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Home 9 Tourismus 9 Facebook Libra: Was Zuckerbergs Digitalwährung der Reisewelt bringt

Facebook Libra: Was Zuckerbergs Digitalwährung der Reisewelt bringt

Datum

19. Juni 2019

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Home 9 Tourismus 9 Facebook Libra: Was Zuckerbergs Digitalwährung der Reisewelt bringt

Facebook will eine virtuelle Weltwährung lancieren. Wenn das Vorhaben Facebook Libra gelingt, wird das den Umgang mit Geld auf Reisen nicht nur verändern und vereinfachen. Sondern auch verbessern.

An Facebook regt mich eine ganze Menge auf. Beispielsweise die ewigen Datenskandale, welche die Firma von Mark Zuckerberg  (im Folgenden «Zuck» genannt) produziert.

Und natürlich auch, wie über diese Plattform öfters Fake-News in die Welt hinaus hyperventiliert werden.

Facebook Libra und FF

Zusätzlich beschäftigt es mich, wie eine einzige Firma quasi die gesamte Deutungshoheit der sozialen Medien der (westlichen) Welt bündelt. Immerhin gehören auch WhatApp, Messenger und Instagram zum FF.

FF? Ja genau: Fürstentum Facebook.

Trotz täglichem Ärger noch nicht aus der Kirche Facebook ausgetreten

Was mich auf einer Mikro-Ebene zudem gefährlich nahe an die Grenze zum Irrsinn bringt: Die kleinen roten Benachrichtigungszeichen (Zuck nennt das «notification badges», was es auch nicht besser macht), diese giftigen Zahlenzeicheli also, die immer auf meiner Facebook-App auftauche. Und die ich oft nicht wegbringe.

Trotzdem bin ich noch nicht ausgetreten aus der Kirche. Ja, auch damit meine ich Facebook. Immerhin soll das weltumspannende Netzwerk mehr Mitglieder haben als das gesamte Christentum dieses Planeten

Heute aber lobe ich Facebook einmal. Weil Zuck etwas plant, das mich elektrisiert: Eine Weltwährung. Digitales Geld also, das sich User gegenseitig hin- und herschicken können.

Facebook Libra liberalisiert den Zahlungsverkehr. Oder verspricht es mindestens

«Libra» heisst diese Währung, die nächstes Jahr Realität werden soll. Warum dieses Währungsprojekt den Internauten derart fesselt, packt und beseelt? Weil Libra nicht nur die Art des Bankings grundlegend beeinflussen kann – sondern auch die Art, wie wir mit Zahlungsmitteln und Geld auf unseren Reisen umgehen werden.  

Klar, es gibt heute schon Länder oder Weltgegenden – etwa China mit WeChat oder Ostafrika mit M-Pesa – wo Geldüberweisungen zwischen irgendwelchen Menschen per Smartphone gut klappen.

Aber wenn das über Facebook mit einer eigenen Währung zum Standard werden sollte, sind auf Anhieb über zwei Milliarden Menschen Teil des Systems – und das ist natürlich schon ausserordentlich.

Reisefirmen dabei in der Libra Association

Immerhin zeigt ein kurzer Überblick aller 29 Firmen, die sich zur Libra Association gefunden haben, dass hier einige illustre Namen aus dem Travel-Bereich dabei sind.

Angedockt haben die Transportanbieter Uber und Lyft, sowie Booking Holdings, die Mutter der Hotelplattform Booking.com. Das kann kein Zufall sein.

Was es wohl bedeutet: Libra wird von Beginn weg relevant sein für Reisende. Weil Uber, Lyft und Booking.com die Währung einbinden in ihre Systeme.

Facebook Diem Was das Digitalgeld von Mark Zuckerberg für die Reisewelt bedeuten könnte
Acht Apps, die heute noch nicht zusammengehören. Aber über die Libra-Association zusammenwachsen werden. (Bildmontage: Internaut)

Wenn nächstes Jahr die zugehörige App Calibra online gehen wird, lassen sich Anwendungen denken, die ich mir 2016 einfach mal so spasseshalber vorgestellt habe.

