Benvenuto Mailand! Wir besuchen das charmant-romantische Kanalviertel Milano Navigli und bummeln der Via Vigevano entlang. Inbegriffen: Ein Hauch Marco Polo.
Ja, der Duomo, der Corso Como, die pompösen Einkaufspassagen: Das sind die üblichen Attraktionen in Milano. Und ja, die sollte man tatsächlich nicht verpassen.
Aber unsere Starke Strecke in Mailand verorten wir abseits von Mailands City und dem Centro Storico. Dort nämlich, wo sich die Stadt als Klein Venedig zeigt, durchzogen von künstlichen Wasserstrassen: In Milano Navigli.
Milano Navigli: Den Kanal gibts zum Dessert
Und auch in diesem Mailänder Viertel wählen wir unseren eigenen Weg. Wenn alle anderen links gehen, geht der Internaut rechts. Und umgekehrt. Immer mit der Absicht, dem grossen Menschenstrom auszuweichen.
Für das Navigli-Viertel heisst das: Wenn die Menschenmassen in Mailand von der Porta Ticinese her links zum Naviglio Grande einbiegen, halte ich mich rechts. Und betrete die Via Vigevano. Den Kanal gibt’s als Dolce, zum Dessert. Versprochen.
Milano Navigli: Die Video-Vorspeise
Stil ist allgegenwärtig in Mailand. Nicht nur in den schicken Vierteln, sondern auch im nicht ganz so herausgeputzten Quartier um den grossen Kanal.
Retro-Tams: Immer noch schick in Fahrt im Milano Navigli
Was mir ins Auge gestochen ist: Der Retro-Style der Trams.
Die hübschen Dinger tun uns für diese Starke Strecke Mailand sogar einen Gefallen: Sie fahren die Via Vigevano komplett ab.

Definitiv eine neuere Erscheinung als die Trams ist der asiatische Touch an der Via Vigevano. Nicht immer gern gesehen von allen Einheimischen, aber eben doch eine Realität heute, nicht nur in Italien. Restaurants jeglicher asiatischer Couleur säumen die Strasse.
Natürlich gibt es an der Via Vigevano auch herzhafte Pasta-Adressen sowie jene Gaststuben, wo norditalienische Kost Trumpf ist. Aber grundsätzlich gilt: Italien geht hier mit Asien Hand in Hand. Es ist ein wenig so, wie wenn der berühmte italienische Asien-Entdecker Marco Polo einige Souvenirs nach Mailand gebracht hätte.
Noch mehr coole Strassen
Der Internaut ist in Grossstädten unterwegs und findet Strassen, die Spass machen zum Essen, Trinken, Shoppen. Strassen, die nicht globalisiert sind – sondern von lokalen und regionalen Angeboten leben.
Mehr erfahrenAnders als andere grosse europäische Städte kann Mailand keinen grossen Fluss bieten. Dafür aber künstliche Wasserwege im Viertel Navigli. Das Wasser kommt aus dem Hinterland der Lombardei.
Flüsse wie Po und Adda, Ticino und Lambro sind so verbunden mit Mailand, auch wenn man das selten genug sieht unter Asphalt und Beton. Aber genug geplaudert jetzt. Nun stechen wir hinein in die erste Starke Strecke aus Mailand, in die Via Vigevano!

Mailands Klein Venedig, Milano Navigli: Ein Kaffeehalt
Ich empfehle einen ersten Halt an der Strassennummer uno. Hier im Caffè Napoli schlürfst Du den Espresso so, wie es alle Eingeborenen und Zugezogenen in Mailand machen: An der Bar und in einem Schluck.
Die lokale Kette hat ihre Ableger über die ganze Stadt verteilt, immer im gleichen Look. Warum es sich lohnt, auch mal auf den Boden zu schauen, wirst Du gleich noch erfahren. In an instant.
Ein Shop im Navigli-Viertel

Riesig ist die Auswahl nicht. Aber was im Gestell steht bei Taglio, edelt jede Küche. Reis, Speiseöl, Sardellen im Glas, Sugo. Manchmal muss man etwas warten mit Bezahlen, weil es an der Theke zu Stau kommt. Nicht weiter schlimm: Am schönsten wartet es sich im wunderbaren Lokal von Taglio. Zum Beispiel bei einem Kaffee.
Würde es jemand wundern, wenn aus einem Kaffee noch ein zweiter und dritter würde? Mich jedenfalls nicht. Weil es mir genau so ging in meiner Geschichte an dieser Strasse.
Und noch ein Laden

