Kleiderbügel mit Diebstahlsicherung machen mich wahnsinnig. Warum hält sich diese Unsitte in so vielen Hotels? Eine Anklageschrift in drei Punkten.
Das Grauen kommt mit vielen Namen. Als häufigste Bezeichnung wird verwendet: Hotel-Kleiderbügel mit Diebstahlsicherung.
Ferner ist der Horror im Hotelschrank als «Hotelbügel gewinkelt mit vermessingtem Haken» bekannt. Oder als «Spezial-Kleiderbügel mit Stift». Die Angelsachsen sagen «Anti-Theft Hotel Hangers». Was es auch nicht besser macht.
Hotel-Kleiderbügel mit Stift – wir müssen reden
Bevor ich zur Anklageschrift in der Causa der fixierten Kleiderbügel schreite, möchte ich per Präambel festhalten: Ich mag Hotels. Ich bin in aller Regel ein friedlicher Hotelgast und kann Fehler bei Angebot und Service verzeihen.
Aber wenn ich einer ganz bestimmten Sorte von Kleiderbügeln in meinem Zimmer begegne, mutiere ich zum Hotel-Wutbürger. Die Dinger verbreiten Horror auf Reisen, der diebstahlsichere Hotelbügel ist für mich der Darth Vader im Hotelschrank, das böseste Stück Holz im Hotelzimmer.
Ich möchte gerne wissen, was andere Erdenbürgerinnen und -bürger darüber denken. Kurz: Wir müssen endlich mal reden über die Dysfunktion an der Kleiderstange.
Hotelbügel mit Diebstahlschutz: Erster Anklagepunkt
Zuerst einmal machen mich diese Bügel sauer, weil sie mir als Misstrauensvotum seitens des Hoteliers aufs Auge (und in den Schrank) gedrückt werden. Die Message: Lieber Gast, Du bist wahrscheinlich ein Dieb und willst den Kleiderbügel klauen. Nimm diese Dinger ja nicht mit. Zuhause nützen sie Dir so eh nichts. Ätsch!
Habe ich schon mal was mitgehen lassen im Hotel? Ich gestehe: ja. Mal ein Duftmüsterli, ein Nähset oder eine der ollen (und unglaublich nützlichen) Duschhauben aus dem Badezimmer. Aber sonst lasse ich die Hotelausstattung so zurück, wie ich sie beim Betreten des Hotelzimmers vorgefunden habe, Stück für Stück.
Einen Kleiderbügel (ob mit oder ohne Rockeinkerbung) würde ich nie mitgehen lassen. Die Ikea-Dinger bei mir zu Hause (Modell Spruttig, CHF 2.75 Schweizer Franken pro Stück im Zehnerpack, EUR 2.88) tun ihren Dienst optimal. Merci, kein Klau-Bedarf. Dafür wär mir jedes Plätzli im Koffer zu schade. Mit solchen Kleiderbügeln verbinde ich Null Diebstahl-Phantasie. Zero.
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Zur AnmeldungAls ich im Hochsommer 2023 auf meiner Facebook-Seite eine kleine Diskussion zum Thema losgetreten hatte, waren die Inputs zahlreich. Alle kennen den Horror im Hotelschrank. Alle hassen den Antidiebstahl-Bügel.
Eine (weibliche) Person ging gar so weit, den nackten hässlichen dünnen Stift des Steck-Bügels als Mahnmal des ausgestreckten Mittelfingers des Hoteliers zu interpretieren. Kann man so sehen. Ziemlich hart. Aber leider auch ziemlich wahr.
Anti Theft Hotel Hanger: Zweiter Anklagepunkt
Diese kranke Sorte der fixierten Hotelkleiderbügel signalisiert seitens des Gastgebers nicht nur Geiz und eine Schuldsvermutung – sie ist auch total mühsam im Handling.
Vor allem dann, wenn das Licht im Schrank (so überhaupt vorhanden) schlecht ist.
«Dieser Steckstift ist die Schreckschraube im Hotelzimmer.»
Der Internaut
Es ärgert mich jedesmal aufs Neue, wenn ich ein Hemd oder einen Mantel an einen der rigid eingeklinkten Bügel in der tumb aufgereihten Kolonne aufhängen möchte.
Oder, falls ich mir erlaubt habe, einen Bügel rauszunehmen, den elenden Steckstift wieder in die metallene Öffnung einzupassen. Hotelier, give me a break!
Darf ich an dieser Stelle kurz mit dieser Bewertung zur Zimmerausstatung zwischenbilanzieren: Dieser Steckstift ist die Schreckschraube im Hotelzimmer.
Horror im Hotelschrank: Dritter Anklagepunkt
Dass der Hotelier mich (und alle anderen Gäste) mit diesen Bügeln unter Diebstahl-Generalverdacht stellt, ist ja schon eine Beleidigung per se.
Aber auch eine Bevormundung: Vielleicht möchte ich mein Hemd oder meine Jacke ja gerne auf dem Balkon oder am Fenster aufhängen. Oder im Badezimmer platzieren, wo der Dusch-Dampf Falten glätten soll.
Mit diesen Steck-Bügeln geht das aber nicht.
Konklusio: Alleine der Gastgeber bestimmt, wo ich meine Kleider gefälligst aufzuhängen habe: Im Schrank – und nirgends sonst, Du potenzieller Hotelkleiderbügeldieb, Du!
Kleiderbügel mit Steck-Stift: Vor allem in guten Hotels
Nun könnte man denken, dass man dieser Hotelbügel-Seuche vor allem in billigen Hotels begegnen würde, wo ein seelenloser Erbsenzähler in seinem Kämmerchen hinter der Rezeption in kranker Hingabe die Kosten (und das Gäste-Erlebnis) stranguliert.
