Aromat mitnehmen in die Ferien – ein Klischee? Nein, sagt Romy Murschetz. Und erklärt, warum sie (fast) keine Reise ohne die gelbe Dose antritt.
Selten haben mich zu einem Beitrag so viele Reaktionen erreicht wie zum Thema, woran man Schweizer Touristen im Ausland auf Reisen erkennt.
Viele lasen den Internaut-Artikel «Typisch Schweiz» mit einem Schmunzeln, manche füllten die Kommentarspalte mit neuen Einsichten – und einige arbeiteten sich beim Thema der Lebensmittel an einem Detail ab: Hey Internaut, also das mit dem Aromat ist doch bloss ein Klischee!
Swissness-Merkmal Aromat – es stimmt eben doch!
Das konnte ich so nicht auf mir sitzen lassen. Und ging dem Thema der ambivalenten Schweizer Beziehung zur nationalen Universalwürzmittel nach. Mit diesem Forschungsschwerpunkt: Gibt es wirklich Menschen schweizerischer Herkunft, welche diesen Gewürz-Klassiker immer mitnehmen auf die Reise? Und sogar mit aller Welt über ihren Umgang mit diesem vermeintlich so typischen Swissness-Erkennungszeichen reden würden?
Meine Suche war erfolgreich. Bald schon traf ich eine begeisterte Vielreiserin, die mir bezüglich Kultgewürz ins Notizbuch diktierte: «Aromat auf Reisen – bei mir auf jedem Trip im Gepäck!»
Aromat, verstreut über die ganze Welt
Und nicht nur das: Die Austro-Schweizerin, mit der ich im alten Jahrtausend eine Zeit lang beim gleichen Arbeitgeber aktiv war, spricht offen über ihre Gewürz-Gefühle.
Aber gehen wir nun in medias res: Zuerst ein paar kurze Worte zur Dame, die ebenso gerne reist wie kocht und würzt und isst – und danach ein paar grosse Worte zum globalen Impact der sagenhaften Schweizer Streuwürze.
Sie war auf Sansibar und auf Mallorca, in Indien und England. Sie reiste nach Ibiza und Kreta, nach Kroatien, in die Toscana und immer wieder nach felix Austria: Romana «Romy» Murschetz, 65, erkundet die Welt fürs Leben gern.
Die Schweizerin, die ursprünglich aus der österreichischen Steiermark stammt, mag auf schönen Reisen gutes und schmackhaftes Essen. Und hier kommt nun, man ahnt es, das klassische Schweizer Würzmittel in der gelben Dose ins Spiel.
Romy, Aromat und Du – das ist eine ziemlich grosse Love-Story. Seit wie vielen Jahren nimmst Du das gelbe Universalwürzmittel mit auf Reisen?
Sicher schon seit 30 Jahren.
Legst Du das Schweizer Gewürz ins Gepäck, weil Du den Lebensmitteln und der Küche im Ausland nicht traust?
Nein, überhaupt nicht. Gutes Olivenöl und guten Essig findet man in sehr vielen Ländern der Welt. Aber beim Gewürz habe ich gerne meine eigene Menage mit dabei. Aus Vertrautheit und aus Sicherheit.
Eine ganze Menage also? Was reist denn da so mit?
Salz, Pfeffer, Chillischoten und ein Fleischgewürz. Den anteilsmässig grössten Teil meiner Ferienbox macht aber Aromat aus.
Wie zahlreich ist das Gelbpulver im Reisegepäck vertreten?
In vierfacher Form: Eine grosse Dose, zwei kleine Döschen, ein Nachfüllpack.
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Zur AnmeldungDer «Tages-Anzeiger» hat zum nationalen Würzmittel mal so getitelt: «Gelb gewürzt ist halb gekocht». Siehst Du das auch so?
Sorry, aber das ist mir nun doch etwas zu weit hergeholt.
Was ist denn für Dich der kulinarische Zauber, den Aromat entfaltet?