Ist eine Brille eine Sehhilfe? Nun ja, sicher doch. Aber natürlich ist eine Brille mehr als das, sie ist ein modisches Accessoire. Sehr stark wird diesem Gedanken beim Optiker I see Art Glasses nachgelebt.
Das beginnt schon vor Eintritt im Laden: Im Schaufenster werden recht plakativ die wichtigsten Liftestyle-Figuren gezeigt – und welche Brille zu welcher Lebensart passt.
Zwei Mitbringsel aus Mailand-Navigli

Wir teilen fair auf, also fifty-fifty. Einmal asiatisch, einmal italienisch. Auf der asiatischen Seite fahren wir im Stadtviertel Navigli gut mit einem Dutzend hübsch eingepackter Bleistifte, made in Vietnam.
Gesehen für sieben Euro dort, wo wir noch einen Drink heben werden: Bei Tenoha.

Die Mitbringsel-Italianità pflegen wir mit einem Klassiker: Mit einem Olio extra Vergine, für fünf Euro eingetütet bei Taglio (dort haben wir Kaffee getrunken, als wir warten durften).
Weil dieses Mailänder Viertel nicht zu den geputzteren und gepützelteren (und also teureren) Ecken der Stadt gehört, kann sich hier bezüglich Läden, Bars und Restaurants noch einiges entfalten, was sonst überrollt würde vom Mammon.
Eine Mahlzeit im Klein Venedig von Mailand
Ich habe da und dort nachgefragt im Navigli-Viertel. «Wo würdet ihr mich hinschicken, wenn mir Pasta wichtig ist? Also wirklich wichtig?» Die Antwort war immer die gleiche: «Geh ins Sabbia d’Oro». Was übersetzt «Goldsand» heisst, scheint der Pasta-Goldstandard zu sein an dieser Strasse. Also ging ich hin.
Zwar fehlt mir der Vergleich zu den etwa zehn weiteren Italienern an dieser Starken Strecke. Aber ich kann sagen: Es war sehr lecker im Goldsand. Die Pasta mit Biss, die Tomatensauce so intensiv tomatig, wie man das nördlich des Gotthards selten erleben kann. Viele italienische Gäste in diesem klassischen Lokal – das ist immer ein Gütezeichen.
Andererseits kennt man aber auch das fremde Volk und drückt ein Auge zu, wenn ein Nordländer eine Pasta-Vorspeise als Hauptgang wünscht.
Etwas lockerer, aber ebenso fein: Nur acht Strassennummern weiter, an Mailands Via Vigevano numero otto: Unkomplizierter und herzlicher Pasta-Plausch im Le Striatelle di Nonna Mafalda.
Ein Drink in Milano Navigli

Jetzt ist ein Häppchen Asiatika angesagt. Tenoha nennt sich ein neuer japanischer Concept Store an der Via Vigevano. Dazu gehört auch ein Cafe mit einem lauschigen Gärtchen. Wer dort Pause macht, macht nichts falsch.
Wer es etwas aufgeregter mag, fährt gut, wenn er von der Via Vigevano her in die Via Corsico einbiegt. Dieses Seitensträsschen führt zum grossen Kanal hinunter und ist bestückt mit einer ganzen Reihe von Kneipen und Bars. Navigli Feeling pur.
Hotels in Milano Navigli: 3 Tipps
Wer sich seine Unterkunft im Mailänder Stadtviertel Porta Ticinese ganz in der Nähe des Naviglio Grande wünscht, liegt mit dem Hotel Maison Borella, einem Gebäude aus dem 18. Jahrhundert, richtig.
Etwas weiter entfernt, sehr quirlig ausgestattet und mitten im Mailänder Stadtteil Zona Tortona gelegen: Das Hotel Nhow, das in seiner Einrichtung das Thema Design in vielen Spielarten aufgreift.
Ein paar Tramstationen weg vom Kanal befindet sich das Hotel Ca’Bianco. Ein Haus, das wie ein Ferien-Resort anmutet. Es liegt mitten in einer grossen Gartenanlage.
Ein Instagram-Moment im Navigli-Viertel