Das alles könnte bald schon Realität werden:

Facebook Diem: Könnte es so eingesetzt werden?

o Im Flugzeug möchtest Du statt in der Economy-Class lieber im weichen Business-Stuhl sitzen. Du findest jemanden im Business-Teil, der mit Dir tauschen will. Ihr fixiert einen Tauschwert. Du bezahlst das gleich per Libra.

o Oder die Airline bietet Dir unterwegs ein Upgrade an – mit einem Wisch oder Fingerabdruck bezahlt. Oder mit einem Augenzucken.

o Lokalwährung wechseln vor Abreise? Oder erst nach Ankunft? Fragen und Sorgen von gestern. Weil Libra in den meisten Ländern funktioniert.

o Mit dem freundlichen kasachischen Paar, das Du auf Deiner Bahnreise nach Lyon kennen gelernt hast, teilst Du Dir nach Ankunft gleich auch noch das Taxi. Deinen Teil überweist Du dem Paar aus Astana per Libra.

o Beim Nachtessen in Tiflis fällt Dir ein, dass Du der sympathischen Person, welche die Stadttour geleitet hat, gar kein Trinkgeld gegeben hast. Du holst es nach – per Libra.

o Du hast in Deinem Hotel in Kathmandu Freundschaft geschlossen mit lokalen Angestellten, die Du auch nach der Heimreise dann und wann unterstützen möchtest. Bisher aber war der Geld-Transfer mühsam oder teuer. Oder mühsam und teuer. Per Libra geht das einfacher und günstiger. 

Facebook Libra komplett frei von Missbrauch?

Ehrlicherweise kann das heute noch kein Mensch sagen. Aber die Erfahrung lehrt natürlich: Wenn viele Menschen mit viel Geld zu tun haben, ist leider immer der eine oder andere darunter, der sich irgendwelche Vorteile verschaffen will. Auf Kosten der anderen.

Natürlich ist nicht auszuschliessen, dass es mit einer neuen Weltwährung auch zu Datendiebstahl kommen wird, zu gemeinen Hacker-Attacken und Missbrauch in jeder menschlich nur erdenkbaren Form.

Facebook selber, in Kombination mit der Libra Association, müsste eigentlich alles Interesse daran haben, dass Datenschutz und Datensicherheit höchste Priorität haben. Sollten auch nur wenige Dinge schief laufen, dann wäre das quasi die Rückseite der Medaille.

Eine Rückseite, die man aber mit jedwelcher Währung verknüpfen kann.

Aktuell mag ich mich jedenfalls lieber freuen auf eine aufregende Payment-Zukunft als mir in den schlimmsten Farben auszumalen, was da alles an Fakereien und Mauscheleien auf uns zukommen könnte.

Zumal ich aktuell ganz andere Sorgen habe: Wie, verdammt, bringe ich nur dieses giftrote Benachrichtungsmönsterli weg von meiner Facebook-App?

Facebook Libra: Warum mich Facebook so oft nervt. Und ich trotzdem etwas Gutes an Libra oder Facebook Diem sehe
Hört das denn nie auf? Schon wieder so eine rote Anzeige auf der Facebook-App. Nein, das hört nie auf. (Bildmontage: Internaut)

Update Facebook Diem

Wie anfang Dezember 2020 bekannt wurde, wird die Facebook-Kryptowährung umgetauft. Statt Libra heisst sie nun Diem, also wie der Akkusativ des lateinischen Wortes für «Tag».

Womit wohl eine Verbindung zum geflügelten Wort des «Carpe diem» hergestellt werden soll, «nutze den Tag.»

Im Frühling 2021 wird bekannt, dass Diem seinen Sitz von Genf in die USA verschiebt. Damit verbunden ist auch ein Wechsel beim Set-Up. Statt auf einen Korb von mehreren Währungen zu stützen, wie das usrprünglich geplant war, soll der Stablecoin nun an den US-Dollar gekoppelt werden.

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Autor:in

Andreas Güntert

Andreas Güntert

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Seit 1994 erforscht und beschreibt Andreas Güntert hauptberuflich als kritischer Sympathisant der Wirtschaft die Schnittstellen von Konsum, Gesellschaft und Reise-Industrie. Als Reiseblogger der Internaut lotet er das Reise-Internet aus. Der Internaut ist ein Storyteller – unabhängig, munter, pointiert. Und immer seinen Leserinnen und Lesern verpflichtet.

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