basòdino-Gletscher», die Nord-Seite der «Cavergno-Gletscher». Es ist zu befürchten, dass der Gletscher bis 2030 eisfrei sind wird.
Die Aussicht vom Lago Nero bleibt grossartig.
3. Riffelsee: Der Weltbekannte
Er ist der Spiegel des Matterhorns: Der Riffelsee im Kanton Wallis. Kaum ein Tümpel in der Schweiz wird öfter fotografiert. Tümpel? Ja, das passt irgendwie besser. Die Kulisse ist zweifelsohne wunderschön. Aber besonders gross ist die Wasserfläche auf knapp 2800 Metern über Meer nicht.
Mit knappen 100 Metern Länge und 50 Metern Breite ist der Riffelsee kleiner als ein Standard-Fussballfeld. Die maximale Tiefe liegt bei 4 Metern. Zum Vergleich: Der Oeschinensee misst an der tiefsten Stelle 56 Meter.
Und doch ist der Riffelsee ein Must-See in der Schweizer Berglandschaft. Das liegt an Zermatt und dem Berg aller Berge: dem Matterhorn. Ein Spitz wie aus dem Bilderbuch. Perfekt in die Höhe gewachsen. Nur allzu oft von Wolken geküsst. Geheimnisvoll. Kraftvoll. Ein 4000er, wie er sein soll.
Und genau diese Perfektion spiegelt sich in der Oberfläche des Riffelsees. Deshalb gehört der Tümpel zum begehrtesten Fotomotiv von Schweiz-Reisenden. Insbesondere bei den Asiaten ist er hoch im Kurs. Sie leisten sich oft auch die teure Fahrt mit der Gornergratbahn. Wesentlich schöner ist allerdings der Aufstieg zu Fuss. Immer im Blick: Der Toblerone-Zacken.
4. Caumasee: Der Historische
Kein Bergspiegel, dafür eine Trauminsel: Das bietet der Caumasee im Kanton Graubünden. Er ist beliebt als Badesee in der warmen Jahreszeit. Bergwanderer treffen hier auf die Unterländer, die von der Rheinschlucht hochgestiegen sind.
Kaum ein See ist beliebter in Graubünden als der Caumasee bei Flims. Ideal auch zum Erleben bei einer kleinen Wanderung.
Für die Touristiker ist der Caumasee die Perle der Region. Seit Jahrzehnte wird er für Werbezwecke eingespannt. Ganzen Generationen gilt er als Sehnsuchtsort – auch wegen seiner karibisch anmutenden Farbpracht.
Aber auch Geografen lieben den See, der angeblich aufgrund des grössten Bergsturzes der Alpen entstand. Vor knapp 10 000 Jahren soll das im Kanton Graubünden passiert sein. Geologen streiten aber über die Details. Die Literatur dazu füllt Bibliotheken.
5. Fälensee: Der Unbeachtete
Mitten im Appenzeller Alpstein liegt der Fälensee. Er ist das unbeachtete Geschwister des Seealpsees, der auf der Etikette des Appenzeller Quöllfrisch-Biers prangt. Während der Seealpsee an schönen Sommertagen von Touristen gestürmt wird, bleibt die Stimmung am Fälensee im Kanton Appenzell Innerrhoden gemütlich.
Auf der einen Seite ragen steile Felswände empor. Auf der anderen Seite türmt sich eine Wiesenlandschaft auf. Dahinter liegt das St. Galler Rheintal.
Der See liegt der Sage nach an dem Ort, an dem einst die Glücksalp war. So erzählen es zumindest die Appenzeller. Ein Senn war Jahr für Jahr mit seinem Vieh auf dieser Glücksalp. Bis zu jenem verhängnisvollen Tag, als Felsmassen seine Tiere auf dem Grund des Sees begruben.
Übrig blieb der Sage nach nur ein Stier und zwei Kühe. Der Senn schimpfte, dass der Donner doch auch gleich die letzten drei mitnehmen möge. So geschah es denn auch. «Do hett’s mer gfählt ond öbel gfählt», soll der Senn gesagt haben. Und der Fälensee war geboren.
6. Golzernsee: Der Gemütliche
Der Grosse Düssi ist halt nicht das Matterhorn. Und deshalb ist der Golzernsee im Kanton Uri, in dem sich der Grosse Düssi spiegelt, eben nicht so berühmt wie der Riffelsee.
Dafür ist er deutlicher gemütlicher, vielleicht sogar der gemütlichste Bergsee in der Innerschweiz.
Man muss auch kein berggängier Wander-Profi sein, um hier ein Bad zu nehmen. Von Bristen aus schwebt eine Gondel aus etwas älteren Zeiten fast bis ans Ufer. Der See ist nur knappe 15 Minuten von der Bergstation entfernt, der Weg kinderwagentauglich. Diverse Beizen laden zum Stiär Biär, der Braukunst aus Uri.
Der See selbst liegt auf rund 1400 Metern über Meer. 600 Meter weiter oben ist die Windgällenhütte. 60 Plätze hat die Hütte. Selbst ein Hundebett steht zur Verfügung – für Caninophile. Die Angaben der Hüttenwart-Familie sind aber klar: «Maximal ein Hund pro Nacht (unbedingt anmelden!)».