Im Caffè Napoli, es wurde eingangs erwähnt, lässt sich hervorragend Kaffee trinken. Eine weitere grosse Attraktion ist der Boden. Jedes Lokal dieser kleinen Mailänder Gruppe tritt mit dem gleichen intensiv rot-violetten Bodenmuster auf.
Selbst wer nur ein schwach entwickeltes Foto-Auge hat, merkt sofort: Das ist ein Hingucker.
Milano Navigli, Via Vigevano: Die Anreise
Ab Bahnhof Milano Centrale ist die Via Vigevano am besten per U-Bahn erreichbar. Mit der Metro Nummero 2 dauert das bis zur Station Porta Genova etwa 20 Minuten. Wenn Du etwas Zeit hast: Hier kommen 7 Tipps für die Erkundung der Gegend um den Bahnhof Milano Centrale.
Aber zurück zur Navigli Navigation: Natürlich kann man vom Bahnhof Porta Genova aus auch zunächst dem Kanal entlang spazieren und dann auf dieser Tour mit einer scharfen Kehre auf die Via Vigevano einschwenken.
Milano Navigli: Sehenswürdigkeiten in Gehdistanz
Für einmal beschränke ich mich auf einen starken Ort. Denjenigen nämlich, den wir zu Beginn links liegen gelassen haben: Den Naviglio Grande, den grossen Kanal. Es ist der Ort, wo Milano zu einem Mini-Vendig wird.
Der Kanal ist eines der letzten Überbleibsel einer Zeit, da die Stadt ein grosses Netz befahrbarer Wasserwege aufwies. Die meisten Kanäle wurden in der Vergangenheit zugeschüttet; die Geschichte eines Viertels der neuen Gottheit Macchina geopfert. Du weisst schon: Den Autos.

Links und rechts des Mailänder Kanals reiht sich Restaurant an Restaurant. Vor allem an Sommerabenden ist das Gebiet Navigli sehr beliebt; halb Milano und gefühlt halb Europa (plus China) drängt sich dem Wasser entlang.
Wer Getümmel mag, ist hier goldrichtig. Wer das nicht so mag, besucht die Kanäle Mailands besser zu Randzeiten. Für Jogger und Frühaufsteher generell ist der Morgen eine wunderbare Tageszeit. Die Brücken sind frei, die Ufer leicht zu passieren.

Schön und sehr relaxed fürs Frühstück ist das Ristorante Bond Milano gleich am Kanal. Wenn Du auf der Via Vegevano in Richtung Bahnhof Porta Genova gehst, dann links in die Via Casale zum Kanal runter einbiegst und über die erste Brücke gehst, dann wartet das Bond Milano just dort auf Dich.
Übrigens findet immer am letzten Sonntag des Monats ein hübscher Antiquitätenmarkt am Naviglio Grande statt. Aber check für solche Touren und Aktivitäten sicherheitshalber vorher in der Navigli Agenda.
Ganz in der Nähe unserer Mailänder Starken Strecke befindet sich das Darsena Hafenbecken. Ebenfalls ein beliebter Ort für den Corso am Abend oder eine kleine Tour durch die Nacht.

Der Vollständigkeit halber seien hier auch noch die weiteren Kanäle erwähnt, die Mailands Navigli-Viertel bewässern. Neben dem Naviglio Grande sind das Canale Muzza, Naviglio Pavese, Naviglio Martesana, Naviglio di Paderno und Naviglio di Bereguardo. Ein ganzes System von Kanälen also, die allesamt eine Entdeckung lohnen.
Und wenn Du schon mal in dieser Gegend von Mailand bist: Gleich hinter der Porta Genova befindet sich eine weitere Starke Strecke Milano: Die Zona Tortona.
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Zur AnmeldungVermute ich richtig, dass es Dir Norditalien angetan hat?
Dann ist es ziemlich sicher so, dass Dir auch die Starke Strecke Como am Comer See gefallen wird.
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Alle lieben das bel paese. Auch der Internaut reist immer wieder gern nach Italien. Hier gibt es mehr Blogposts aus dem Land, wo die Zitronen blühen. Italia, ti amo!
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Danke Andreas, ein schönes Stimmungsbild, das für einen Ausflug motiviert. Ich habe die heimliche Hauptstadt Italiens auf meinen gefühlten 50 Italienreisen immer nur als Durchgangsbahnhof oder auf dem Umfahrungsring erlebt.
Hallo Claude und grazie für Deinen Kommentar. Ich denke, dass ich dir schon bald zusätzliches Futter geben werde pro Milano! Ca im Februar werde ich nochmals hinreisen. Es gibt da ein Strässli oder zwei, die mich reizt/reizen!