Aber weit gefehlt. Auf meinen Städtetrips nächtige ich oft in Zweistern-Häusern – und dort bin ich dieser hängenden Beleidigung der Hotelausstattung noch nicht begegnet.
Nicht einmal im Hans Brinker Hostel in Amsterdam, lange Zeit bekannt als das «schlechteste Hotel der Welt», habe ich – wenn ich mich recht erinnere – solchen Hotel-Hanger-Hate erlebt.
Dafür aber letzten Herbst in einem (sehr geschmackvoll eingerichteten) 4-Stern-Hotel an der Costa Brava und dieses Jahr in einem (ansonsten sehr angenehmen) 4-Stern-Stadthotel in Berlin oder jüngst im ganz passablen 3-Stern-Haus in Griechenland. Namen? Nenne ich bis zur Hauptverhandlung noch keine.
Horror im Hotelschrank: Ein First World Problem?
Nun könnte man angesichts all der Herausforderungen auf unserem Erdenrund spotten, dass hier ein wohlstandsverwahrloster Geck über ein Problem ätzt, das ja eher eine Petitesse ist im Vergleich zu allen anderen Dingen, die schief gehen auf diesem Planeten.
Ein sogenanntes First World Problem, ein Luxus-Problemli. Ein Detail. Und ja, das ist wohl auch nicht ganz falsch.
Hotel-Kleiderbügel des Grauens: Repliken, bitteschön!
Ärgern tut es mich trotzdem. Weil sich Gastgebertum nun auch mal im Umgang mit Details zeigt. Und schliesslich bezahle ich für diese Hotelzimmer First-World-Preise. Da möchte ich mich wohl fühlen. Und nicht von Beginn weg als Dieb.
Jetzt bin ich (fürs erste) fertig mit meiner Anklageschrift. Ich bügle ab. Und bin gespannt auf die Repliken.
Braucht es eine Steckstift-Triggerwarnung auf der Website des Hotels? Muss Brüssel eine EU-Hotelbügel-Richtlinie lancieren? Würde eine rituelle Hotelkleiderbügelverbrennung helfen, Aufmerksamkeit für dieses Leidensthema zu erzeugen? Ich zähle auf die Ideen der Internaut-Community.
Bis dahin bleibe ich tapfer und murmle zum Abschied leise das, was ich auch mir selber immer sage, wenn mich der Hotel-Wutbürger zu überkommen droht: Hang loose, bleib locker.
Rectissime dixisti !
Ave René Edward, dankeschön für Mitgefühl und Zustimmung. Gruss, -andreas aka der Internaut-
Warum nicht bei einer Sanierung oder Renovation aus alten Hotel Möbeln Recyling Kleiderbügel fertigen, diese mit dem Hotel Logo versehen, draufschreiben was der Kleiderbügel in seinem vorherigen “ Leben“ war und sich über den eingesparten Werbefranken freuen, wenn diese Bügel von den Gästen fleissig mitgenommen werden und sie jahrein jahraus an die schönen Erlebnisse im Hotel erinnern. Oft wird ja mit diesen Kleiderbügeln noch angegeben weil man zeigen will in welch schönem Haus man logiert hat, und hängt den mitgenommen Bügel an die Garderobe wo er dann seinen Werbeeffekt noch vervielfacht.
Ich teile Deinen Ärger voll und ganz!!! In Mode wäre ja gerade das Kleben: Bügelstift und Einhängevorrichtung auf einer Seite dicht an dicht festkleben, sorgt für eine maximale Reklamationsquote. Oder den Bügel als Zierde in die Schranktüre kleben (je nach Wunsch innen oder aussen). Oder: Alle Bügel aushängen und verstecken. Sorgt für Ärger, aber man macht sich keines Verbrechens schuldig.
Wenn mir noch mehr einfällt, melde ich mich nochmals.
Gruss, Inge
Oha, kommen jetzt nach den KlimakleberInnen auch noch die KleiderbügelkleberInnen? Gruss, -andreas aka der Internaut-
Also, wenn das mal keine bi-ba-bäumige Idee ist! Grazie Walter, guter Gruss, -andreas aka der Internaut-
Lieber Internaut
Als alter „Hotelfuchs“ muss ich trotz Verständnis für dein Problem eine Erklärung abgeben!
Du erzählst selber vom „kongress-Bügeln“ wie Hoteliers das nennen.
100 Gäste kommen zu Kongress, hängen ihre Hemden und Anzüge ins Badezimmer und lassen die Dusche auf heissester Stufe laufen… der Dampf glättet die Kleider, das Badezimmer ist klatschnass und die Schimmelbildung wird ganz toll gefördert. Der Wasserverbrauch und der Energieverbrauch sind enorm… die Umwelt wird dadurch enorm belastet. Mit dem Stiftbügel ist das nicht möglich.
Erziehung durch die Hintertür!!!!!
Gruss, dein Erklärbär.
Hallo Beat, hab vielen Dank für Deinen interessanten Kommentar, der ein ganz neues Feld beleuchtet . Kann ich schon verstehen, die Dampf-Schimmel-Sache. Dass aber wegen ein paar «Kongress-Büglern» alle anderen unter den rigiden Kleiderbügeln leiden müssen, gefällt mir trotzdem nicht. Was mir aber sehr gefällt: Dass Du mir (und vielen anderen) mit «Kongress-Bügeln» ein neues Wort schenkst. Merci bien, gäll! Gruss, -andreas aka der Internaut-