7. Sägistalsee: Der Unscheinbare
Einen schweren Stand hat der Sägistalsee im Kanton Bern oberhalb des Brienzersees auf knapp 2000 Metern. Im Vergleich zu seinem grossen Nachbar ist er klein. Nicht einmal annähernd so türkis. Schlicht unscheinbar.
Und doch einen Abstecher wert. Ausserdem haftet dem Ort etwas Mysteriöses an. Die Geschichte ist fast schon ein Krimi.
Im Sommer 2017 lebte der Senn Erwin Ramsauer am See. Seine Gefährten: 86 Rinder. Ein Reporter des «Schweizer Bauer» ging vorbei, machte ein Interview. Ramsauer lobte den Ort und das Yanusköpfige an der Region. Er sprach vom «Kuhhimmel und der Knechtenhölle».
Zwei Monate später verschwand Ramsauer. Spurlos. Er stieg auf zur Männdlenhütte. In Gummistiefeln machte er sich auf den Heimweg und wurde seither nie mehr gesehen. Vier Tage lang suchten Rettungsflugwacht, Kantonspolizei und andere die Region ab.
Ohne Ergebnis. Im Uferbereich des Sägistalsees gibt es nun einen Gedenkstein für den Verschollenen.
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Zur AnmeldungBergseen Schweiz: Fehlt Dir etwas?
Jetzt könnte es natürlich sein, dass Du als Bergsee-Liebhaberin oder als Bergsee-Versteher findest, dass man das Septett in diesem Artikel unbedingtestens ergänzen müsste. Um einen weiteren See in den Schweizer Alpen, eine zusätzliche Wanderung, einen Geheimtipp vielleicht sogar.
Wenn das so sein sollte, wollen sich weder Gastautor noch Internaut kritisiert fühlen. Was sie wollen: Von Dir hören, welcher wunderschöne oder mindestens schöne alpine See noch fehlt, um Dich und uns alle noch glücklicher zu machen.
*Nun könnte diese Bergsee-Story in Dir die Lust geweckt haben, dort in der warmen Jahreszeit baden zu gehen. Verständlich. Ob und wie die einzelnen Seen und deren Badis geöffnet sind und wie warm das Wasser ist, lässt sich am besten auf der Website von Badi-Info herausfinden.
… und nicht vergessen :
– der Bachalpsee (Bachsee)
– der Cavlocciosee
– die Jöriseen
Dankesehr für den Hinweis! Dann wären also schon wieder drei Staycation-Ausflugstage mehr gebucht. Happy Hinicht, Gruss, -der Internaut-
Der Schwarzsee FR ist ein sehr beliebtes Sommerziel….
herzlicher Gruss, Susi
Danke liebe Susi. Dann hätten wir also nach dem Lago Nero schon den zweiten «schwarzen» Beitrag. Happy Hinicht, guter Gruss, -der Internaut-
Na, da hat die werte Leserschaft hat wohl noch viele persönliche Favoriten auf Lager – der Iseli Marc konnt ja gar nicht alles abklappern… Der Lagh da Val Viola im Puschlav gehört jedenfalls in die (wachsende) Shortlist 🙂
Tatsächlich, die Liste wird immer länger. Die Internaut-Crowd ist fantastisch. Danke auch für den Lagh da Val Viola, ein Leckerbissen für jede Staycation, Gruss, -der Internaut-
Genau waren heute da-einer der schönsten Wanderungen mit demsaoseo
Tolle Liste, aber da fehlen schon noch paar meiner Favoriten – zum Beispiel der Gräppelensee, der Talalpsee, der Sämtisersee…
Ah, der Gräppelensee – Toggenburg rules. Danke für Deinen Input. Ist halt so, dass ich meine Listicals oft auf die magische Zahl 7 einschränke. Aber Du hast ein hübsches Trio nachgereicht, grand Merci und schöner Gruss, -der Internaut-
… und wenn wir schon am Aufzählen sind –
… reiche noch zwei weitere besuchenswerte Alpenseelein nach :
– der Wildsee am Pizol SG
– das Sewenseeli am Fürstein OW
Danke fürs Nachreichen! Das wird hier ja langsam eine richtige Bergsee-Versammlung. I like.
Schöner Beitrag. Leider fehlt einer der allerschönste Bergseen, der Cavlocciasee oberhalb von Maloja. Und im Engadin gäbe es noch andere tolle Seen, auch solche zum Baden: der Stazersee, der Lej Nair oberhalb des Lej Marsch bei St.Moritz.
Danke Stephan. Ah, das Engadin, da sind jetzt doch schon einige Tipps zusammengekommen. Prächtige Bergseen! Und noch prächtigere Internaut-Community!
Danke für die Liste, der Sommer in der Schweiz ist gerettet! 🙂 Ich habe mich grad letztes Wochenende in den Partnunsee im Prättigau verliebt! Und wenn wir von Spiegelungen sprechen: Der Panixersee in der Surselva hat mich auch beeindruckt – zwar ein Stausee, aber trotzdem…
Hallo Iris, merci fürs Feedback und danke für Deine Tipps!
Wow wunderschön die Berner Alpen. Auch eine Freundin hat mir von einem Parkhotel in Berner Oberland berichtet. Soll sehr schön für Wanderungen sein. 😀
Danke fürs Feedback. Handelt es sich bei der Freundin-Empfehlung eventuell um ein Hotel in Adelboden?