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Home 9 England 9 Übernachten im Pub: Pint, Pie and Pfusen

Übernachten im Pub: Pint, Pie and Pfusen

Datum

22. April 2017

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Warum Pub-Besuche gesund machen. Und wie man sich neuerdings in englischen Pubs betten kann. Aktenzeichen: Stay in a Pub.

Womit verbinden Sie Namen wie «The White Lion», «The Prince Albert» oder «Kings Arms»?
Jede und jeder, der schon mal auf den Britischen Inseln war, weiss: Das sind typische Namen für Public Houses, oder kurz: Pubs.

Orte also, wo der Brite hingeht für ein Dart-Spiel. Für einen Schwatz. Für eine Pie, eine englische Pastete, unter deren Teigdecke die interessantesten Dinge versteckt sind.

Begleitet wird Dartspielen, Plaudern und Pie-Essen natürlich immer von einem Bier. Echte Kerls ordern ein Pint (568 Milliliter), Schwächlinge wie ich «Half a Pint» (284 Milliliter). Das Pub war ist und bleibt dem Briten die gemütliche Mischung aus externem Wohnzimmer und Trinkhalle. Aber es ist, wie die staunenden Insulaner kürzlich erfuhren, noch viel mehr als das.

Übernachten im Pub. Dort, wo das gesunde Leben wartet. 

 «Der Besuch eines Pubs macht Sie gesünder und glücklicher», meldete die  «Daily Mail» kürzlich, und alle anderen Blätter stimmten ein in das Lied, dessen Strophen ihnen die renommierte Oxford-Universität geliefert hatte.

Tatsächlich hatten die Gelehrten (die sich wohl selber gerne auch gerne an einem Pint festhalten) in einer Studie herausgefunden, dass der moderate Alkohol-Konsum im geselligen Kreise der Gesundheit diene.

Oxford-Professor Robin Dunbar (er kennt sich auch in der Affenforschung aus) erklärte die erstaunliche Rolle des Pubs dem Boulevardblatt «The Sun» relativ einfach: In Zeiten, da Menschen vermehrt vor dem Computer vereinsamten, sei es als gesundheitsfördernd anzusehen, wenn sie sich in der Realität träfen.

Statt zu Hause zu surfen sei es wesentlich besser, sich mit Menschen zu umgeben. «Freundschaften zu pflegen und sich in Gesellschaft aufgehoben zu fühlen, sind wahrscheinlich die zwei wichtigsten Faktoren für unsere Gesundheit.»

Demnach haben jene Menschen am meisten davon, die nahe bei einem Pub leben. Was dann zu dieser Headline führte: «The Power of the Pub».

Übernachten im Pub: Englische Tourismus-Offensive Stay in a Pub

Übernachten im Pub: Da legst dich nieder. Vielleicht auch deshalb, weil Du nicht mehr stehen kanns. (Bild: Screenshot)


Wohl meldeten sich ein paar wenige Briten in Online-Kommentaren Zweifel an und lamentierten, dass die Studie von einer Bier-Organisation teilfinanziert worden sei.

Aber die meisten liebten die Story heiss – und auch den Titel, welchen der «Independent» setzte: «Ins Pub zu gehen ist offiziell gut für dich.»

Wenn Pub-Aufenthalte schon soo gesund sind: Am besten gleich übernachten dort

Wer die Studie so richtig ernst nimmt, möchte wohl gar nicht mehr heimgehen. Genau hier setzt ein touristischer Service ein: Übernachten im Pub.

Die Organisation Stay in a Pub listet eine Vielzahl von Pubs in Grossbritannien auf, die auch Zimmer anbieten. 6000 Pubs sollen es mittlerweile sein, die für übernachtende Gäste offen sind. Zum Pint und zur Pie gesellt sich also lautmalerisch ein Schweizerdeutsches «P»: Das für Pfusen.

Übernachten im Pub: Wie ist das wohl mit dem Geräusch-Level?

Wenn ich nächstes Mal auf den Inseln weilen werde, möchte ich das gerne testen. Gleich innerhalb einer dieser ur-englischen Gesundheitsbrunnen zu übernachten, tönt natürlich sehr verlockend.

Wie es dann ist, wenn man einschlafen möchte und sich draussen lautstark wiedergenesene Menschen voneinander verabschieden, mit neu gewonnener Kraft Autotüren zuschlagen oder dem Pub ein schräges Lobeslied singen?

Ganz einfach wird das wohl nicht. Am besten wird es wohl sein, wenn Leute wie ich die Dosis erhöhen. Statt ein halbes liebes ein ganzes Pint trinken. Das soll ja wie Medizin wirken.

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Autor:in

Andreas Güntert

Andreas Güntert

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Seit 1994 erforscht und beschreibt Andreas Güntert hauptberuflich als kritischer Sympathisant der Wirtschaft die Schnittstellen von Konsum, Gesellschaft und Reise-Industrie. Als Reiseblogger der Internaut lotet er das Reise-Internet aus. Der Internaut ist ein Storyteller – unabhängig, munter, pointiert. Und immer seinen Leserinnen und Lesern verpflichtet.

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