Als Gewürz ist es einfach ein Tausendsassa. Ob für Salat oder aufs Frühstücksei, zu Champignons oder auch für Saucen – das salzige Schweizer Pulvergewürz bringt in jedes Gericht eine Allrounder-Note hinein.
«In ein Restaurant würde ich mein Aromat niemals mitnehmen. Das wäre unfair gegenüber der Küchenbrigade.»
Könnte man sagen, dass Aromat jede Mahlzeit, und sei sie noch so exotisch, quasi ein Stück weit neutralisiert?
Das kann ich so stehen lassen.
Kannst Du es auch stehen lassen, wenn andere Leute Dich für Deine Schweizer Würz-Kultur bünzlig finden?
Wenn Aromat mitnehmen bünzlig sein soll, dann ist es halt so. Für mich ist es einfach eine gewisse Vorsichstsmassnahme, die jedes Gericht gelingsicher macht. Mit einer Ausnahme.
Welche Ausnahme?
In ein Restaurant würde ich mein Aromat niemals mitnehmen. Weder in der Schweiz noch im Ausland. Weil das gegenüber der Küchenbrigade respektlos wäre.
Wo kommt Deine Menage denn zum grossen Auftritt?
Aromat & Co spielen für mich vor allem dann eine Rolle, wenn ich in den Ferien selber koche. Weil wir oft in Ferienwohnungen residieren, ist das praktisch immer der Fall. Ferienwohnung und Aromat – das gehört für mich untrennbar zusammen.
Kennst Du andere Leute, welche die gelb-rote Dose ebenfalls mit dabei haben im Reisegepäck?
Ich weiss, dass Aromat eine grosse Reise-Fangemeinschaft hat. Wir sind viele. Auch wenn das längst nicht alle zugeben wollen.
Das «gelbe Gold der Schweiz»
Manche nennen es «das gelbe Zeug», andere das «gelbe Gold der Schweiz». Fest steht: Die Marke Aromat ist eine Swiss Made Innovation: 1953 erfand der Schweizer Koch Walter Obrist die aromatische Streuwürze, die ihre gelbe Farbe durch Kurkumalpulver erhält. Für viele Menschen verkörpert die gelbe Dose mit der roten Knorrli-Figur ein Stück Schweizer Heimat.
Das Universalwürzmittel ist eine Marke des Herstellers Knorr, der zum britischen Konzern Unilever gehört. Was das Produkt unter anderem beliebt und einfach in der Anwendung macht, ist der Geschmacksverstärker Glutamat. Das Lieblings-Gewürzdöschen der Schweizerinnen und Schweizer ruft immer wieder Konkurrenz auf den Plan. Nachahmerprodukte wie Mirador (Migros) und Fondor versuchen bis heute, dem Klassiker Marktanteile abzujagen. Mit mässigem Erfolg. Das Original blieb stets am populärsten.
Auf dem Markt existieren neben der Marke Aromat auch Kopien wie Fondor oder Mirador von der Migros. Ein kostengünstiger Ersatz – oder eher nichts für Dich?
Tatsächlich habe ich auch schon mal eine Kopie probiert.
Mit welchem Resultat?
Es gibt geschmacklich einen Unterschied. Ich bleibe definitiv beim Original.
Woran erkennst Du selbst eigentlich Schweizer Touristen im Ausland?
Das mit dem Aromat ist natürlich schon mal ein ziemlich sicherer Wert. Es gibt für mich aber auch etwas, das quasi für eine 100-Prozent-Schweiz-Garantie steht.
Und was ist das?
Wenn jemand neben dem Aromat auch noch ein Maggi-Fläschen mit dabei hat.
Führst Du Maggi mit in Deiner Menage?
Nein. Maggi kommt oft bei Suppengerichten zur Anwendung. Weil ich selber unterwegs keine grosse Suppenköchin bin, finden sich in meinem Reisegepäck weder Maggi-Flüssigwürze noch Maggi-Würfel.
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